Montag, 18. November 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1914

.Eine eher stiefmütterliche Behandlung erfahren meist utopische Satiren. Mitunter scheint es, als wollten SF-Fans nicht schmunzeln sondern nur harte Action. Denen wird der "Weltuntergang" mittels "Liebesflöhen" wohl nicht so zusagen:

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Pulices libidinosi (1)


Auch die Frauen müssen wollen, ob sie wollen oder nicht …
Was hatte sich Vögmann alles anhören müssen! Im Vorstand saßen fast nur Männer und Männer waren stets darauf aus, beim Sex ihre Männlichkeit vorzuführen. Lieber halfen sie heimlich mit Chemie nach, als sich niederhängend zu blamieren. Doch was es da an Mitteln gab, hatten andere patentiert. Da konnte man nur hinterherhinken. Aber so dachten die Typen eben.
Dabei … die Pille zur Maximierung weiblicher Lust wäre doch eine wissenschaftliche Spitzenleistung gewesen. Doch war sie für den Konzern zum Reinfall geworden und er, der alte Forscherhase, zum Blitzableiter für Yuppiefrust. Er hätte es doch wissen müssen, zogen sie ihn auf: Entweder waren die Frauen wirklich bereit – dann brauchten sie keine Pillen – oder sie wollten nicht, dann wollten sie eben auch so eine Pille nicht. Ihre Gedanken müsse man(n) vorher auf den Intimbereich richten, möglichst unauffällig, ja, am besten ohne weibliches Wissen und Mitwirkung. Und dann feixten sie, als wäre er der Einzige, den man im Vorstand nicht ernst zu nehmen brauchte.
Was hatte Vögmann nicht alles unternommen. Er hatte seine Konten schon im Speicher des Locus, also des Local cultural Systems, was früher mal das Arbeitsamt gewesen war, abschmelzen sehen, bis er seine Frührente hätte beziehen dürfen. Aber da hatten sich diese Berufsjugendlichen verrechnet. Vögmann hatte lange nach passenden Partnern gesucht, und er hatte welche gefunden. Menschenflöhe (pulices irritans)! Diesen Tieren hatte die Natur einen Sinn mitgegeben für die zum Einstich geeigneten Körperstellen und einen Injektionsstoff gegen Blutgerinnung. Nur verursachte ihr Stich ein zum Kratzen schlimmes Jucken. Das schrie nach Forschung: Dieses Jucken, also, dieses Jucken musste sich doch wohl in ein lüsternes, wohliges Kribbeln verwandeln lassen, oder?
Ein paar genetische Veränderungen an den Flöhen blieben noch zu finden. Wie regte das männliche Forscherhirn die Vorstellung an, den Flöhen könnte der Vaginalbereich als bester Einstichort erscheinen! War das kein wichtiges Ziel? Vor allem eines, das dem Konzern einen kaum erschlossenen Markt eröffnete? Ob sich das nun die Frauen selbst antäten, um sich auf den Männerempfang vorzubereiten, oder ob die Männer die süßen Beißer auf die Frauen ansetzten, war doch für den Umsatz egal. Hauptsache, die Flöhe vermehrten sich nirgendwo anders als in den eigenen Produktions-hallen. Die dafür nötige Technologie gab es längst.
Welch Erfolg: Erste Testflöhe spritzten ihren Wirtsfrauen einen Botenstoff, unter dessen Einwirkung den Probandinnen Liebessäfte sprudelten, dass es ein reines Badevergnügen war.

Das eröffnete einen Wettbewerb um den passenden Namen für die neuen Geschöpfe. Allein das Wort „Floh“ löste ja schon ein unangenehmes Jucken aus! So konnte man die versoffenen kleinen G-Punkt-Kenner wirklich nicht nennen, wenn sie jemand kaufen sollte. Aber „Lustos®“, ja, das klang gut. Dagegen konnte niemand etwas haben. ...
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Auch die Gedichte des Tages" sind morgen nicht für extreme Traurigkeit zu gewinnen:

Liebesgedichte? Was ist das? So hieß es gestern und so könnte es abgewandelt heute auch heißen.
Müssen das nur die Anschmachtereien sein?
Klar, in "Liebe m.b.H." gibt es solche UND solche. Hier kann ich allerdings ein Testgedicht aus der fortgeschrittenen Phase einer Beziehung vorstellen: "Vernunftehe", weshalb ich ein Gedicht aus dem Buch mit einem ähnlichen Traurigkeitsfaktor ausgewählt habe: Slov ant Gali: "Nach der Balzzeit" ...

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