Sonntag, 27. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1634


Bei manchem dürfen Dichter die ersten sein. Eines davon ist die Individualität. Ein Mensch, der sich selbst nicht als Individuum zu verwirklichen sucht, ist noch kein Dichter - und sei es, dass er für Verhältnisse sein Wort einsetzt, die Individualität erst möglich machen. Meiner Meinung nach sind dies die heutigen noch nicht. Sehr unpoetisch muss ich also etwas für meine Position tun: "Kündigung eines Pachtvertrages" ...
Unabhängig davon (?!) geht es weiter mit "Voran zur Natur" ..."Trauriges Kampflied" ... Wer da sagt, das Gedicht kenne ich, dem sei Trauriges gesagt: Der Verlag, der die Gedichte im Band "worträume" vertrieb, ist aufgelöst. Restbücher gibt es bei mir ... alle Rechte liegen wieder bei mir ...



.Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":


...Aber eine Spur in der Sikrobensache hat keiner“, murrte Jens. „… Vielleicht stimmt´s. Sollen sich Leute darum kümmern, die die Mittel dafür haben. Grundsatzdiskussionen dieser Art höre ich jeden Tag. Dafür habe ich euch nicht eingeladen.“ Jens beobachtete seine Gesprächspartnerinnen. Würde es später einen besseren Moment geben? Was hatten die Kugeln mit den Zwillingen zu tun? Wenn er nur eine Idee hätte … Er versuchte es trotzdem. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, die Kugelbesitzer aus Näswerder zusammenzuholen. Ich bin nämlich auf etwas Seltsames gestoßen …“ Dann erzählte er drauflos von den Hornissen auf seinem Grundstück und dass er sicher sei, seine Kugel stecke dahinter.
Zumindest mit der Art zu erzählen erwies sich Jens nicht als fesselnder Unterhalter. Dabei hätte die Story eigentlich ein angenehmes Gruseln hervorrufen müssen. Oder lag es einfach nur daran, dass alle am Tisch auf eine andere Sache warteten? Belustigt beobachtete Petra Janine. Die presste die Kuppen ihrer Finger aufeinander ohne hinzusehen. Auch Petra erwartete, dass Jens endlich etwas zu den beiden Zwillingspärchen sagte. In gewisser Weise beneidete sie Janine inzwischen. Konnte die Sorgen haben! Ein zehn Jahre zurückliegender Seitensprung! Ein müdes Lächeln … Na, an Janines Stelle vielleicht nicht, aber trotzdem. Nur, wenn es keinen biologischen Zusammenhang zwischen den Zwillingspärchen gab – und da war sich Petra ja sicher - welchen dann? Ein billionstel wahrscheinlicher Zufall? Welcher? Jens als heimlicher Samenspender, und diese Spermien waren zufälligerweise ausgerechnet bei ihr gelandet? Nein, umgekehrt: Jochen als anonymer Samenspender und … ? Unsinn, die Kinder hätten einander trotzdem nie derart ähnlich gesehen … Ihre Kinder schienen identisch. Ihre Kinder? Waren ihre nicht natürlich? Quatsch. Sie wusste genau, wann sie gezeugt worden waren und wie natürlich. Oder?
Jens erzählte weiter über die Ätzerkatastrophe. Sie habe in den letzten Tagen alle Kraft seiner Dienststelle gebunden und auch zu Hause sei sie ewiges Gesprächsthema gewesen – sogar soweit, dass er bis in die Nacht hinein in Berlin festgesessen habe und seine Familie wissen wollte, was an den Horrormeldungen wirklich dran wäre. Die Beratungen der Einsatzkräfte? Klar sei er auf dem Laufenden. So sei er ja auch auf den Namen Rahman Parchmann gestoßen.
„… Plötzlich hatte ich einen Anlass, nach euch zu fahnden.“
Rahman?“, vergewisserte sich Petra.
Ja, darauf komme ich noch zurück“, sagte Jens. „Ein Stück vom Chaos in Berlin ist selbst gemacht. Bisher sind mehr Menschen totgetrampelt, erschlagen und im panischen Aufbruch überfahren worden als siliziert. Nach einer Woche haben wir jetzt endlich etwas System in die Evakuierungen bekommen. Nur die Sikroben vermehren sich pausenlos. Wenn nicht bald etwas gegen sie gefunden wird, also ich weiß nicht, wie das enden soll.“
Siehste, die Leute sind selbst schuld. Wenn sie sich nicht genug kümmern, trifft sie eben der Schaden. Die Letzten beißen die Hunde. Oder eben die Sikroben.Es zeigt sich wieder mal, dass sich nur die durchsetzen, die die Übersicht behalten. Leistung und Disziplin. Sich nicht kleinkriegen lassen, wenn´s scheinbar nicht weitergeht. Dann geht es eben doch weiter. Ich mal mir jedenfalls nicht aus, dass in ein paar Wochen das alles hier ein erstarrter Dreckfleck sein könnte. Panik ist immer sinnlos. Ich …“ Petra lauschte auf die Geräusche der Mädchen im Hintergrund. Die schienen miteinander zu spielen, als täten sie das schon jahrelang.
Dreckfleck ist gut … Es ist leicht auszurechnen, wie schnell die Ätzer sich ausbreiten, wenn sie nicht gebremst werden. Bald sind sie hier. Wenn auch noch nicht in der nächsten Woche.“ Jens lachte etwas gekünstelt.
Ich weiß. Bevor ich mich hierher getraut habe, habe ich eine Computersimulation zur weiteren Ausbreitung der Sikroben abgerufen.“
Und welche Überlebenszeit gibt dein System der Erde insgesamt?“       ...

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