Also ich habe eine klare Interpretation, was Thomas Reich mit seinem Gedicht "Kriegsbeil" meinen könnte. Sollte ich Recht haben, wäre es ein sehr politisches Gedicht mit sehr harter Aussage, wenn auch einer eigentlich traurigen. Das Besondere an Lyrik ist ja aber gerade, dass man den Autor nicht fragen kann, sondern der Künstler einen gefühlsgesteuerten Denkprozess anstößt ... was nur äußerlich wie ein Widerspruch erscheint ...
Was ist das "passende" Gedicht dazu? Also ein wenig dürfte "geschwistergerede" einen Bezug zum Kriegsbeil haben ...
.
Die Prosa spielt dagegen in einer Zeit und in einem Raum, in dem das Bild vom Kriegsbeil den intelligenten Wesen wenig sagt:
Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (15)
... Normalerweise werden
solche Programme gefahren, wenn man eine Arbeit sucht. Ich wollte
möglichst bald ein Quali-Jahr machen.“
Während ich sprach,
klickte ich durch das Programm. Trotzdem spürte ich Mahays fragenden
Blick und wollte ihrem Einwurf zuvorkommen. „Also weißt du, wir
haben auf den meisten Inseln so hoch entwickelte Technik, dass die
Mani nur wenig mit eigenen Händen tun müssen. Aber es gibt
natürlich Vieles, worauf wir stolz wären, wenn wir das Vertrauen
erlangten, als dafür geeignet anerkannt zu sein.“ Ich stockte.
Also wenn mich jemand so reden hörte … Im achten Schuljahr sprach
man doch nicht so. Ein Glück, dass Co Philos einmal gesagt hat, dass
jeder er selbst ist, weil er eben anders ist als alle andern. Wenn
besonders viele die Eigenarten toll finden, die du als einzelner
hast, dann hast du eben Glück gehabt. Irgendwer auf dem Planeten
findet dich immer genau so gut wie du eben bist. Du musst ihn nur
finden. Wenn du kein Glück hast, musst du eben länger suchen. Sich
aber darum bemühen, so zu sein, wie es gerade besonders viele toll
finden, macht aus dir eine Spielfigur, die besonders leicht zu
ersetzen ist. Außerdem …
Ich versuchte mich
schnell wieder zu konzentrieren. Mahay sah mich auch an, als störte
sie überhaupt nicht, wie kompliziert ich sprach. So war ich eben.
„Es kann eben nicht jeder Raumschiffe steuern oder Mani operieren
oder Metaprogramme weiterentwickeln … Entschuldige, also
Steuerungsprogramme, die Fehler in Arbeitsprogrammen finden und
korrigieren. Nur so als Beispiel. Da gibt es immer viel mehr Bewerber
als Ausbildungsplätze. Da muss man eine Vielzahl an Eignungstests
bestehen. Bevor du aber überhaupt für die zugelassen wirst, musst
du Argumente haben. Gute Zeugnisse natürlich, aber eben auch
Beweise, dass du dich schon für die Gemeinschaft engagiert hast.
Nicht, dass du nur kommandieren willst, sondern dass du auch bereit
bist, selbst etwas Unangenehmes anzupacken. Das ist ja die andere
Seite: Immer gibt es Aufgaben, die aus irgendwelchen Gründen
unbeliebt sind. So in der Art von früher, dass keiner das
Essgeschirr abwaschen wollte. Da wird dann dran gearbeitet, bis man
eine technische Lösung gefunden hat, damit niemand mehr abwaschen
muss … Danach aber wollte niemand das dreckige Geschirr ordentlich
in die Spülmaschine einräumen. Also haben unsere Vorfahren Roboter
entwickelt, die das tun, aber das nächste Unbeliebte lauert schon
wieder irgendwo. Irgendwer muss das aber machen, auch dann, wenn es
noch keine technische Lösung gibt. Dafür werden die kleinen Helden
gebraucht, die sich überwinden und so was machen. Und dann gibt es
spannende große Bewährungen, wo man arbeiten muss, weil es an
manchen Orten noch gar keine Technik gibt oder es für die, die es
gibt, dort zu kalt oder zu heiß ist. Das sind die großen Helden.
Wer also Offizier auf einem Raumschiff werden will, muss vor der
Ausbildung mehr als ein Jahr Heldenarbeiten übernommen haben. Also
er muss nicht, aber warum sollte man ihm einen der wenigen Plätze
geben, wenn er keine vollbracht hätte?“
Mahay betrachtete mich so
voll Spannung, dass ich immer mehr in Fahrt kam. „Für Heldentaten
steht doch der ganze Planet zur Verfügung. Man muss nur etwas
finden, was man schafft. Also natürlich werden die Aufgaben zur
Pflicht. Aber wer sich das für ihn am besten Geeignete selbst
herausgesucht hat, der hat mit seinem Quali-Jahr die Punkte für
später und trotzdem etwas gemacht, was ihn nicht anwidert. Man muss
es nur finden. Dafür ist mein Programm da. Das filtert alle
Heldenangebote auf dem Planeten durch, setzt dort Marker, ich möchte
noch mehr Details, und listet mir auf, was ich mir zur Untersuchung
aufrufen sollte.“
„Sag mal, bist du nicht
für solche Heldentaten zu jung?“
„Nun verpetz mich noch
bei meinen Eltern … Du hast ja Recht: Bei vielem habe ich keine
Chance. Also Körperkraft, da komm ich nicht durch. Obwohl manchmal
auch Sachen dabei sind, da solltest du nicht zu groß und schwer
sein. Viele Objekte sind aber sowieso Kombis. Also die Aufgaben, für
die große Reife und Erfahrung nötig ist, machen Profis,
Supercoaches und die Schweinereien lösen die gefangenen Helden. Wenn
in einer Ausschreibung drin steht, dass Schulunterbrecher unerwünscht
sind, dann filtert das Programm das sowieso raus. Jetzt aber ist ja
alles ganz anders. Jetzt bist du da und da muss ich hier sein. Ist ja
noch Zeit zum Held sein. Wenn du alles, was hier wichtig ist, gelernt
hast, können wir vielleicht versuchen, ob wir gemeinsam losziehen.“
Plötzlich fehlte mir die
Kraft. Also, nachdem ich das Programm deaktiviert hatte, kam es mir
vor, als wäre ich eine technische Anlage, der man die Stromzufuhr
gekappt hatte. Es lief nur noch ein Notstromaggregat. Mühsam
schaffte ich damit, dass wir die Unterrichtsvorbereitung für den
nächsten Tag gedeckelt bekamen. Mahay gab sich große Mühe. Bei den
meisten Sachen kam es mir aber so vor, als versuchte sie lauter
unverstandenes Zeug nachplappern, auswendig, so wie es die Abfrager,
also erst einmal ich, hören wollten.
Erst im Einschlafen
versetzte mir Mahay noch einen ihrer Schocks. Ich war schon fast weg,
da drang ihre Stimme ins Unterbewusstsein.
„Du, Brad, ich glaube,
an deiner Stelle hätte ich auch versucht, aus dieser Klasse
wegzukommen. Wenn ich dir im Weg bin, … Also ich finde auch noch
einen anderen Coach.“ ...
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