"Unter die Räder" gekommen zu sein, sagt man denen nach, die unter falschem Einfluss auch Falsches taten ... und dabei erwischt wurden. An ihnen nagt nicht nur der Zahn der Zeit. Thomas Reich verwendet solche Bildlichkeit, um zu zeigen, dass das keine nur individuelle Angelegenheit ist. Starke, verstörende Lyrik, obwohl, vielleicht abe auch weil keine Alternative angedeutet wird ...
Die Strafen, die die Evolution wegen "Fehlverhaltens ausspricht, sind da weniger "individuell (grins): "Vom menschlichen Rhinozeros"
Dies waren die "Gedichte des Tages" von morgen. Zur Prosa ...
Eine besondere literarische Kostbarkeit (ohne ironischen Unterton) könnte die die Anthologie des brandenburgischen Schriftstellerverbandes www.wir.wahren.worte.de von 2011. Der Verlag, der sie herausgebracht hat, existiert nicht mehr. Sie enthält einige richtig gute Beiträge professioneller Schriftsteller der Region. Über den VS sind die letzten Exemplare zu erwerben. Ich freue mich, mit einer Erzählung und einem Gedicht vertreten zu sein. ...
Slov ant Gali "Kampf der Titanen" (1)
Schon seit drei Wochen hetzte Bernd als
„Schleuser“ einem „Terminator“ hinterher. Diese verdammte
Wartezeit mit der Mutter beim Arzt! Die hatte ihn am zweiten Tag
viele Klicks gekostet. Mühselig kämpfte er sich seitdem Pünktchen
für Pünktchen wieder an den Gegner heran.
Dass Bernd einmal nach „Credits“
sammeln würde, wäre in seiner früheren Welt als Gabelstaplerfahrer
unvorstellbar gewesen. Gutschriften für Werbeeinblendungen, die er
ansah, damit andere seine Homepage gezeigt bekommen? Wieso das? Er am
Computer hockend und freiwillig Werbung anfordern?! Welch abwegiger
Gedanke! Allein schon, dass er eine eigene Seite im Internet haben
sollte. Wozu auch? Computer mit Arbeitsspeichern, die mehrere
Programme parallel abarbeiteten? Klar mochte es so etwas geben. Aber
das ging ihn doch nichts an! Bei superklick.de läuft Werbung
besonders störungsfrei?! „Freut euch!“ hätte er gesagt und mit
den Schultern gezuckt.
Inzwischen hat er akribisch
Besuchertauschdienste miteinander verglichen. Letztlich sich eben für
superklick.de entschieden. Dort war das Verhältnis am günstigsten
zwischen der Klick-Zahl, die er bei anderen schaffen musste für eine
entsprechende Zahl der Klicks der anderen bei ihm. Klick4credits
nannte sich die Funktion.
Natürlich nähme er auf keinen Fall
eines der Angebote der Kaufklubs, Rabattanbieter oder anderer
Selbstvermarkter wirklich an. Wie sollte er die denn bezahlen?
Selbst, wenn erst einmal ein Geschenk angeboten wurde – letztlich
wollten alle Anbieter, dass er für irgendwas bezahlte. Aber solange
er nur Werbelinks anklickte, um Credits gutgeschrieben zu bekommen …?
Als besonderen Anreiz für die
Aktivsten Klicker wurde eine Rallye durchgeführt. Richtig viele
Extra-Credits gab es eigentlich nur für den Sieger, also hatte er
wohl nie eine Chance, dachte er anfangs, aber nachschauen, an welchem
Platz er lag, konnte er ja gelegentlich.
Zum erfolgreichen Mitklicken bedurfte
es der richtigen Taktik und Glück. Unmittelbar nacheinander waren
nur 15 Klicks möglich, jeder Anbieter hatte eigene
Reloadsperrzeiten, in denen dieselbe Werbung nicht aufgerufen werden
konnte … Stündlich, täglich – ganz unterschiedlich. Bei
Idealbedingungen schaffte Bernd 204 Klicks. Der insgesamt Beste, der
sich „Terminator“ nannte brachte es auf einen Schnitt von 170
Punkten. Allerdings bei Tag wie Nacht 30 Tage lang.
Nachtschichten jedoch waren Bernd
vertraut. Die Mutter war schon seit Jahren nicht mehr fit auf den
Beinen. Er hatte sie tagsüber versorgt. Sein Arbeitgeber, eine
Berliner Brauerei, musste im Sommer extreme Arbeitsspitzen
bewältigen. In denen ließ sich Bernd durchgängig zu Nachtschichten
einsetzen, Wochenenden eingeschlossen. So einer war er. Außerhalb
der Saison hatten sich extrem viele Stunden zum Abbummeln
angesammelt. Für alle Seiten lukrativ. Im Sommer Arbeit in rollender
Woche mit für seine dörflichen Verhältnisse fürstlicher
Entlohnung, im Winter ein Arbeitslosengeld, von dem sich noch leben
ließ. Die meisten Arbeitenden, die er kannte, bekamen für den
normalen Arbeitstag weniger. ...
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