Mittwoch, 10. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1791

1. Prosa

Slov ant Gali: Planet der Pondos (8)

... Unschlüssig stand Uljana neben ihrem Schlafplatz. Sollte sie sich nicht lieber etwas überziehen? Aber wozu eigentlich? Es war warm in der Halle. Fünfundzwanzig Grad Celsius. Und im Moment interessierte sich niemand für ihre Nacktheit.
Dreihundert dicht nebeneinander aufgereihte Behälter. Jeweils einhundertfünfzig auf jeder Seite des Ganges. Schlie?lich gehörten je drei­hundert Personen zur Besatzung der kleinen Expeditionsschiffe: Hundertfünfzig Stammmitglieder, die ihre Teilnahme voll bezahlt haben, und hundertfünfzig Partner, die ihnen der Computer zugeordnet hat, einschlie?lich Mannschaft, hatte Debbie erklärt.
Diese schlauchförmige Halle. Nirgendwo etwas Anheimelndes. Ein Bild an den Wänden zum Beispiel. Uljana erschauderte.
Ihr Kontrollkasten zeigte weiter beruhigende Kurven und Zahlen über ihren Zustand an­. Sie nahm es zur Kenntnis. Die Angst blieb.
Wenige Schritte zum benachbarten Behälter. Ein Blick auf die Insassin. Dort lag wirklich Uljanas Mutter. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, ob als eine sorgfältig präparierte Leiche oder als eine Eingefrostete. Tante Elvira, grauste es Uljana, hatte genauso ausgesehen, als sie sich alle von ihr verabschiedet hatten. Allerdings war die Tante damals in ein langes Kleid gehüllt und ihre Hände schienen einen Blumenstrauß zu halten.
Was könnte beweisen, dass diese Frau da nicht tot war? Am liebsten hätte Uljana den Deckel hochgeklappt und die Mutter in die Arme genommen. Aber wie hätte sie Debbie ermahnt? Mädchen, mit einem falschen Handgriff richtest du mitunter einen nicht wieder gut zu machenden Schaden an.
Vielleicht hatte sie etwas übersehen? Uljana ging langsam von einer Schale zur anderen und musterte die Einstellungen der Kästen, die die Lebensfunktionen der Eingefrosteten überwachten. Vielleicht zwanzig überprüfte sie gründlich. ?berall dasselbe: ?ber die Monitore kroch eine gerade Linie am Nullpunkt entlang, und die Digitalanzeigen standen ebenfalls auf Null. Uljana hatte mehrere Filme gesehen, wo dies den Tod des Patienten angezeigt hatte. Allerdings war das immer mit einem durchdringenden Alarmton verbunden gewesen, bis die Apparate abgeschaltet worden waren. Hier gab es allein dieses unmerkliche Hintergrundbrummen, dass man nur hörte, wenn man, wie Uljana jetzt, still lauschte.
Uljana lief erneut von Platz zu Platz. Dann wieder zurück. Hatte nicht auch das Schneewittchen in einem Sarg mit gläsernem Deckel gelegen? Wie tot?
Was nun? Niemand hatte es für nötig erachtet, die Kinder in die Reanimationsabläufe einzuweisen. Uljana streckte mehrmals einen Finger in Richtung auf den grünen Button. War etwas schlimmer als hilflos da zu stehen und nicht zu wissen, was zu tun war?
Mum, sag doch was!“

Als Antwort erschien Uljana das gleichmä?ige feine Summen im ganzen Raumschiff jetzt deut­licher und lauter.  ...

***

2. Die "Gedichte des Tages":

Manchmal muss man es einfach herausbüllen, "Welch Hunger" auf Leben und schaffen einen gepackt hat. 
Andererseits ... Worauf Roger Suffo mit "selbstlos" anspielt, erschließt sich mir zumindest nicht auf Anhieb - das kann aber auch daran liegen, dass ich einen "doppelten Boden" erwarte ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower