Bei den Gedichten des Tages geht es gerade im Shinkansen-Tempo (oder hieß das doch Schimpansen-Tempo?) gleich zweimal von Rückblick auf "worträume" zu "Voran zur Natur" ... also natürlich VORAN ... was sonst?
"pegasus turtelt"
..Also wenn schon ohne lyrische Gäste, dann diesmal ganz. Also ist "nur" noch eine weitere Fortsetzung fällig:
Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":
... „Dann
hätten sie Millionen Jahre Anabioseschlaf hinter sich, oder von
ihrem Auftauchen gäb es irgendwelche Überlieferungen, Spuren oder
so.“ Jens schüttelte den Kopf. „Da scheint mir schon
glaubhafter, dass es Nachrichten sind, die wir nicht verstehen. Wenn
wir schon so etwas zusammenspinnen wollen.“
Sonja
hatte sich aufgerichtet. „Wenn sie als Kugeln reisten, dann spielte
Zeit kaum eine Rolle für sie. Irgendwann träfen sie schon auf einen
bewohnbaren Himmelskörper. Aber aus welcher Mottenkiste habt ihr
bloß eure Philosophien? Als ob Intelligenzen unbedingt modern,
fortschrittlich, friedlich und so zusammenleben müssten, wenn ihre
Technik modern, also noch moderner ist als unsere …“
„Nun
komm uns nicht mit solchen Horrorerfindungen von eroberungswütigen
Superwesen, Borgs, Kyborgs oder so. Die gibt es doch nur im Film. Und
da sind sie auf dem Niveau der alten Römer stehen geblieben. Dadurch
werden automatisch die Menschen zu den Guten. Die Filmemacher
verstehn´s nicht besser.“ Jens hatte sich in seinem Stuhl
aufgerichtet.
„Du
tust ja so, als wären wir Menschen weiter! Wir sind im Moment nur
die einzigen intelligenten Wesen, die wir kennen. Und was tun wir?
Tanzen auf einem selbst geschaffenen Pulverfass. Überlegt doch
mal: Ist es nicht ein glücklicher Zufall, dass es unsre Erde noch
gibt? Ja, viel fehlt uns nicht bis zu Flügen zu fremden Sternen.
Technisch fähig dafür wären wir. Die fremden Welten können
vielleicht froh sein, dass wir sie noch nicht erreicht haben.“
Bei
ihren Worten sah Sonja Jens ins Gesicht. Sie war halb aufgestanden
und wurde mit jedem Satz lauter. Petra verdrehte die Augen. Mit ihrer
linken Hand deutete sie einen Heiligenschein an.
Sonja
fuhr unbeirrt fort. „Wir sind an Atomkriegen vorbeigeschlittert,
die selbst gemachte Klimakatastrophe haben wir zigmal vorhergesagt
und nichts dagegen getan, wir haben an der Genetik der Natur
herumgespielt … eigentlich hätte uns wenigstens eins davon
dahinraffen müssen … Von den meisten Fast-Katastrophen wissen wir
wahrscheinlich gar nicht. Wir haben es immer wieder versäumt,
vernünftige Lebensverhältnisse zu schaffen.“ Mit weit nach vorn
gebeugtem Oberkörper bewegte Sonja die Arme wie der Dirigent eines
Orchesters. „Persönlichkeiten, an die man nicht erinnert werden
will, haben längst herausgefunden, woran das liegt und was man
ändern muss. Aber was hat sich verändert? Nichts. Wir haben sie
bekämpft – diese Persönlichkeiten und ihre Ideen …“Sonjas
Zunge war schwer. Trotzdem oder gerade deshalb hätte sie wohl den
weiteren grillenstillen Abend lang den tiefsten Sinn des Menschseins
herbeiphilosophiert. Petra war Jens dankbar, als der aufstand,
Sonjas Glas auffüllte und ihr die Hand besänftigend auf die
Schulter legte. Sonja sah sich einen Moment um, als würde sie gerade
gewahr, in welchem Kreis sie saß. Sie senkte kurz den Kopf, hob ihn
aber sofort wieder. „Entschuldigt, da ist es wohl mit mir
durchgegangen. Lehrer sind manchmal so. Aber lasst mal – im Moment
passieren mir die verrücktesten Dinge. Zum Beispiel sind zwei meiner
Schülerinnen extra losgezogen, um persönlich an diese Sikroben
heranzukommen. Und ich war sogar schuld daran. Ich wollte der
einen nämlich klarmachen, dass es Blödsinn sei, über den
Weltuntergang zu phantasieren … Ja, lacht nur. Und wisst ihr was?
Sie haben es auch geschafft: Sie sind bis zu den Sikroben
vorgedrungen …“
„Ja,
die Story ist bei allen Einsatzkräften umgegangen. Uns reichen
ansonsten die Sekten-Gurus, die sich als neue Märtyrer dem
Weltuntergang entgegenstellen wollen. Wisst ihr …“ Jens hatte
schon vorher skurrile Anekdoten am Rande der Tröpfchenkatastrophe
erzählt. Aber Sonja ließ sich nicht so leicht das Wort abschneiden.
„Ich bin noch nicht fertig. Das Tollste kommt erst noch. Julia,
also die eine von den beiden, hat danach behauptet, sie hätten
die Tropfen gestoppt – mit Gitarrenspiel. Es hat ihr natürlich
niemand geglaubt. Ich habe viel darüber nachgedacht. Marie, die
andere, die sie angestiftet hat, hat schon vorher verrückte Sachen
ausgeheckt. Aber sie hat nie geflunkert, so unglaubhaft vieles auch
geklungen hat … Ich glaube ihnen.“
„Na,
dann wissen wir ja, wie wir dem Tod entgegentreten müssen.“ Jens
hatte den Rücken durchgedrückt und den Finger wie ein sich
meldender Schüler nach oben gestreckt. „Wir bilden einen großen
Kreis aus Gitarristen rund um Berlin und singen 'We shall overcome'
dazu. Gleich morgen geht´s los.“
Die
anderen lachten. ...
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