Hätten sie es gewusst?
Heute ist Welttag sadomasochistischer Kunstlyrik! Schauen Sie nicht in Ihren privaten Kalender - da steht es noch nicht. (Das müssten Sie schon selbst ändern.) Versuchen sie es mit englischsprachigen UN-Material.
Als avantgardistisches Lyrikportal haben wir uns zu zwei passenden Beiträgen durchringen können. Als ausgewiesene Spezialistin stellte uns Gunda Jaron "Folterqualen" zur Verfügung. Sollte nach diesem Erlebnis Ihr Bedarf noch nicht befriedigt worden sein, so vermag "ergeben" von Slov ant Gali Ihre sadomasochistische Lyrik-Fantasie zum endgültigen Höhepunkt bringen ...
Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln":
... Um Punkt acht Uhr erfolgte die Zündung des Sprengringes. Wenige Sekunden später begann der Beschuss der entstandenen Staubberge. Dabei schossen die Einsatzkräfte so, dass die meisten Geschosse wie Schrapnelle in der Luft vor dem Ätzerkreis explodierten, um die Tropfen auf die tote Silitschicht zu drücken. Noch im Umkreis von 10 Kilometern bebte die Erde, dass sich Risse in Häusermauern bildeten und Fensterscheiben zersprangen. Teile der in sich zusammenfallenden Staubwand lösten sich im Laserbeschuss auf. Nach etwa fünfzehn Minuten war die meiste Munition verschossen. Der gesamte Innenkreis schien zu einer hauchfeinen Nebelbank zusammengepresst worden zu sein. Der Rand des Grabens war fast frei von Ätzerstaub. Die Laserstrahlen stachen immer neue Löcher in die Staubwand. So entstand gerade aus großer Höhe ein spektakuläres Erfolgsbild.
Mit
Erleichterung betrachteten die Zuschauer in aller Welt die Livebilder
des Geschehens, die stark an ein mathematisch konstruiertes Modell
eines implodierenden Katastrophenherdes erinnerten, eine
Computersimulation. Aber die Reporter versicherten, genauso sehe es
in Berlin aus. Der Ring der Sikroben breche in sich zusammen.
Nun
fingen die Amerikaner damit an, aus den weltraumgestützten Stationen
den Kreis der Sikroben mit Antimateriegranaten und Lasern zu
beschießen. Welch herrliche Möglichkeit für großräumige
Tests dieser Waffensysteme in Friedenszeiten!
Die
einzige verunsichernde Nachricht lieferte die Wetterbeobachtung. Von
Westen her näherte sich ein Tiefdruckgebiet. Die Einsatzleitung
befürchtete, dass das Regenwasser den Staub binden, die einzelnen
Sikroben sozusagen füttern könnte. Man hatte es beim ersten Einsatz
der Feuerwehr erlebt, wie die Sikroben den Löschschaum als Futter
benutzt hatten. Bisher konnte man hoffen, dass die wenigen
Sikrobenpartikel, die als feiner Staub der Glocke entwichen,
sich später auf dem Silitbrei oder dem gesäuberten Randstreifen
absetzen und dort verhungern würden.
Laufend
wurden im KOR-Rechenzentrum in Frankfurt / Main die aktuellen Daten
mit dem Modell des Katastrophenherdes abgeglichen. Blieben alle
bekannten Faktoren unverändert, würde die vordere Grenze der
Wolkenwand bald den Westrand Berlins erreichen. Eigentlich
dürfte das Wetter den Kampf gegen die Sikroben nicht
beeinträchtigen. Trotzdem leitete man sicherheitshalber ein
vorzeitiges künstliches Abregnen der Wolken ein.
In
den deutschen Nachrichtensendungen hatten in den letzten Tagen
Berichte über die Vorbereitung des massiven Gegenschlages die
Meldungen über die Vernichtungswut der Ätzer abgelöst. Viele
Menschen nahmen dies als vorweggenommenes Zeichen der Beruhigung. Nun
liefen auf allen Sendern Liveübertragungen mit eingeblendeten
Grafiken und Kommentaren. Die Menschheit hatte über eine
existentielle fremde Gefahr gesiegt. Welch Großtat der menschlichen
Gattung!
Vereinzelt
meldeten sich Wissenschaftler zu Wort, die noch immer am Ende der
Katastrophe zweifelten. Man wisse fast nichts über ihr Wesen,
in bisherigen Laborversuchen seien die Sikroben nur punktuell
zerstört, zerstäubt und zusammengedrückt worden – eben das, was
sie mühsam erforscht hatten. Aber wen interessierte das angesichts
der Bilder einer großräumig schrumpfenden Glocke?
In
Niedersachsen, Mecklenburg und Sachsen/Anhalt frischte der Wind
deutlich auf. Dort wurden Spitzen bis Stärke sieben gemessen. Das
Wetterregulierungssystem Met-Cor sollte das Tiefdruckgebiet nach
Dänemark umlenken. Durch künstliche Luftdrucksenkung wurde ein
Strudel geschaffen, um das kleinere natürliche Tiefdruckgebiet in
sich aufzusaugen.
Die
Sikroben fraßen sich normalerweise geradeaus nach allen Seiten und
ließen ihre Verdauungsprodukte einfach hinter sich zurück. Diesmal
war die Lage anders. An der Erdoberfläche kam Gegendruck gerade aus
der Richtung, in die sie sich ausbreiten wollten. Der Angriff
stülpte ihnen regelrecht eine Glocke über, die rundum drückte. ...
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