Donnerstag, 18. Juli 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1797

Erstens: Prosafortsetzung:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (15)

... Nichts verriet, wie viel in diesem Raumschiff defekt war. Das war nur durch Probieren herauszubekommen.
Uljana erschrak. Hatte sie nicht gerade jemanden zum Testobjekt gemacht, der für die anderen sterben müsste, sollte sie falsch schalten? Aber wenn das die einzige Chance war, eine sichere Entscheidung zu treffen? Für die fast 300 ?brigen?
Vielleicht gelang es doch, das Computersystem zu überrumpeln und Zugang zu den gesperrten Daten zu bekommen? Vielleicht bei den Erste-Klasse-Passagieren? In deren Kabinen gab es nicht nur eigene Replikatoren, sondern auch eigene Systemzugänge. Wenn der zentrale Analysecomputer ihr Zugang und Existenz verweigerte und in diesem Saal das System nicht auf ihre Stimme ansprach, brauchte das von dort aus nicht genauso zu sein.
Im Hauptfahrstuhl hatte Uljana plötzlich Hemmungen. Sie erinnerte sich, dass die Kabinen nach dem Rang der Reisenden nummeriert waren. Nummer eins wagte sie nicht zu sagen. „Kabine zwei!“ musste reichen. Letztlich lagen beide auf derselben Ebene.
Die Wandpolsterung in dem Gang war in lindgrün gehalten. Uljana ging an einer verschnörkelten 8, einer 6, und der 4 vorbei. Da war die 2, aber nun wurde sie sich ihres Fehlers bewusst. Sie hatte das Gefühl, als grinste sie das kleine runde Auge für den Zugang spöttisch an. Versuche nur, ob du den Sensor repliziert bekommst…
Warum griffen die hier auf ein solch antiquiertes Sicherheitssystem zurück? Na ja, die moderneren Akustiksperren waren noch schlimmer. Dort hätte sich die Tür nur nach Stimmenvergleich mit dem autorisierten Bewohner geöffnet. Bei Fremdzugang also nur nach Anruf beim Berechtigten und dem Vergleich der Rufzeit. Egal! Runter in die 147. In ihre eigene Kabine lie?e sie das System ja wohl hinein.
Als sich die Tür ihrer Wohneinheit hinter ihr schloss, war Uljana au?er Atem. Wütend über ihren Denkfehler war sie das Stück gerannt und nun…
„Ist hier der Computer in Betrieb?“ fragte Uljana.
„System aktiv.“
Sollte sie sich an den Schreibtisch setzen? Oder auf einen der beiden Sessel? Jetzt also von vorn.
“Ich erbitte die Schaltkombination zur mechanischen Auslösung der Weckautomatik für die Passagiere der New Home.“
Der Satz klang richtig wie von einem Erwachsenen.
„Keine Zugangsberechtigung.“
Also leider auch das von vorn. War denn der Schleife überhaupt nicht zu entkommen? Es einfach mit einem Notfall zu probieren hatte sicher keinen Sinn. Aber vielleicht ... Der Computer hatte logisch zu reagieren. Die Zielstellung der Expedition Siedeln auf einem Planeten war ihm das Wichtigste.
„Ich werde hier ohne Nachwuchs sterben.“

Uljana sagte es betont laut. Eigentlich war dies ein Fall, der der Bestimmung des Systems widersprach. Ein Not-Fall? Einen Moment schwieg der Computer. Uljana hoffte wieder. Ein Glück, dass ihr das mit dem Nachwuchs eingefallen war. Natürlich starb sie irgendwann auf jeden Fall. Wie weit der Hauptcomputer Zugang zu ihren Körperfunktionen hatte, war schwer zu sagen. ...




***

Zweitens: Gedichte des Tages von morgen:

Nur auf interne Weise sind die heutigen beiden Gedichte aktuell: Sie waren gestern die Kandidaten zum Durchdiskutieren im Friedrichshainer Autorenkreis. Dafür wiederum wurden sie ausgewählt, weil
- "Katerle" eigentlich hätte bei der FAK-Gartenparty hätte vorgetragen werden sollen und in die "Liebe GmbH" aufgenommen werden soll,
- "Am Ozean dem Stillen" bis zum 11.9. reif zum Vortragen bei einem Programm anlässlich des 40. Jahrestages des Putsches gegen die demokratische Allende-Regierung werden soll. 

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