Mittwoch, 23. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1630


Der Versuch, Physik, Astronomie, Lyrik und etwas Stammtisch-Philosophie unter einen Hut zu bringen, ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Trotzdem konnte ich ihn mir bei "Urknall B" nicht verkneifen. Da wollte etwas gesagt sein, was vielleicht einfach zu banal ist ...
Noch lässt es sich sicher vermeiden, dass in Bälde unsere Hunde "von der leine" sind ...

Nebenbei sei daran erinnert, dass ich mich um eine Verlagsheimat für das inzwischen wieder etwas überarbeitetes Manuskript von "Die sieben Kugeln" bemühe, dessen Teil 1 nunmehr "Invasion der Sikroben" überschrieben ist. Ich setze es trotz der Änderungen an der Stelle fort, an der ich "Stochern im Nebel" unterbrochen hatte:

... 

Zwillinge im Doppelpack


Petra hatte als Kind die Idee gehabt, die eigentümlichen Kugeln könnten aus dem Welt­raum gekommen sein. Später konnte sie sich nicht mehr vorstellen, ohne gründliche Untersuchung schnelle Schlüsse zu ziehen. Aber das hieß ja nicht, dass sie nicht kreativ geblieben wäre. Ihr Ideal waren allseitige Genies. Im Geheimen hoffte sie, ein Michelangelo der Neuzeit zu werden. So begann sie nach der Schule gleich mehrere Studien nebeneinander. Bionische Systeme, Randgebiete der Elektronik und Informatik. Bis zur Geburt ihrer Zwillinge verlief ihr Leben trotzdem fast normal. Sie lebte mit ihrem Jochen in der Erwartung, mit ihm alt zu werden. Dann aber platzte die Beziehung. Aus­gerechnet die Zwillinge waren der Anstoß dafür. Aus Jochens Sicht hätte Petra selbst­verständlich nach ihrer Geburt die Karriere als Wissenschaftlerin unterbrechen oder zu­gunsten ihrer Mutterrolle wenigstens wesentlich einschränken müssen. Genau das aber wollte Petra Herbst nicht. Die Kinder zu vernachlässigen kam ihr nicht in den Sinn, aber natürlich nicht zu Lasten der Wissenschaft. Wenn nicht mit Jochen, dann eben ohne ihn. Warum sollte sie ständig Kompromisse erbetteln? Sie warf ihn raus. Vielleicht war die Schlussfolgerung aus den Monaten des Streits etwas übertrieben – und sie hätte sie auch nie so ausgesprochen – aber irgendwie war sie danach überzeugt, dass es offen­bar nur einen Menschen gab, auf den sie sich voll und ganz verlassen konnte. Sie selbst.
Sie bereute nichts. Nur ihren Töchtern gegenüber hatte sie immer ein wenig ein schlechtes Gewissen. Es fehlte bei einem Tag mit 24 Stunden ständig an gemeinsamer Zeit. Die Fortschritte, die die Mädchen in ihrer Entwicklung machten, waren einfach zu wenig Ergebnis der mütterlichen Arbeit. Dagegen war ihr Forschungslabor ein sichtbarer Erfolg. Petras Dissertation hatte zu den besten der zurückliegenden zehn Jahre gehört. Als sie trotzdem kein lukratives Angebot bekam, kehrte sie der Universität den Rücken und machte sich selbstständig. Marcus hatte sie schon während des Studiums kennen gelernt. Er wurde ihr erster Assistent. „Also, wenn ich die Chance hätte, für den Durch­bruch voll zuzuschlagen, dann würde ich natürlich selbst ... Aber du bist besser, und da stell ich mich lieber in deinen Windschatten. Du wirst mir schon genug von deinem Erfolg übrig lassen.“ Petra fragte sich manchmal, ob Marcus heimlich in sie verliebt war. Wenn ja, so zeigte er es zumindest nicht offen – und sei es, weil Petra dieses Gefühl nicht erwidern würde. Das wusste er. So blieb er der erste unter inzwischen vier männlichen Assistenten, die sich gern ihrem strengen Regiment unterzogen. Ein wenig genossen beide ihre merkwürdige Beziehung, die etwas von Sherlock Holmes und Watson an sich hatte, nur dass Petra ihre aufkeimenden Ideen eben an Marcus´ Reaktion prüfte.
Andauernd wähnte sich Petra kurz vor dem Durchbruch. Es erschien ihr selbstverständlich, dass sie die Erste wäre, die die Fähigkeit des menschlichen Gehirns zum kreativen Lernen in die Steuerung komplexer technischer Systeme übertrüge. Und zwar vollständig. Damit eine jahrhundertelange Diskussion über den menschenähnlichen Computer endete. Bevor es aber so weit war, übernahm ihr Labor auch Aufgaben, die mit dieser Thematik nichts zu tun hatten, wenn nur der Auftraggeber vernünftig bezahlte. Leider brauchte Petra immer Geld. Wenn ihr doch endlich etwas ge­länge, um unabhängig zu werden, wenn sie doch endlich eine echte Chance bekäme! Sie würde nicht zögern. Sie würde siegen. Wie oft lief sie wie eine Tigerin im Käfig umher und erträumte laut ihren Durchbruch. Marcus stimmte ihr meist in bedächtigem Ton zu. „Was sollen wir denn tun?“ war dabei sein Lieblingsspruch. Aber Petra erwartete auch nicht wirklich Antworten auf ihre Fragen. 
...


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