Donnerstag, 24. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1631


Die Bibel mit ihrer Breite und Tiefe an künstlerischen Bildern Metaphern und auf Allgemeinverständlichkeit aufbereiteten Vergleichen wird noch lange der größte Steinbruch sein, auf dem sich Künstler unseres Kulturkreises bedienen werden, ihre Botschaft zu verbreiten, wobei natürlich auch bewusste Gegenbilder benutzt werden. Thomas Reich reiht sich mir "Der reuelose Sünder" ein ...
Dass "im rudel" überhaupt nicht mit christlicher Bildlichkeit arbeitet, hat erst einmal nichts zu sagen ...


Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":

... Die Zeit auf Näswerder lag für Petra in dunklen Vorzeiten. Idyllische Kindheit? Ihre war bestimmt keine gewesen. Und dass sie da in Rahmans Hundehütte gemeinsam abgehoben waren, das war auch irgendwie nur ein Teil davon. Ein Haufen Kinder, die einmal der Rolle als laufend Geprügelte entgehen wollten … und es doch nicht schafften. Fast hätte sie Jens´ Mail vor dem Lesen gelöscht.
Hallo Freunde aus Näswerder! ...“ Petra lächelte. Ob Jens wohl nach Rahmans Kugel fragen würde? Bestimmt. Der war so. Aber die anderen würden sie wohl vergessen haben. So wie Petra. Warum auch nicht.
Was wollte Jens? So richtig deutlich wurde es aus seiner Mail nicht. Gut, die Berliner Ereignisse, die beschäftigten zurzeit jeden. Gehörte er etwa zu diesen sich schnell aus­breitenden Spinnern, die das Ende der Welt kommen sahen und sich mit allerlei Hokus­pokus zu den Auserlesenen der letzten Tage erklärten? Abschied nehmen von allem Irdischen und so? Bloß nicht spekulieren. Anrufen!
Es meldete sich eine Frau. Janine Marder. Aha, glücklich verheiratet war er also. Nein, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, behauptete die Stimme auf Petras Frage, ob es angesichts der Sikrobenkatastrophe nicht abwegig sei, sich in der Nähe von Berlin treffen zu wollen und warum nicht alle runter zu ihr nach Leipzig kämen … Nein, Jens bekomme Informationen aus erster Hand … wenn Sternekop wirklich bedroht wäre, also in den nächsten Tagen, dann wüsste er das … nein, sie seien selbst auch noch da, kein Grund zur Beunruhigung. Und es habe mehrere von früher in die Umgebung von Berlin verschlagen. Diese Janine sagte tatsächlich „von früher“, als wüsste sie über alles Bescheid, gehörte mit dazu. Der Jens hatte bestimmt seine Kindheit haarklein vor ihr ausgebreitet. Wahrscheinlich kannte die jedes Mädchen, das der einmal hoffend angesehen hatte ...
Petra zuckte mit den Schultern. Wichtiger war die Information aus erster Hand. Selbst bis an den Rand von Leipzig hatte es Tausende Flüchtlinge geschwemmt. Den Fernseher konnte sie schon gar nicht mehr anschalten. Kein Wunder, dass überall Panik um sich griff. Aber selbst, wenn diese Tropfen wirklich so gefährlich wären, früher oder später fände jemand ein Mittel gegen sie. Sogar ihr Institut hatte einen dieser Feld-Container bekommen. Dazu hatte man Testreihen vorgegeben, die in den kommenden zehn Tagen abzuarbeiten waren. Ausgerechnet ihr Labor … Ihre Möglichkeiten waren nun wirklich für solch einen neuen und komplexen Forschungsgegenstand viel zu klein. Einen Versuch war es natürlich wert und Überstunden sowieso. Trotzdem sollte sie sich eine Pause gönnen.
Sie suchte auf der Karte dieses ominöse Nest Sternekop heraus. Das war also in Brandenburg und damit in bedrohlicher Nähe von Berlin. Wenn nur ein Viertel der Horrormeldungen zuträfe, dann rückte die Vernichtungswoge immer näher, und anstatt wenigstens auf die andere Seite der Alpen zu flüchten wie viele ihrer Nachbarn, sollte sie dem Katastrophenherd noch entgegen fahren? Andererseits, so überlegte sie, dürfte ein Kriminalkommissar wohl so viel Verantwortungsbewusstsein besitzen, niemanden unnötig zu gefährden. Sie aktivierte eine Sikroben-Ausbreitungssimulation. Unter Berücksichtigung aller bisher bekannten Sachverhalte würde der Rand der Invasion Sternekop frühestens in sechzehn Tagen und etwa zehn Stunden erreicht haben. Natürlich nur, wenn bis dahin kein Gegenmittel gefunden war. Selbst bei diesem eigentlich wenig wahrscheinlichen Extremfall bestünde also vorerst keine unmittelbare Gefahr. ...

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