Montag, 7. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1614


Diesmal Gedichte mit Gemeinsamkeiten: Sowohl Petra Namyslo als auch Slov ant Gali mit konservativ gereimtem Gedicht. Beide hätten auch vor beispielsweise zwei Jahrhunderten entstanden sein können. Keine moderne Form, kein modernes Bild, ja beide bedienen sichdes Ritters als Positivbild. Da muss doch ein Verlangen da sein, nicht auf Teufel komm raus modern sein zu müssen ...
Also nunmehr "Fazit" und "Januares Schulterklopfen" ...





Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (24)




Meine vier Gefährten hielten sich vorbildlich. Nach über drei Stunden hatte noch niemand gemurrt oder gebremst. Ob die nur auf mich warteten? Ich gebe es ja zu, zumindest ich wartete immer mehr darauf, dass einer sagte, ich kann nicht mehr, und ich eine Pause ansetzen konnte. Sie gönnten es mir nicht.
Wir meldeten uns zum dritten Mal bei unserer Station. Uns sei nichts von Bedeutung begegnet (wahrscheinlich auch nichts ohne Bedeutung) und es sei auch keine Gruppe im Lager angekommen. Die erste Gruppe sollte sich sofort in Richtung von Jennys Trupp aufmachen, die zweite dorthin, wo Henk zu vermuten war. Wenn alles nach Plan lief, dann hatten wir bis dahin hoffentlich erste Erkenntnisse, was passiert sein könnte.
Eine halbe Stunde schafften wir noch, dann ordnete ich eine Rast an. Der Platz war günstig. Während der letzten Stunden waren wir durch relativ offenes Gelände gelaufen; deshalb bestimmt sehr schnell vorwärts gekommen; und nun hatten wir eine Lichtung erreicht. Es war wolkig, so dass wir nicht gekocht wurden, aber wir probierten trotzdem, wenigstens während der Pause, die Helme abzunehmen. Unbeschreiblich befreiend, das Gefühl. Sarah meinte, es sei bestimmt ein Fehler, diese Anzüge zu benutzen. Wer weiß, wie weit wir ohne sie schon wären. Ich beobachtete die Umgebung. Immer wieder ein Wort, was mir nicht aus dem Kopf ging: Idylle. Aber etwas fehlte: Vögel, Schmetterlinge, vielleicht das Summen von Bienen. In unseren Schutzanzügen fiel das nicht auf, aber so ... Es war beängstigend still. „Hört ihr das auch?“ „Was?“ „...dass ihr nichts hört?“ „Sehr witzig!“
Vielleicht, nein, bestimmt hat genau dieser Witz alles entschieden. Zumindest ich war überreizt, aufs Äußerste gespannt. Ich hörte etwas, was sonst wahrscheinlich gar nicht zu hören gewesen wäre. Ein ganz feines Surren. So kurz wie nichts. Ich hörte es auch nicht richtig, ich ahnte es eher nur. Wie eine Glucke machte ich noch die Arme breit, riss, wen ich so erwischte, auf den Boden herunter, lauschte wieder. Stille.
Spinnst du? Was soll denn das?“, schimpfte Sarah. Im selben Moment begann Konrol, den ich nicht mehr erwischt hatte, anfangs wie in Zeitlupe, dann schneller werdend, umzukippen. Nun saß er nicht mehr, er lag. Und es war still wie zuvor. Instinkte sind etwas Wunderbares. Ich brauchte nichts zu sagen. Niemand sagte ein Wort. Keiner rührte sich. Wir pressten uns an den Boden und warteten. Nichts geschah. Wenn ich jetzt den Kopf gehoben hätte, …?
Wieder diese Idylle. Nichts regte sich. Zur Krönung war es auch windstill. Wenn uns jemand beobachtete, würde er die kleinste Bewegung bemerken. Aber unsere Helme! Sie könnten uns jetzt schützen. Aber ... wovor?
Plötzlich das bekannte Klicken. „Lager an Gruppe Uli. Bitte melden! Kontrolle. Gruppe Uli, bitte melden! Wie weit seid ihr?“
Ich hatte das Gefühl, das konnte man Kilometer weit hören. Es kam aus meinem Helm. „So meldet euch doch endlich! Was soll denn das?“ Konnten die nicht einen Moment die Schnauze halten?
Unvernünftigerweise hatte ich leicht den Kopf angehoben. Mir wurde jetzt erst bewusst, dass wir mitten auf der Lichtung in einer Kuhle lagen. So lange wir ausgestreckt an den Boden gepresst liegen blieben, konnte man uns vom Waldrand aus nicht sehen. Aber hören konnte man diese verdammten Wiederholungen, wir sollten uns doch melden, und ewig hielten wir unsere Reglosigkeit nicht durch. Genauso wenig würden unsere Gegner ewig im Wald versteckt bleiben. Und sie mussten sich verdammt gut versteckt haben. Ich hatte nicht eine Bewegung bemerkt.
Sollten wir bis zur Dunkelheit abwarten? Aber wir kannten uns hier sicher schlechter aus als die Anderen. Ich konnte es nicht länger ertragen. Den aufgeregt rufenden Helm zog ich an mich heran, mit zwei wilden Griffen, ich kann es nicht anders sagen, stülpte ich mir ihn über und ... im selben Moment kam kein Ruf mehr. Stille!
Nun war ich an der Reihe, einen Kontakt herzustellen.Hier Uli. Lebe noch. Wir sind umzingelt. Gegner unbekannt. Nichts zu sehen. Gebt Ruhe. Ich melde mich.“
Anstelle der Ruhe hörte ich Durcheinandergerede. Ich konnte es aber nur teilweise verstehen und ich wollte mich wieder auf meine Umgebung konzentrieren. Man sollte sein Schicksal und die Leistungsfähigkeit dieser Schutzanzüge nicht herausfordern. Wer wusste, wie gut diese Dinger wirklich schützten – wir wussten ja nicht wer uns womit angriff. ...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower