Samstag, 26. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1633


Soll man etwas bleiben lassen, was man nicht kann? An "Die Ballade von Lucy Jordan" bin ich gescheitert. Das heißt, ich wollte mich ursprünglich an einer singbaren Nachdichtung versuchen. Einziges Ergebnis: Die Hochachtung vor den Nachdichtern ist weiter gewachsen. Allerdings ist selbst der Versuch angreifbar, den Text zu übersetzen. Trotzdem würde ich jedem zu solchen Versuchen raten - es schärft einfach das Sprachgefühl ... Und hier habe ich den O-Text eingefügt ... und man kann das Lied hören ... und vielleicht verstehen ...
Zu diesem Werk passt natürlich nur der folgende Titel:  "Fliegender Fatalismus" ... aber natürlich nicht der Text ...

Übrigens möchte ich nicht über Thomas Reich spotten, wenn ich ihm gratuliere, mit dem Lyrikband "Automatenliebe" unter die ersten 70000 der Amazon-Bestsellerliste vorgestoßen zu sein ... unter ALLEN Büchern (http://www.amazon.de/dp/1481937804).
Insofern also ein Hinweis, dass inzwischen auch "Zwischen den Laken" ins Rennen gegangen ist (http://www.amazon.de/dp/1481941690) 



Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":


... Tatsächlich ähnelten die beiden Zwillingspärchen einander so sehr wie eineiige Vierlinge. Während die Frauen den Mädchen noch entgeistert hinterhersahen, murmelte Jens für sich: „Das also auch noch.“ Laut rief er: „Da haben wir ja einiges zu bereden.“

Jens half Petra, die Sachen aus dem Auto ins Gästezimmer zu tragen. Sie waren gerade fertig, da tauchten die vier Mädchen wieder auf der Treppe auf. Janine hatte zugestimmt, dass Sina und Leonie bei Jana und Tina draußen im Zelt übernachten durften. Alle vier sagten begeistert zu, sich zu benehmen, und von nun an hörte man sie nur noch gelegentlich im Garten toben.
Die drei Erwachsenen saßen nachdenklich auf der Bank an der Hauswand. Janine sah die ganze Zeit zu Jens hinüber. Spiegelbilder ihrer Töchter. Von einer Schulkameradin ihres Jens vorgeführt. Um das zu verkraften, hätte sie schon drei Doppelte hintereinander gebraucht. Sie wirkte so frustriert, dass sich Petra wieder fasste und sich ausmalte, was wohl gerade durch Janines Kopf gehen mochte. Armer Jens. So unschuldig und nun das … Deuten konnte Petra das Doppelzwillingsbild natürlich auch nicht. Es war einfach zu unvermittelt gekommen für irgendeine halbwegs sinnvoll erscheinende Erklärung. Also abwarten. Aber so sehr sich Petra bemühte, … ihr fiel nicht auch nur ansatzweise Plausibles ein, was diese Laune der Natur hätte erklären können. Immer wieder irrten ihre Gedanken ab. Immer wieder kamen sie zurück in diese Gartenidylle. Immer wieder kam keine Erklärung.
Jens lehnte sich betont locker zurück. „Na, wie war die Fahrt?“, fragte er, und dabei sah er Petra erwartungsvoll an. Als ob ausgerechnet das die Frage gewesen wäre, die ihn interessiert hätte.
Na ja, ganz gut“, antwortete Petra belustigt. Ein seltsames Spiel, das Jens da trieb. Na, wenn er wollte. Sie würde abwarten, bis Jens den Moment für gekommen hielt, seine Überraschung zu präsentieren. Und dass er eine Überraschung präsentieren würde, schien Petra selbstverständlich. „Ich hatte schon noch etwas Chaos erwartet, Staus voll flüchtenden Trecks und so. Es lief aber alles ab wie eine normale Ferienfahrt.“ Wie zur Untermalung übertönte irgendwelches Gelächter die ferne Krötenmusik.
Na, warum sollen sich die Leute denn verrückt machen?“ Jens hatte die Arme hinter der Lehne ausgestreckt. „Vorgestern war´s noch schlimm, stimmt. Inzwischen ist alles zur großen Schlacht gerüstet. Die Hellersdorfer haben ihre Übergangsquartiere bezogen und warten. Mag man von dem Gegenangriff halten, was man will – ich halte nichts davon – er bringt aber bestimmt einen solchen Zeitgewinn, dass die Forschung das ent­scheidende Gegenmittel finden kann. Sollten diese Sikroben den Angriff überstehen, sind eben deinesgleichen gefordert.“
Findest du deinen Optimismus nicht voreilig?“ Petra grinste. „Aber stimmt. Selbst mein Labor hat einen Teilauftrag bekommen. Da ist der Erfolg der Forschungen wohl nur eine Frage der Zeit. Erfolg muss man eben haben. Im rechten Augenblick seine Chance er­kennen und sie ausnutzen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie kalt uns mancher abservieren will. Eingebildete Ignoranten, die meinen, weil Forschung zu mehr als 90 Prozent Schweiß sei, stellt sich mit mehr Schweiß automatisch der Erfolg ein. Das sind dann dieselben, die aus den Mühen der Forscher ihre Knete machen. Und sich eins ablachen über solche Kreativlabore wie meines. Na, ich will euch nicht mit meinem Frust belästigen. Dafür ist das Wetter zu schön.“ War das nun Smalltalk oder ging es schon um etwas? Petra war ja gewöhnt, dass bei Verhandlungen anfangs abgewartet wurde, wer zuerst zur Sache kam. Aber hier?! Ohne den kurzen Augenblick mit den doppelten Zwillingen und der immer und überall gegenwärtigen Sikrobenbedrohung wäre alles klar gewesen. Ein paar Minuten dieser eigentümlichen Stille und sie wäre eingeschlafen. Und das Gespräch verlief auch so stockend, als wären alle am Einschlafen.Hätte nicht dieses wortlose Belauern in der Luft gelegen ...

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