Darf die Menschheit wirklich hoffen? Der Oberhirte der weltgrößten Kinderschändervereinigung will das Zepter aus der Hand geben. Aus einem Benedikt gewordenen Ratziger wird wieder ein normal Schuldiger. Diese Würde erhält er sich. So kann er mit einem Gedicht verabschiedet werden, denn "Nur über Tote soll man nichts Schlechtes sagen" ... Das dieses Schnell-Gedicht mit "spinnenspuren" kombiniert wird, hat keine eigene inhaltliche Aussage - höchstens, dass wir uns wider den tierischen Ernst auflehnen.
Ganz unpäpstlich prosaisch geht es weiter:
Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (6)
... „Brad hat mir sein Bett
bezogen. Er schläft auf der Matratze. Er sagt, das reicht ihm.“
Mahay hatte das mit einer Selbstverständlichkeit gesagt mit der man
Marjore zurück in die Sonne legt, wenn sie noch nicht reif genug
sind.
Mutter legte ihr Besteck
hin, Vater legte sein Besteck hin. Für sich genommen normale
Bewegungen, wenn auch etwas eckig. Aber die kamen so identisch, die
beiden Bewegungen, dass sie nicht allein mit dem Beenden der Mahlzeit
zu tun haben konnten. Schweigen.
Noch immer Schweigen.
Vater erhob sich, verbeugte sich vor Mahay, wandte sich an mich:
„Kommst du mal bitte!“ und noch einmal an Mahay gewandt: „Sie
entschuldigen uns einen Moment.“
Draußen stand er vor
mir, betrachtete mich irgendwie wie einen Fremden, richtiger, wie
jemanden, den man überraschend anders sieht.
„Also ich habe ja
einiges von dir erwartet. Aber das nicht! Hast du dir das auch
reiflich überlegt? Was man so braucht, hast du ja sicher bereit?!“
Also das waren Fragen,
auf die ich beide mit einem klaren Nein hätte beantworten müssen.
Je klarer mir wurde, was Vater da meinte, und damit verrate ich
ehrlich, dass mir das erst langsam klar wurde, umso klarer wurde mir
das Missverständnis. Aber ich grübelte krampfhaft darüber nach, ob
alles platzen würde, wenn ich das zugab. Anders gesagt: Ich war
feige. Und log auch irgendwie nicht: „Also du bist einverstanden,
Paps?“
„Ich … Also du hast
mehr Glück als Verstand: Hätte ich vorhin verstanden, dass das dein
Ernst war, hätte ich sie rausgeworfen. Ich nehme an, ihre Eltern
sind einverstanden?“
„Wie denn? Sie ist eine
Ausgestoßene. Sie hat niemanden!“
Keine Ahnung, wieso mir
dieser Ausdruck einfiel. Er klang so Mitleid einfordernd. Und eines
war klar: Sollte Vater die Frage auf der Zunge gelegen haben, warum
gerade wir, dann musste er die jetzt herunterschlucken. Und richtig:
„Wie lange habt ihr
denn gedacht, dass ihr hier zusammen wohnen bleibt?“
Das war wenigstens eine
Frage, die ich uneingeschränkt ehrlich beantworten konnte: „Also
vorerst haben wir noch nicht daran gedacht, auszuziehen, also
zumindest nicht in der Schulzeit.“
Das hatte zur Folge, dass
mich mein Vater rührselig in die Arme schloss und ich mit ihm einen
Feierlichkeitsschluck trinken musste.
Mit Verschwörermiene
hielt er das Ohr an die Küchentür, winkte mir, sagte: „Ob die
Frauen sich schon einig geworden sind?“ Und als nichts zu hören
war, drückte er die Klinke herunter und stürmte mit den Worten in
die Küche „Aber ihr habt doch keine Geheimnisse vor uns?“
Es wurde noch ein
erdrückend langer Abend. Als wir endlich allein in meinem Zimmer
waren, hatte ich einfach nicht mehr die Kraft, Mahay nach dem Verlauf
ihres Gesprächs zu fragen.
Tief in der Nacht musste
ich raus auf die Toilette. Meine Eltern saßen da immer noch in der
Küche. Anfangs wollte ich lauschen. Dann aber tat ichs doch nicht.
Dieser erste Tag eines neuen Schuljahres war bisher irgendwie so
positiv gewendet gelaufen, da wollte ich mir nicht noch ein negatives
Ende organisieren.
Am nächsten Tag machte
Mahay nur einige Andeutungen. Sie habe bestätigt, dass ich sie wohl
nett fände, sie mich ja auch, und ich hätte ihre entzündete Haut
behandelt und ihr ginge es schon viel besser. Als ich fragte „Ihr …
also der Haut ...“ hatte Mahay geantwortet, „Natürlich habe ich
ihr gesagt, dass man dir vertrauen kann, was sonst? Mir auch, klar.
Das habe ich gesagt, ja.“ ...
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