Die Bibel mit ihrer Breite und Tiefe an künstlerischen Bildern Metaphern und auf Allgemeinverständlichkeit aufbereiteten Vergleichen wird noch lange der größte Steinbruch sein, auf dem sich Künstler unseres Kulturkreises bedienen werden, ihre Botschaft zu verbreiten, wobei natürlich auch bewusste Gegenbilder benutzt werden. Thomas Reich reiht sich mir "Der reuelose Sünder" ein ...
Dass "im rudel" überhaupt nicht mit christlicher Bildlichkeit arbeitet, hat erst einmal nichts zu sagen ...
... Die
Zeit auf Näswerder lag für Petra in dunklen Vorzeiten. Idyllische
Kindheit? Ihre war bestimmt keine gewesen. Und dass sie da in Rahmans
Hundehütte gemeinsam abgehoben waren, das war auch irgendwie nur ein
Teil davon. Ein Haufen Kinder, die einmal der Rolle als laufend
Geprügelte entgehen wollten … und es doch nicht schafften. Fast
hätte sie Jens´ Mail vor dem Lesen gelöscht.
„Hallo
Freunde aus Näswerder! ...“ Petra lächelte. Ob Jens wohl nach
Rahmans Kugel fragen würde? Bestimmt. Der war so. Aber die anderen
würden sie wohl vergessen haben. So wie Petra. Warum auch nicht.
Was
wollte Jens? So richtig deutlich wurde es aus seiner Mail nicht. Gut,
die Berliner Ereignisse, die beschäftigten zurzeit jeden. Gehörte
er etwa zu diesen sich schnell ausbreitenden Spinnern, die das
Ende der Welt kommen sahen und sich mit allerlei Hokuspokus zu
den Auserlesenen der letzten Tage erklärten? Abschied nehmen von
allem Irdischen und so? Bloß nicht spekulieren. Anrufen!
Es
meldete sich eine Frau. Janine Marder. Aha, glücklich verheiratet
war er also. Nein, sie brauche sich keine Sorgen zu machen,
behauptete die Stimme auf Petras Frage, ob es angesichts der
Sikrobenkatastrophe nicht abwegig sei, sich in der Nähe von Berlin
treffen zu wollen und warum nicht alle runter zu ihr nach Leipzig
kämen … Nein, Jens bekomme Informationen aus erster Hand … wenn
Sternekop wirklich bedroht wäre, also in den nächsten Tagen, dann
wüsste er das … nein, sie seien selbst auch noch da, kein Grund
zur Beunruhigung. Und es habe mehrere von früher in die Umgebung von
Berlin verschlagen. Diese Janine sagte tatsächlich „von früher“,
als wüsste sie über alles Bescheid, gehörte mit dazu. Der Jens
hatte bestimmt seine Kindheit haarklein vor ihr ausgebreitet.
Wahrscheinlich kannte die jedes Mädchen, das der einmal hoffend
angesehen hatte ...
Petra
zuckte mit den Schultern. Wichtiger war die Information aus erster
Hand. Selbst bis an den Rand von Leipzig hatte es Tausende
Flüchtlinge geschwemmt. Den Fernseher konnte sie schon gar nicht
mehr anschalten. Kein Wunder, dass überall Panik um sich griff. Aber
selbst, wenn diese Tropfen wirklich so gefährlich wären, früher
oder später fände jemand ein Mittel gegen sie. Sogar ihr Institut
hatte einen dieser Feld-Container bekommen. Dazu hatte man Testreihen
vorgegeben, die in den kommenden zehn Tagen abzuarbeiten waren.
Ausgerechnet ihr Labor … Ihre Möglichkeiten waren nun wirklich für
solch einen neuen und komplexen Forschungsgegenstand viel zu klein.
Einen Versuch war es natürlich wert und Überstunden sowieso.
Trotzdem sollte sie sich eine Pause gönnen.
Sie
suchte auf der Karte dieses ominöse Nest Sternekop heraus. Das war
also in Brandenburg und damit in bedrohlicher Nähe von Berlin. Wenn
nur ein Viertel der Horrormeldungen zuträfe, dann rückte die
Vernichtungswoge immer näher, und anstatt wenigstens auf die andere
Seite der Alpen zu flüchten wie viele ihrer Nachbarn, sollte sie dem
Katastrophenherd noch entgegen fahren? Andererseits, so überlegte
sie, dürfte ein Kriminalkommissar wohl so viel
Verantwortungsbewusstsein besitzen, niemanden unnötig zu gefährden.
Sie aktivierte eine Sikroben-Ausbreitungssimulation. Unter
Berücksichtigung aller bisher bekannten Sachverhalte würde der Rand
der Invasion Sternekop frühestens in sechzehn Tagen und etwa zehn
Stunden erreicht haben. Natürlich nur, wenn bis dahin kein
Gegenmittel gefunden war. Selbst bei diesem eigentlich wenig
wahrscheinlichen Extremfall bestünde also vorerst keine unmittelbare
Gefahr. ...
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