Also dass Thomas Reichs Gedichttitel "Sympathy for the Poet" so unverkennbar nach dem "Sympathy for the devil" der Rolling Stones "riecht, ist sicher kein Zufall. Aber es ist eben auch das nächste, sehr eigene Gedicht zum Thema Gedichte-Schreiben ...
In gewisser Weise ist mein "Grazil" das "Gegenstück" auf höherer Abstraktionsebene ... zumindest, solange man Grazien als Abstraktes ansieht und nicht ... körperlich.
.Ich würde mich freuen, hätten wenigstens einige Leser etwas Mitgefühl für den Helden meiner kleinen Geschichte:
Slov
ant Gali: Obelix (2 und Schluss)
Das
achte Viertel. Nun ging es los. Obelix hörte das erste Keuchen
hinter sich. Er war im Weg. Zeit, in eine der Mittelbahnen
auszuweichen. Bei ihm kam es nicht so darauf an. Die ihn jetzt
überholten, hofften noch auf eine gute Zeit. Er …
durfte sich nicht einmal für einen Moment in den Windschatten eines
der Schnellen kugeln, denn damit behinderte er ja die nächsten, die
ihn auch überholen mussten. Hauptsache, er hielt einen, also seinen
Rhythmus durch. Nicht schlapp machen! Gut gesagt – er WAR schlapp.
Manche
Frösche oder Kröten hatten so komische Säcke, die sie aufpumpen
konnten, bevor sie ihre Geräusche ausstießen, quakend, zitternd,
lebensbegierig. Obelix kamen seine Schläfen so aufgepumpt vor. Würde
er jetzt gleich zu quaken beginnen? Oder eher wie der verzauberte
Prinz an die Wand, also praktisch auf den Platz geklatscht werden? Er
hatte nicht mitgezählt, wer ihn alles überholt hatte. Es wahr wohl
die elfte Gerade, als ihn die Ersten zum zweiten Mal überholten.
Einmal aufblicken. Die dreißig Jungen hatten sich zu Grüppchen
verklumpt. Zu zweit, zu dritt, ja, sogar zu fünft sich moralisch
aneinander festhaltend. Nur Kalle und der Tiger überrundeten für
sich allein.
Detlef
und Ticke legten eine Pause ein. Ein paar Schritte, als spazierten
sie hinterm Ziel, vorbeugen, strecken ... Dann liefen sie wieder
weiter. Sollte Obelix auch …? Nein! Er wusste: Einmal nur und er
würde nicht wieder loslaufen können. Jede Sehne lauschte auf das
Kommando AUFHÖREN. Nein! Er würde nicht aufgeben!
Nur
nein zu sagen ist eine schwache Energiequelle. Der Sportlehrer zeigte
Obelix eine 5 und rief noch 15 Minuten. Aber das galt wohl eher den
beiden, die gerade zum Überholen ansetzten. Obelix fehlte die Kraft,
wie üblich in die Mitte auszuweichen. Die beiden aus der
Nachbarklasse merkten es nicht. Sie umliefen ihn wie ein bewegliches
Hindernis …
Die
Müdigkeit hatte nun auch andere Goldbeine erreicht. Obelix sah von
weitem noch wie eine Dampfwalze aus oder ein Stier. Arme angewinkelt,
Kopf vorgebeugt. Doch er war kaum schneller als andere beim Wandern.
Wer hätte schon bei ihm hingesehen. Welches Mädchen beobachtete
schon einen Jungen, um sich über seine vergeblichen Mühen zu
amüsieren und über den Schweiß, der bei ihm in stärkeren Strömen
floss. Es war zum Heulen und eigentlich, wenn man nahe genug
herangekommen wäre, hätte man es gesehen: Der Junge, den sie alle
Obelix nannten, heulte wirklich, hilflos und im Bewusstsein, dass es
sowieso niemand bemerken würde.
Die
30 Minuten waren fast um. Drei Mitschüler hatten zwischendurch
aufgegeben. Sie lagen am Rande der Bahn. Der Sportlehrer winkte
heraus heraus, wer an ihm vorbei wollte. In den Restsekunden war
keine Runde mehr zu schaffen. Obelix erwischte das Ende der Zeit am
Wendepunkt nach dem zweiten Viertel einer Runde. Wahrscheinlich war
keiner mehr hinter ihm. Wenn er jetzt in langsamen Spazierschritt
verfiele, würde es nur den wartenden Sportlehrer stören.
Beschimpfte ihn der nicht immer? Zwei Jungen vor Obelix hatten die
Situation genauso gesehen. Sie schlenderten ihre Restrunde. Wie oft
mochten sie ihn zuvor überholt haben? Egal. Nun walzte er an ihnen
vorbei. Auf der Mittelbahn wie bei ihm üblich.
Ein
Viertel noch. Ecky vor ihm konnte sich nicht entscheiden. Fünf
Schritte Trab, fünf Schlendergang, dann Schwung … Obelix hatte den
Jungen einen Moment fixiert, abgeschätzt, er könnte es schaffen. Er
stampfte auf, trat auf den Untergrund, als wollte er den für alle
Demütigungen bestrafen, die andere ihm bereitet hatten. Obelix
merkte, dass er entgegen jeder Vernunft beschleunigte. Er kam seinem
Vordermann näher, näher, immer näher …
Es
mochten die letzten drei Meter sein, auf denen er, Obelix, an Ecky
vorbeizog. Begeistert riss er die Arme hoch. Sieg! Er war sozusagen
auf Platz 24 eingekommen, denn sechs andere hatte er am Schluss noch
überholt, mochten die ihn vorher auch überrundet haben. Nur
undeutlich vernahm Obelix die Stimme des Sportlehrers: „Schade!
Eine Runde fehlt. Du hast es wieder nicht geschafft ...“
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