Samstag, 19. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1626


"Unter die Räder" gekommen zu sein, sagt man denen nach, die unter falschem Einfluss auch Falsches taten ... und dabei erwischt wurden. An ihnen nagt nicht nur der Zahn der Zeit. Thomas Reich verwendet solche Bildlichkeit, um zu zeigen, dass das keine nur individuelle Angelegenheit ist. Starke, verstörende Lyrik, obwohl, vielleicht abe auch weil keine Alternative angedeutet wird ...
Die Strafen, die die Evolution wegen "Fehlverhaltens ausspricht, sind da weniger "individuell (grins): "Vom menschlichen Rhinozeros"


Dies waren die "Gedichte des Tages" von morgen. Zur Prosa ...
Eine besondere literarische Kostbarkeit (ohne ironischen Unterton) könnte die die Anthologie des brandenburgischen Schriftstellerverbandes www.wir.wahren.worte.de von 2011. Der Verlag, der sie herausgebracht hat, existiert nicht mehr. Sie enthält einige richtig gute Beiträge professioneller Schriftsteller der Region. Über den VS sind die letzten Exemplare zu erwerben. Ich freue mich, mit einer Erzählung und  einem Gedicht vertreten zu sein. ...

Slov ant Gali "Kampf der Titanen" (1)



Schon seit drei Wochen hetzte Bernd als „Schleuser“ einem „Terminator“ hinterher. Diese verdammte Wartezeit mit der Mutter beim Arzt! Die hatte ihn am zweiten Tag viele Klicks gekostet. Mühselig kämpfte er sich seitdem Pünktchen für Pünktchen wieder an den Gegner heran.
Dass Bernd einmal nach „Credits“ sammeln würde, wäre in seiner früheren Welt als Gabelstaplerfahrer unvorstellbar gewesen. Gutschriften für Werbeeinblendungen, die er ansah, damit andere seine Homepage gezeigt bekommen? Wieso das? Er am Computer hockend und freiwillig Werbung anfordern?! Welch abwegiger Gedanke! Allein schon, dass er eine eigene Seite im Internet haben sollte. Wozu auch? Computer mit Arbeitsspeichern, die mehrere Programme parallel abarbeiteten? Klar mochte es so etwas geben. Aber das ging ihn doch nichts an! Bei superklick.de läuft Werbung besonders störungsfrei?! „Freut euch!“ hätte er gesagt und mit den Schultern gezuckt.
Inzwischen hat er akribisch Besuchertauschdienste miteinander verglichen. Letztlich sich eben für superklick.de entschieden. Dort war das Verhältnis am günstigsten zwischen der Klick-Zahl, die er bei anderen schaffen musste für eine entsprechende Zahl der Klicks der anderen bei ihm. Klick4credits nannte sich die Funktion.
Natürlich nähme er auf keinen Fall eines der Angebote der Kaufklubs, Rabattanbieter oder anderer Selbstvermarkter wirklich an. Wie sollte er die denn bezahlen? Selbst, wenn erst einmal ein Geschenk angeboten wurde – letztlich wollten alle Anbieter, dass er für irgendwas bezahlte. Aber solange er nur Werbelinks anklickte, um Credits gutgeschrieben zu bekommen …?
Als besonderen Anreiz für die Aktivsten Klicker wurde eine Rallye durchgeführt. Richtig viele Extra-Credits gab es eigentlich nur für den Sieger, also hatte er wohl nie eine Chance, dachte er anfangs, aber nachschauen, an welchem Platz er lag, konnte er ja gelegentlich.
Zum erfolgreichen Mitklicken bedurfte es der richtigen Taktik und Glück. Unmittelbar nacheinander waren nur 15 Klicks möglich, jeder Anbieter hatte eigene Reloadsperrzeiten, in denen dieselbe Werbung nicht aufgerufen werden konnte … Stündlich, täglich – ganz unterschiedlich. Bei Idealbedingungen schaffte Bernd 204 Klicks. Der insgesamt Beste, der sich „Terminator“ nannte brachte es auf einen Schnitt von 170 Punkten. Allerdings bei Tag wie Nacht 30 Tage lang.
Nachtschichten jedoch waren Bernd vertraut. Die Mutter war schon seit Jahren nicht mehr fit auf den Beinen. Er hatte sie tagsüber versorgt. Sein Arbeitgeber, eine Berliner Brauerei, musste im Sommer extreme Arbeitsspitzen bewältigen. In denen ließ sich Bernd durchgängig zu Nachtschichten einsetzen, Wochenenden eingeschlossen. So einer war er. Außerhalb der Saison hatten sich extrem viele Stunden zum Abbummeln angesammelt. Für alle Seiten lukrativ. Im Sommer Arbeit in rollender Woche mit für seine dörflichen Verhältnisse fürstlicher Entlohnung, im Winter ein Arbeitslosengeld, von dem sich noch leben ließ. Die meisten Arbeitenden, die er kannte, bekamen für den normalen Arbeitstag weniger. ...

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