Freitag, 29. November 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1925

Noch ein weiteres Stück "Nicht-Fidel-Prosa" gefällig? Bitte:

Thomas Staufenbiel


Reflexion (2)

... Jeder kennt jeden, Gerüchte oder andere Neuigkeiten verbreiten sich mit einer Geschwindigkeit, die jedes Lauffeuer vor Neid erblassen ließe. Je kleiner die Stadt - und ich rede ja erst gar nicht vom Dorf - desto deutlicher der persönliche Status. Entweder man gehört dazu oder eben nicht.
Meine Mutter, die bereits ihr ganzes Leben in diesem idyllischen Städtchen verbracht hatte, gehörte wohl dazu. Davon zeugten Bekannt- wie Verwandtschaften und ähnliche Verzwickungen, aus denen es sich nur schwer lösen lässt, wenn die Zeit gekommen scheint. Man sprach gemeinsam über die ewige Jugend und versuchte dabei zu vergessen, dass auch hier der graue Alltag längst bittere Realität geworden war. So wurde die Nachkriegsjugendzeit zur blühenden Idylle, Erkundungstouren in zerbombte Ruinen zum Freizeitwahn und Blindgänger ignoriert. Bis letztlich allen klar wurde, sie lebten in einem geordneten Alltag und der forderte seine Pflicht und Schuldigkeit. Mein Vater gehörte wohl nicht zu dieser Kleinstadt. Als Zugewanderter aus dem schönen Harzvorland blieb ihm als Heimat nur die Kaserne der Armee oder die Flucht in diverse Fernstudien und andere Arbeitskreise. Wenn er doch einmal zu Hause war, hörte er seine geliebten Schallplatten und ließ der Illusion den Vortritt. Doch dann gab es Alarm und die Truppe rückte für Tage oder Wochen zu unheimlich heimlichen Übungen aus. Wieder verbrachte er die Nächte in regendichten Mannschaftszelten und lauschte den Tropfen, die durch die Nähte in die darunter aufgestellten Blechschüsseln fielen. Die Tage gehörten ganz dem Schlamm und Dreck einheimischer Wälder, denn wozu hat der Mensch zwei Beine, wenn er auf dem Bauch kriechen kann. Als Vorbild diente hier sicherlich die Schlange. Wollte die Armee auch nichts mit dem Sündenfall zu tun haben, so stand sie ihm doch listig gegenüber.
In unserem Kleinstadtmilieu lief also alles in geordneten Bahnen. Und doch, zwischen dem Grau der Neubauten blitzte der Schutt der letzten Kriegstage allgegenwärtig hervor. Die Alten ergingen sich in endlosen Monologen über ihr Leben, so als ob sie noch immer Steine klopfen würden. Die Jungen lebten unbeschwert in den Tag, den manch einer ihrer Eltern bereits verfluchte. Die Wochenendidylle fand im (Wer hat den schönsten)-‚Strebergarten‘ statt und endete nicht selten im Delirium. Die kleine Kneipe in unserer Straße fand ausgesprochen guten Zulauf, und so kam es oft vor, dass der Wirt erst in den frühen Morgenstunden das Licht löschte. Dann wurde es dunkel. Hatte sich damit etwas verändert? ...


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"Galaktische Gedichte" wäre doch ein guter Titel, oder? "
(Dabeisein ist alles)"  passte jedenfalls gut unter diese Überschrift. Egal. Ich bin dann mal weg zur Steuerschulung. Denn "Vor dem Finanzamt ist (fast) jeder gleich"
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