Dienstag, 29. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1636


Mag man von Sebastian Deyas Gedichten halten, was immer man will - Lyrik ist nunmal Geschmackssache - eines muss man ihm lassen: Er ist sich treu und hat "In Höhen und Tiefen" etwas Eigenes. Vielleicht wird deshalb in 100 Jahren ein Kritiker über einen jungen Autor sagen, der schriebe wie Sebastian Deya.
Achtung: Ich hoffe, dass es in 100 Jahren junge Autoren geben wird ... Nicht nur "bei vollmond" betrachtet gibt es nämlich Gründe genug, genau daran zu zweifeln ...

Kommen wir lieber zum prosaischen, dafür aber garantiert fiktiven Teil:


Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":


... Als sie Jens´ Blick traf, war es zu spät zum Wegsehen. Petra antwortete als Erste: „Nein, Hornissen hab ich noch keine erlebt … und andere Insekten? … Nein, nichts, was mir aufgefallen wäre. Ich hab aber auch nicht weiter drüber nachgedacht.“ Hatte das bei­läufig genug geklungen? Petra wollte sich nicht weiter befragen lassen. Wie hätte sie nach der Geburt ihrer Mädchen einen Zusammenhang zwischen der Kugel und dem Verhalten von Insekten beobachten können – sie wusste ja nicht einmal, wo Rahmans Geschenk geblieben war … Das musste sie den anderen aber nicht auf die Nase bin­den. In der Geschichte hatte es immer mal wieder Schädigungen durch Umweltgifte und Strahlungen gegeben. Nun waren ihre Zwillinge bestimmt nicht geschädigt in diesem Sinne, aber …
Es kann ja alles ein extremer Zufall sein. Aber ich nehme an, Jens hat uns hergeholt, um dem auf den Grund zu gehen. Da seine Kugel die verdächtigste ist, schlage ich vor, ich nehme sie mit in mein Labor und untersuche sie. Außerdem werde ich prüfen, ob ich bei meiner ähnliche Wirkungen feststellen kann. Dann sehen wir weiter.“ Immer wieder kreisten Petras Gedanken um die Frage, was an ihren Kindern unnatürlich war. Kam denn keiner auf diese Idee? Die als Doppel-Pärchen besonders niedlich ausschauenden Mädchen waren vielleicht Doppelmonster. Geklonte Außerirdische. Nicht auszudenken! Und Jens? Er hatte schon mehr Zeit zum Nachdenken gehabt. Was war dabei heraus­gekommen, das er nicht aussprechen wollte? Petra wollte schnellstmöglich die Kugel in die Hände bekommen und untersuchen. Andererseits … Warum sagte Sonja nichts? Hatte sie vielleicht normale Kinder? Wusste sie mehr? Hatte sie Angst vor den eigenen Gedanken?
Das Gespräch kehrte wieder zu der Ätzerinvasion zurück. Die Spekulationen der anderen wurden immer haarsträubender und hilfloser. Eigentlich wollte Petra dem nur ein Ende bereiten: „Klar gibt es eine Erklärung: Da sind fremdartige Monster am Werk, die die Erde ihren Vorstellungen von einer idealen Umwelt anpassen. Terraforming nennt man das. Unser aller Tod ist nur eine unbeabsichtigte Nebenwirkung.“ Ihre Worte kamen flüssig, wegen des Weins, dem inzwischen alle rege zugesprochen hatten.
Du meinst, die Ätzer sind von bösartigen Aliens geschickt? Das kann ich mir nicht vor­stellen. Allein, was die für Dimensionen im Raum überwunden hätten!“, hielt Janine da­gegen. „Glaubst du wirklich, eine Kultur, die uns technisch so weit voraus ist, tritt dermaßen bestialisch auf?“
Janine, weißt du, Petra war schon als Kind davon überzeugt, dass die Dinger aus dem All gekommen sind. Dabei wissen wir nicht einmal“, versuchte Jens zu scherzen, „ob das eine Kultur, ein schreckliches Missverständnis, ein Unfall oder was auch immer ist … Wer sagt uns denn, dass diese Verwüstungen in der Absicht dieser Fremden gelegen haben? Vielleicht haben wir etwas ausgelöst, was so nie vorgesehen war? Wir können nur spekulieren wie Petra damals. Im Moment haben wir immer noch keine Beweise, ob die Kugeln außerirdischen Ursprungs sind. “
Und wenn sie selbst so was wie Aliens wären?“ Petra sah sich um. Hoffentlich sah niemand auch die eigenen Kinder als solche Aliens an. Sozusagen aus den Kugeln in den Bauch der Frauen gesprungen. Oh Gott! Wenn das Sonja eingefallen sein sollte …
Vielleicht waren sie einfach nervlich zu erregt. Da wirkt der Alkohol schlimmer. War sie von diesem Wein etwa betrunken? ...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower