Bei Thomas Reichs Gedichttitel "Türloch" fiel mir sofort jene meist unfreundlich gemeinte Floskel ein "Weißt du, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat?" oder so ähnlich. Es ist beängstigend, wie viele Bilder Vereinsamung und Entfremdung hervorbringen, dieses Zerren und Es-geht-nicht-mehr. Trotzdem bleibe ich im konkreten Fall, dass im Mühen um adäquate Wiedergabe ein grammatischer Fehler zurückblieb ...
Nach einer technisch bedingten Pause nehme ich hiermit den begonnenen Gedanken wieder auf, Gedichte unter dem Arbeitstitel "Voran zur Natur" (nicht zurück ..., Herr Rousseau ...) zu sammeln. Ich war vor ca. zwei Monaten bis "Laika" ...
Weiter geht es mit der SF-Fortsetzungsspielerei:
Slov ant Gali: Verbannt (4)
... Es war ein vielstimmiges Konzert an
neuen Bildern, dass sie einander irgendwann überlagerten. Er war
eben kein Journalist, der so klar beschreibend denken musste, er war
… aber das war etwas, was er getrost vergessen konnte und musste.
Jetzt war er nur noch Familienvater.
Der Gedanke war beim ersten Anlauf noch
zu schwach. Offenbar war er ein zweites Mal eingeschlafen und nun war
das Aufwachen irgendwie anders, entspannter. Er hatte sich
entschieden. Es mochte sein, dass die Entscheidung falsch gewesen
war. Sie waren sich aber einig gewesen. Und diese eine Entscheidung
ließ sich nicht einmal ansatzweise korrigieren. Es war besser, er
fand sie weiter gut, auch wenn er einmal einsehen sollte, dass sie
das endgültig Falscheste war, was er in seinem Leben jemals getan
hatte. Aber hatten ihm nicht Tannys leuchtende Augen schon 150 mal
Recht gegeben? Dass Falk begeistert sein würde, hätte er nicht
bezweifelt. Falk war fast 15 und ein nach uraltem Rollenbild
typischer Junge. Er war von allem Technischen begeistert, von allem,
was sich schnell bewegte, und von Fremdem sowieso. Dass er also
irgendwie an die Leine genommen werden musste, damit er nicht
hemmungslos alle Leute, die äußerlich etwas mit dem Transfer zu tun
haben konnten, wie ein neugieriger Elfjähriger Löcher in den Bauch
fragte, bis sie vergaßen, woran sie gerade gearbeitet hatten, war
klar. Für ihn waren die Bilder beim Verlassen der Erde, die kleinen
Shuttles, all das, was an ihm, dem eher weniger an Technik
begeisterten Vater wie in einem überlangen Film in Fremdsprache ohne
Untertitel vorüber gelaufen war, lange entbehrtes Nass für einen
Schwamm. Der Junge würde ihm bestimmt noch bestimmte Geräte zu
erklären versuchen, die ihm in der Masse von Technik nicht einmal
aufgefallen waren. Aber Tanny? Wenn Tanny nicht schon ausreichend
niedlich geklungen hätte, hätte man sie bestimmt Püppi oder so
gerufen. Solange sie noch nicht die Pubertät erreicht hatte, war das
ja nicht schlimm. Danach … Ob sie dann immer noch Freude an jeder
weiteren Schleife und Rüsche haben würde? Also mädchenhafter süß
konnte wohl keine andere Tochter sein. Aber auch sie hatte sich
umgesehen, als wäre ein konvertioneller Rückstoß-Raketenantrieb
viel niedlicher als die gelungenste Puppe. Für ihn, Joseph Fraser,
war das die Befreiung. Mit der kleinen Schwester hatte der große
Bruder endlich einmal ein geeignetes Opfer gefunden, das mit
unerklärlicher Ausdauer und meist halb geöffnetem Mund all seine
technischen Erklärungen verfolgte. Es war belanglos, dass sie im
glücklichsten Fall fünf Prozent davon verstand. Endlich war die
Kleine nicht nur etwas, was der Große mit Inbrunst zu beschützen
hatte, sondern zugleich auch noch die Erfüllung seines heimlichen
Wunsches, einen Bruder zu haben, der seine Leidenschaften teilte.
Wahrscheinlich hatte sie anfangs ein paar Verständnis suggerierende
Fragen gestellt. Jedenfalls waren die beiden ein Geschwisterpaar, wie
es sich Eltern nur selten zu erträumen wagen. Zumindest, seit sie
alle aus ihrem Auto gestiegen waren und damit das letzte verlassen
hatten, was zur alten Erde gehörte.
Jeanny hatte sich an ihn geschmiegt und
für Augenblicke schienen verschüttete Honeymoon-Träume wieder
frisch. Irgendwann waren sie dann alle erschöpft. Der Flug zum
eigentlichen Raumschiff war bedrückend gewesen. Lange hatte er
gedauert, eintönig war er, eng war es gewesen. Joseph hatte sich auf
jede Schlafpille gefreut, dieses Gefühl, zur Ruhe zu kommen, gleich
wieder eine Runde schlafen zu können und ein paar Stunden wären
unbemerkt vergangen. Und dann, dann kam die Vorbereitungsprozedur zum
eigentlichen Start. Diesmal sollten sie sich auf einen ausgiebigeren
Schlaf einstellen. Wenn sie aufwachen würden, sollte die Phase mit
starkem Andruck zu Ende sein. Von da an sollten sie im Normalfall
kaum etwas vom Flug bemerken. ...
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