Übrigens ging den "worträumen" ein Drei-Männer-Lyrik-Projekt voraus, also "Mit Blindenhund durchs Liebesland". Der Verlag - wieder ein anderer - hat dieses alte Werk abgeschrieben. Man könnte ihn mit einer Erinneung ärgern:
Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":
... Petra
kam sich nun entschieden zu nüchtern vor. Was war nur heute los mit
ihnen? Vier Menschen in bestem Erwachsenenalter spannen
Verrücktheiten zusammen bis zum Gehtnichtmehr. Also wenn das nicht
am Alkohol lag, dann an der Anhäufung von unerklärlichen Dingen.
Dann liefe vielleicht der nächstbeste Gedanke wie Sabber aus dem
Mund. Auch ihr. Wo war ihre analytische Schärfe als
Wissenschaftlerin hin? Wenn ihre Kollegen sie so sähen! Na, in
diesem Kreis war sowieso nichts Vernünftiges mehr zu erwarten.
Lieber schneller trinken. Sie hatte viel aufzuholen. Die anderen
redeten viel und laut, und überhaupt hatte sie keine Lust mehr, sich
an der Diskussion zu beteiligen.
Am
nächsten Morgen fragte sie Sonja, ob sie die Geschichte von dieser
Marie wirklich für bare Münze genommen habe. „Eigentlich nicht“,
antwortete die kleinlaut. „Gestern ist mir wohl der Alkohol nicht
bekommen.“
„Du
hast genau so ein Zwillingspärchen wie ich, stimmt´s?“ Petra
sagte es ihr auf den Kopf zu.
Sonja
erstarrte. „Hm“, nickte sie dann vorsichtig.
„Warum
hast du das nicht gesagt?“
Sonja
blickte zur Seite. Dennoch: Petra spürte eine grenzenlose Angst in
der Freundin aus Kindertagen.
„Ist
nicht so wichtig.“
Das
war wohl die unglaubwürdigste Antwort, die Petra hätte bekommen
können. Aber sie verstand sie. Als Wissenschaftlerin weckte das
alles, was immer „das alles“ sein mochte, ihre Neugierde. Als
Mutter wäre sie lieber nie hier gewesen. Dann hätte sie noch immer
Zwillinge, die sich von anderen nur dadurch unterschieden, dass sie
vielleicht netter, lieber, verständiger waren.
Als
Petra abfuhr, lag Jens´ Kugel im Kofferraum ihres Wagens.
Alle hatten ihr fest versprochen, sich gleich in der nächsten
Woche bei ihr zu melden. Sie melde sich auch gleich, hatte sie
geantwortet. Vielleicht gebe es dann schon Neuigkeiten. Sonja hatte
Sina und Leonie zugesagt, beim nächsten Besuch ihre Zwillinge
mitzubringen. Ob sie es glaubten oder nicht: Auch die sähen ihnen
zum Verwechseln ähnlich.
Petra
war sich fast sicher, dass sie an dem vergangenen Abend etwas
erfahren hatte, was das Sikrobenproblem lösen würde. Eine Ahnung,
eine scheinbar nicht zu begründende Ahnung. Petra ließ ihre
Gedanken schweifen. Manchmal, wenn es mit ihren Forschungsreihen
scheinbar überhaupt nicht vorwärtsging, setzte sie auf etwas, was
sie Eingebung nannte, so eine innere Stimme: Du bist näher dran, als
du denkst. Diese Stimme meldete sich auf der Fahrt in Richtung
Leipzig. Zwischen all dem Unsinn vom Vortag war etwas … Gleich
hatte sie es ...
Ausgerechnet
in diesen Augenblick hinein rief Jana: „Guck mal da!“ Sie wies
auf eine riesige Werbetafel am Straßenrand, die nach dem Abbiegen
links einen „Freizeitspaß für die ganze Familie“ versprach.
Petra gab dem Drängen ihrer Töchter nach, machte den Abstecher zu
dem Erlebnispark und ihre innere Stimme war verstummt.
Als
sie abends aufhörten, miteinander herumzuulken, schüttelte Petra
kurz den Kopf, als müsste sie auf eine Frage antworten. Nein, da war
nichts. Trotzdem bereute sie den Ausflug nicht. Tatjana und Martina
schwärmten von ihren Spiegelschwestern. Ihnen eine solche Freude
gemacht zu haben war Erfolg genug für das Wochenende. „Na,
vielleicht fahren wir mal wieder hin“, versprach Petra.
Wahrscheinlich nicht. Bald würde auch diese Waldidylle von den
Ätzern überflutet werden. Aber warum sollte sie Jana und Tina die
Freude verderben? ...
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