Donnerstag, 28. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1666

Aktuell bei den Gedichten des Tages ist gerade das Sammeln von Gedichten, die vielleicht für eine Veröffentlichung in Frage kommen könnten. Nach den Liebesgedichten die zu Umwelt und Natur:

In Anbetracht des hoffentlich endlich vor der Tür stehenden Frühlings habe ich aus der Sammlung von Gedichten unter dem Motto "Voran zur Natur" zwei Wintergedichte ausgesucht. Das eine, das auch schlicht ""Wintergedicht" heißt, ist sozusagen ein Kindergedicht, das andere, "Flockentanz" würde den entschiedenen Protest meines damaligen Ästhetik-Dozenten hervorrufen. Der meinte nämlich, die Natur könne nicht "schön" sein, das sei eine Kategorie, die auf der einen Seite den positiv wertenden Betrachter, also den Menschen, erfordert, auf der anderen Seite aber auch den Menschen, der diese Wirkung bewusst beabsichtigt hatte. Die Natur hat in diesem Sinn aber gar keine Absicht - sie ist einfach da. Für mein Gedicht ist mir das aber völlig egal ...




Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (22)


Das Einzige, was ich nicht erwähnt hatte, waren die emsigen Roboter, die das Dazugekommene ständig so ein- und umsortierten, dass es nicht im Weg stand oder lag, aber trotzdem gesehen wurde und griffbereit lag.
Mit einem normalen Mädchen einkaufen zu gehen mag ja schon eine Strafe sein, mit einem Mädchen, dessen Begeisterungsrufe sogar eine Berechtigung haben, ist aber fast völlig unerträglich.
In der ganzen Halle gab es ja so gut wie nichts, was Mahay gekannt hätte, was sie also nicht wenigstens von Nahem hätte sehen, meist aber auch anfassen wollen. Mein einziges Glück waren die Pausenecken. Da konnte ich mich hinsetzen, Luft holen … und dann kam Mahay und wir kosteten von einigen Dingen, die ich ihr als Delikatessen angepriesen hatte. Das gab ich allerdings schnell auf. Ihre Zunge musste auf einer anderen Evolutionsstufe stehengeblieben oder angekommen sein. Was am schlimmsten war: Sie schien irgendwelche Spuren von Verpackung auf Käse und Wurst herauszuschmecken. Mahay war einfach peinlich. Sie kommentierte laut und immer wieder blieben Leute stehen, die sich unterschiedlich äußerten. Manche lachten. Die dachten vielleicht, wir spielten einen Film und sie wären in einem Programm zu sehen, wenn sie nur lange genug stehen blieben. Unangenehmer waren die Leute, die deutlich ihr Missfallen ausdrückten, wenn wir eine Verpackung öffneten. Immerhin ergab sich eine Teillösung dadurch, dass ich jeweils die Scheiben unmittelbar an der Verpackung verkostete, während Mahay die darunter genoss.
Dann bekam sie die Randgestaltung der Hall mit. Ich hatte vergessen, wie der Markt organisiert war. Also, um ehrlich zu sein, ich war so selten in der Halle und wenn, dann möglichst zielgerichtet um etwas ganz Spezielles zu holen, dass ich kein Auge für das Marktgeschehen gehabt hatte. Mahay aber hatte sowas wie einen siebten Sinn dafür, dass es denen, die dort frische Waren ihrer Eigenproduktion anboten, hier so eine Art Kontaktvergnügen suchten. Jedenfalls hatte Mahay nicht nur diverse Früchte in unseren Sammelwagen gelegt sondern eine Sammlung von Kärtchen von Leuten, mit denen sie abgesprochen hatte, sie zu besuchen und ihre Bäume, Sträucher und Beete abzuernten. Zu mir hatte noch niemand gesagt, ich könne mal rauskommen. Ich hatte nur davon gehört, dass auf solche Weise individuelle Erntefeste zustandekamen. Oft auch Freundschaften von Leuten, die sich häufiger persönlich besuchten.
Für mich wäre so etwas nichts. Wozu gab es das Netz? Wobei ich natürlich auch nicht auf die Idee gekommen wäre, zum Skolchi-Buddeln irgendwo hinzufahren. Ich hatte aber immerhin als Überraschung für meine Eltern mit den Kindern einer Skolchi-Bauern-Familie ausgemacht, dass die uns besuchen kamen und morgenfrische Früchte mitbrachten. Gemeinsam sind wir dann in eine Klanmal-Ausstellung gegangen. Wenn ich allerdings Mahays Ausbeute von Adressen von so einem Hallenbesuch damit vergleiche, hätte Mahay klar gewonnen.
Sie zog mich sogar in mehrere Kleidungsbereiche. Ich atmete jedes Mal auf, wenn sie erkannt hatte, dass da nur die gängigen Stoffe angeboten wurden, von denen sie ja wusste, dass sie schlecht für ihre Haut waren. „Nein, du musst nicht die Sachen mitnehmen, die du hier anprobiert hast. Die meisten machen es aber, wenn ihre Größe da ist. Ansonsten wird ihre Größe berechnet und bestellt. … Nein, das Wichtigste hier sind die Berater, die fachkundig Empfehlungen geben, was die individuelle Note des Trägers betont … Sonst könnte man ja alles übers Netz machen. So aber kommen manche Leute weither in eine Halle, weil ihnen der Berater empfohlen wurde. … Natürlich, ja, du kannst dir auch empfehlen lassen, was zu deinem Typ am besten passt … Nein, probier nur. Du kannst dir die entsprechenden Schnitte besorgen ...“
Also ich habe nicht auf die Uhr gesehen, wie lange ich danach abgemeldet war … also eben auch wieder nicht abgemeldet, denn bei jedem neuen Stück sollte ich auch meine Meinung sagen. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr. Da rutschte mir raus, sie sähe am besten aus, wenn sie gar nicht an habe und draußen solle sie eben anziehen, was die anderen so an hatten.
Schwierig, so ein Mädchen. Ich glaube, wenn ich nur gesagt hätte, am besten gefiele sie mir nackt, hätte ich echt ein´n Stein bei ihr im Brett gehabt. Das war echt wie ein Kompliment rausgekommen. Aber das mit den anderen war so doof, wo doch alle Mädchen mit ihrem eigenen Stil herumliefen und Mahay ja einen Stoff brauchte, der im Augenblick total unmodisch war. Jedenfalls strafte sie mich für den Rest des Tages mit einem mürrischen Gesicht, was ich eigentlich von ihr noch nicht kannte. ...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower