Eines der schönsten Gefühle ist es doch, zu erleben, man ist nicht allein im eigenen Bemühen. Auf mein "Wasserweise" hin meldete sich Brunhild Hauschild sofort mit einem "Pendant": "Gifte". Und dessen einiger "Mangel": Es schmeichelt sich mit Reimen ein ... Gemeinsam erreichen wir vielleicht, dass das Gedicht "eine außerirdische studentin liest" Schwarzseherei ohne Wirklichkeitsgehalt bleibt ...
. Über den "Wirklichkeitsgehalt" utopischer Geschichten lässt sich ausgiebig streiten. Wenn man das kann, haben sie ihre Aufgabe schon erfüllt. Wenn sie dann noch spannend oder gefühlvoll wären, ...
Vorsorglich halte ich eine Idee für einen weiteren Roman erst einmal hier fest, obwohl nicht nur der Titel am Schluss ganz anders aussehen könnte. Es scheint nämlich eine große Liebesgeschichte zu werden ...
Slov ant Gali: Der Planet
der 1000 Inseln
Das war ein mir verschlossenes
Geheimnis. Woran es auch liegen mochte … entscheidend war das
Ergebnis. Ich stand allein da. Fast immer und an diesem Morgen. Vorn
auf der Bank 2, der Strafbank. Vielleicht war ich nur nicht schnell
und entschlossen genug. Hätte ich rennen sollen, als die Tür vom
Hof zum Hintereingang der Mandino-Schule freigegeben worden war? Aber
wir waren doch die drittälteste Klassenstufe. Wir gehörten schon zu
den reifen Schüler, die erhaben auf das junge Gemüse herabblickte,
das einander schubsend, laut brüllend und überhaupt sehr kindlich
die ehrenwerten Hallen unserer Lerneinrichtung zu stürmen versuchte.
Wir demonstrierten Gelassenheit, schlenderten erst dann, als der
Druck nachließ, ins Gebäude. Schließlich waren noch 15 Minuten
Zeit, die dritte Etage zu ersteigen. Erstmals würden wir Unterricht
in der dritten Etage haben – Zeichen der Reife und Erhabenheit. Die
Räume dort hießen nicht Klassenzimmer sondern Kabinette. Dabei
stellte sich heraus, dass sie genauso groß waren wie die in den
unteren Etagen, auch dass in den meisten Stunden der Unterricht die
gleiche äußere Form haben würde. Allerdings war die Ausstattung
reichhaltiger. Und die Computer standen frei auf den Plätzen. Wir
hätten sie schon in der Pause anschalten können. Oder uns die
Monitore über die Köpfe schlagen.
Trotzdem. Ich stand noch unsicher ein
paar Schritte im Eingang, da hatten sich die Fronten geklärt. Alle
Bänke waren belegt, jeder hatte seinen Nachbarn bestimmt. Ja, einige
hatten sich sogar noch umentschieden, weil der- oder diejenige, die
er / sie an seiner Seite hatte haben wollen, selbst die Wunschbank
besetzt und zum Herkommen aufgefordert hatte.
Tino hatte die Schule gewechselt. Der
einzige, der neben mir hätte sitzen wollen, gehörte nicht mehr zu
uns. Mir blieb nur die unbeliebte Bank 2 vorn in der Mitte, dort, wo
dich der Haupttrainer immer im Blick hatte und es dir nichts nutzte,
dass noch jemand vor dir saß. Irgendwie ergeben fand ich mich mit
meinem Schicksal ab. Ich war hier der Nerd, konnte froh sein über
jeden Tag, an dem ich nicht gemobbt wurde. Keine Ahnung warum. Man
weiß das ja selbst nie. Es kann sein, dass man keine Freundin hatte,
weil man war, wie man war, es konnte aber auch sein, dass man war,
wie man war, weil man keine Freundin hatte. Oder eben nur einen
Freund wie Tino.
Weil das überall anders ist, muss ich
erklären, dass sich die Mandino-Schule zur Gruppe der „Schulen mit
alten Werten“ zählte. Meine Mutter hatte mir das schon vor Jahren
erklärt. Die Schulen waren insgesamt so angeordnet, dass die Eltern
normalerweise immer zwischen verschiedenen Ausrichtungen und Methoden
wählen konnten. In den letzten Jahren waren die „Schulen mit alten
Werten“ sehr in Mode gekommen. Hier spielte äußere
Zur-Schau-Stellung der Wertschätzung von Autorität eine besondere
Rolle. Das hieß vieles. Zu Beginn des Unterrichts hieß das vor
allem, dass die Schüler an den Plätzen standen, laut grüßten und
sich erst dann setzten.
So war das auch diesmal. Wir erhoben
uns, als der Haupttrainer aus dem Vorbereitungskabinett trat, sahen
nach vorn. So entging uns, also zumindest mir, dass das Co-Trainer
die hintere Tür unseres Klassenkabinett öffnete und dass er nicht
allein war. Das änderte sich schnell. Noch bevor wir „Guten
Morgen!“ gesagt hatten, sahen wir sie. Den Co-Trainer, der je nach
spezieller Situation wie ein guter oder schlechter Geist durch die
Reihen wanderte und sich gelegentlich Schüler herausgriff, mit denen
er bei Unruhe am Platz oder bei Stille und Frontalunterricht im
Vorbereitungskabinett unverstandene Teile des aktuellen
Unterrichtsstoffes auf seine Weise noch einmal erklärte, und … ein
Mädchen.
„... Das ist Mahay. Wundert euch
nicht. Sie ist eine Maniane. Mit einem Boot ist sie von ihrer Insel
geflohen, weil sie uns kennen lernen wollte. Ihr wird also viel für
uns selbstverständliches Wissen fehlen. Also seid besonders nett zu
ihr! ...“
Eine der Maniani! Natürlich hatte
jeder von uns schon Gerüchte über diese Gemeinschaft gehört. Aber
als sicher galt eigentlich nur eines: Das war eine Truppe, die in
angeblich freiwilliger totaler Abgeschiedenheit ein an Landwirtschaft
orientiertes Leben führte. Und totale Abgeschiedenheit hieß eben,
dass die kein Kontaktnetz-Zugänge hatten und angeblich auch keine
Bild-Programme empfingen! Brrrr! Wir starrten sie alle an wie ein
ausgestopftes Monstertier aus der Urzeit unseres Planeten. Ich muss
zugeben, ich starrte noch aus einem anderen Grund. Sie faszinierte
mich. Also nicht, dass sie besonders schön gewesen wäre. Im
Gegenteil. Sie widersprach geradezu total den Anforderungen, die
Mädchen zu entsprechen hatten, die hätten als schön, hübsch oder
sexy hätten gelten wollen. Ihr Sommeranzug …
„... Na, die Auswahl ist ja nicht
groß. Würden Sie neben Brad Platz nehmen?“
Da ging jene Mahay den kurzen Weg zur
2. Reihe und dann saß sie sozusagen neben mir. Also sie saß schon
neben mir, aber eigentlich war ja noch etwas Lücke zwischen uns, wo
diverse Anschlüsse für Geräte und die Geräte selbst deponiert
waren und warum hätte ich meinen Stuhl an den anderen heranschieben
sollen, wo doch bisher der andere frei geblieben war … und was
wollte ich eigentlich erzählen?
… Ach ja, der Sommeranzug. ..
.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen