Mag man von Sebastian Deyas Gedichten halten, was immer man will - Lyrik ist nunmal Geschmackssache - eines muss man ihm lassen: Er ist sich treu und hat "In Höhen und Tiefen" etwas Eigenes. Vielleicht wird deshalb in 100 Jahren ein Kritiker über einen jungen Autor sagen, der schriebe wie Sebastian Deya.
Achtung: Ich hoffe, dass es in 100 Jahren junge Autoren geben wird ... Nicht nur "bei vollmond" betrachtet gibt es nämlich Gründe genug, genau daran zu zweifeln ...
Kommen wir lieber zum prosaischen, dafür aber garantiert fiktiven Teil:
Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":
... Als
sie Jens´ Blick traf, war es zu spät zum Wegsehen. Petra antwortete
als Erste: „Nein, Hornissen hab ich noch keine erlebt … und
andere Insekten? … Nein, nichts, was mir aufgefallen wäre. Ich hab
aber auch nicht weiter drüber nachgedacht.“ Hatte das beiläufig
genug geklungen? Petra wollte sich nicht weiter befragen lassen. Wie
hätte sie nach der Geburt ihrer Mädchen einen Zusammenhang zwischen
der Kugel und dem Verhalten von Insekten beobachten können – sie
wusste ja nicht einmal, wo Rahmans Geschenk geblieben war … Das
musste sie den anderen aber nicht auf die Nase binden. In der
Geschichte hatte es immer mal wieder Schädigungen durch Umweltgifte
und Strahlungen gegeben. Nun waren ihre Zwillinge bestimmt nicht
geschädigt in diesem Sinne, aber …
„Es
kann ja alles ein extremer Zufall sein. Aber ich nehme an, Jens hat
uns hergeholt, um dem auf den Grund zu gehen. Da seine Kugel die
verdächtigste ist, schlage ich vor, ich nehme sie mit in mein Labor
und untersuche sie. Außerdem werde ich prüfen, ob ich bei meiner
ähnliche Wirkungen feststellen kann. Dann sehen wir weiter.“
Immer
wieder kreisten Petras Gedanken um die Frage, was an ihren Kindern
unnatürlich war. Kam denn keiner auf diese Idee? Die als
Doppel-Pärchen besonders niedlich ausschauenden Mädchen waren
vielleicht Doppelmonster. Geklonte Außerirdische. Nicht auszudenken!
Und Jens? Er hatte schon mehr Zeit zum Nachdenken gehabt. Was war
dabei herausgekommen, das er nicht aussprechen wollte? Petra
wollte schnellstmöglich die Kugel in die Hände bekommen und
untersuchen. Andererseits … Warum sagte Sonja nichts? Hatte sie
vielleicht normale Kinder? Wusste sie mehr? Hatte sie Angst vor den
eigenen Gedanken?
Das
Gespräch kehrte wieder zu der Ätzerinvasion zurück. Die
Spekulationen der anderen wurden immer haarsträubender und
hilfloser. Eigentlich wollte Petra dem nur ein Ende bereiten: „Klar
gibt es eine Erklärung: Da sind fremdartige Monster am Werk, die die
Erde ihren Vorstellungen von einer idealen Umwelt anpassen.
Terraforming nennt man das. Unser aller Tod ist nur eine
unbeabsichtigte Nebenwirkung.“ Ihre Worte kamen flüssig, wegen des
Weins, dem inzwischen alle rege zugesprochen hatten.
„Du
meinst, die Ätzer sind von bösartigen Aliens geschickt? Das kann
ich mir nicht vorstellen. Allein, was die für Dimensionen im
Raum überwunden hätten!“, hielt Janine dagegen. „Glaubst
du wirklich, eine Kultur, die uns technisch so weit voraus ist, tritt
dermaßen bestialisch auf?“
„Janine,
weißt du, Petra war schon als Kind davon überzeugt, dass die Dinger
aus dem All gekommen sind. Dabei wissen wir nicht einmal“,
versuchte Jens zu scherzen, „ob das eine Kultur, ein schreckliches
Missverständnis, ein Unfall oder was auch immer ist … Wer sagt uns
denn, dass diese Verwüstungen in der Absicht dieser Fremden gelegen
haben? Vielleicht haben wir etwas ausgelöst, was so nie vorgesehen
war? Wir können nur spekulieren wie Petra damals. Im Moment haben
wir immer noch keine Beweise, ob die Kugeln außerirdischen Ursprungs
sind. “
„Und
wenn sie selbst so was wie Aliens wären?“ Petra sah sich um.
Hoffentlich sah niemand auch die eigenen Kinder als solche Aliens an.
Sozusagen aus den Kugeln in den Bauch der Frauen gesprungen. Oh Gott!
Wenn das Sonja eingefallen sein sollte …
Vielleicht
waren sie einfach nervlich zu erregt. Da wirkt der Alkohol schlimmer.
War sie von diesem Wein etwa betrunken? ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen