Montag, 28. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1635


Auf diesem Lyrikblog wurden lange keine "anderen" Autoren vorgestellt. Dabei gibt es eine weit verzweigte Lyrikwelt. Irgendwo dort stoßen wir dann auch aufRoman Reischl, für den "Der sechste Sinn" ... richtig: die Liebe ist. Er schafft nicht nur als Lyriker, sondern auch als Erzähler. Ob er zu einem Stamm-Autor der "Gedichte des Tages" aufsteigt, muss sich erst zeigen, wer mehr von ihm entdecken will, kann das aber schon HIER oder DA ...
Keine Sorge: Die Vorstellung der Kandidaten für das "Umweltschutz"-Bändchen geht weiter: "Am Tipi"


.Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":

Amerika und Tibet gibt es noch lange…“ Petras Lachen klang dabei auch nicht gerade entspannt.
Eine Weile hingen alle still brütend ihren Gedanken nach. In diese Stimmung hinein stürmten die vier Mädchen. Einmal hoch. Einmal runter. „Ist das nicht unheimlich, ent­schuldigt bitte den Ausdruck, wie ähnlich sich die Mädchen sehen? Das kann doch kein Zufall sein … Ich würde mich nicht wundern, wenn Sonja auch mit solchen Zwillingen ankommt.“ Jens sah keine der Frauen an.
Die nahe liegendste Erklärung …“ Janine sah abwechselnd zu Petra und Jens. „War was zwischen euch?“
Nicht, dass ich wüsste.“ Jens sagte das leise. Damit war Petra klar, auch ihm wäre diese überschaubare Erklärung angenehmer gewesen.
So richtig zum Lachen finde ich das nicht gerade. Aber zumindest kann ich dir versichern, Janine, dass ich nie was mit Jens gehabt habe. Auch wenn du das nahe liegend findest.“ Petra drehte sich zu Jens. „Aber vielleicht erzählst du endlich, warum du dieses Treffen gerade jetzt wolltest.“
Wollen wir nicht noch auf Sonja warten? Mehr Kugelbesitzer habe ich sowieso nicht erreicht.“
Erzähl lieber! Ich habe schon verstanden, dass du meinst, alles hängt mit unseren Kugeln zusammen.“ Petra lehnte sich locker zurück. Ein Seitenblick. Aha, Janine hatte die Arme vor der Brust gekreuzt.
Jens´ Blick fixierte eine Hummel, die gerade am Apfelbaum vorbeiflog.
Also, Rahmans Tod gab den letzten Anstoß für die Einladung. Was davor war, war so unglaubwürdig, dass ich mich nicht getraut hätte, darüber zu reden. Nicht einmal mit Janine. Dabei war sie eines der Opfer. Bis vorhin hab ich immer noch gezögert, über­haupt darüber zu sprechen. Aber nun weiß ich, es gab da etwas, was wir unbedingt klä­ren müssen. Etwas, was ich bisher für einen Rausch, eine Halluzination oder so gehal­ten habe. Aber die Zwillinge sind wohl wirklich keine Sinnestäuschung. Ihr Anblick hat mich genauso überrascht wie euch … oder nicht ganz so … Und mit den Sikroben ist ja etwas aufgetaucht, an das wir vorher nicht geglaubt hätten. Zumindest …“ Jens machte eine Pause. In diesem Augenblick hörten alle ein sanft anschwellendes Brummen. „Das wird Sonja sein.“

Für die beiden Zwillingspärchen folgten herrliche Stunden. Gelegentlich stürmten sie hoch zum Haus, das Jana zum „Hexenhaus“ erklärt hatte, dann dämpften sie instinktiv ihre Lautstärke, als gelte es, einen Gegner auszukundschaften. Sie holten Saft und Kuchen und für jeden ein Eis aus dem Kühlschrank und verschwanden wieder am See. Tina hatte noch nie eine Badestelle erlebt, die so versteckt lag. Schade, dass sie noch nicht gut genug schwimmen konnte. Aber es machte auch so Spaß, von Leonies Schultern zu springen.
Einmal irritierte sie der Blick der fremden Frau. Petra und Janine hatten sie herangerufen, ihre Namen genannt und nicht verwechselt, warum auch immer, Und diese Sonja starrte sie an wie Gespenster.
Spielt ruhig weiter!“ Janines Aufforderung ließen sie sich nicht zweimal sagen. Schon waren sie den Blicken der Erwachsenen wieder entkommen.
„… Fest steht: In den letzten zehn Jahren bin ich Petra nie begegnet. Die Kinder ähneln sich aber wie eineiige Vierlinge. Also ist das hier ein Wunder. Es wäre schon Zufall genug gewesen, wenn alles weibliche Zwillinge gewesen wären. Du hast ja auch welche, Sonja. Aber als ich die Idee für unser Treffen hatte, wusste ich das noch nicht. Da beschäftigte mich etwas Anderes. Sagt mal, habt ihr irgendwann einmal etwas Unge­wöhnliches mit Insekten erlebt?“
Jens sah dabei Sonja an. Die schüttelte mit dem Kopf. Sie war allein gekommen Petra hatte Sonjas Blick genauso bemerkt wie die Mädchen. Irgendwie ahnte sie im selben Moment, dass Sonjas Töchter den vieren hier gleichfalls glichen. Sie hörte nur halb hin, wie Jens zum zweiten Mal seine Beobachtungen mit der Kugel und den Hornissen schilderte. Merkte Jens denn nichts? Merkte er denn nicht, dass es in Sonjas Hirn arbeitete wie vor wenigen Minuten in ihrem? Dass sie ihre Fassung verloren hatte und nicht zuhören konnte? Petras Gedanken irrten ab: Als sie damals schwanger war, hatte sie Rahmans Kugel wohl noch gehabt. Das war dermaßen verrückt – hätte sie das ver­dammte Ding bloß gleich weggeworfen …
...



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