Mittwoch, 20. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1658


"Als Shakespeare seinen Richard III. »Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!« ausrufen ließ, verlangte es den König da nach einem Fertiggericht?" So beginnt ein sprachgewandter Kolumnist seinen auch sonst zum Schmunzeln in schmunzelfeindlicher Zeit einladenden Zeitungsartikel. Weniger heiter, aber mehr lyrisch verdichtet nimmt sich Brunhild Hauschild des Themas an ("Pferdefuss"). Im Normalfall hätte ich den Titel für ein Ausrutscher im Umgang mit der neuen deutschen Rechtschreibung gehalten - im konkreten Fall passt diese Schreibweise sehr zum Gegenstand ... Ob die Autorin auf Stute Lasagne geritten ist und sie nun nichts ahnend mit verspeiste?
Wie gestern und "Morgen" steht natürlich wieder die Frage nach dem geeigneten "Partnergedicht" ... und wie so oft ist der Ausweg, zusammenzustellen, was nur sehr bedingt zusammengehört ..


.Dafür erklärt sich die nächste Fortsetzung der Romanidee aus einer vorangegangenen, sprich es geht mit dem Jungen weiter, der sich notgedrungen um die Eingewöhnung des fremden Mädchens kümmert:

Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (14)

  Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte dem Mädchen über die Wange gestrichen und mich für meine Gedanken entschuldigt. Damit hätte ich sie aber geweckt. Das kam natürlich nicht in Frage. Also warf ich mich auf die Matratze und wartete auf den Schlaf.

Manchmal halte ich mich selbst für unbegreiflich. Da denke ich lange über eine Sache nach, entscheide mich nach (ich glaube, man sagt) „reiflicher Erwägung“, etwas nicht zu tun … und das nächste, was ich wirklich anpacke ist genau das, wovon ich gerade entschieden hatte, es nicht zu tun. Ein Glück, das davon eigentlich niemand weiß. Ich hätte doch sonst nie eine Chance, an der Raumfahrtakademie angenommen zu werden.
Immerhin ist das Ganze im konkreten Fall zu entschuldigen. Nachdem nun einmal die Entscheidung getroffen war, dass Mahay meine Zimmerbewohnerin war, hatte ich plötzlich keine Chance mehr, vor ihr etwas als intimes Geheimnis zu verbergen. Sie war ja so ein Sonderfall, nämlich der einzige Mani, den ich nicht mit dem Argument zurückweisen konnte, „du hast ja auch deine Geheimnisse vor mir...“. Zumindest wusste ich von keinem.
Mahay war ein besonderes Mädchen. Sie schien zu spüren, dass ich nicht über meine Rolle in der Klasse sprechen wollte. Also tat sie es nicht. Dabei las ich aus ihren Blicken die Frage, warum ich mir das gefallen ließ. Ob sie Angst hatte, es wäre ihretwegen, ich wäre ihretwegen zum Ziel kleiner Gehässigkeiten geworden, ich würde ihretwegen gemobbt … und würde das nicht zugeben wollen?
Egal. Kaum waren wir nach der Schule zurück in meinem Zimmer, fiel sie mir um den Hals. „Ich freu mich, dass ich die alle los bin. Du, ich muss mich erst an so viele Mani auf einem Haufen gewöhnen.“
Nein, ich antwortete nicht, dass es Mani gab, die sich nie an manche Gesellschaft gewöhnten, solche wie mich eben, und dass wir über die Technik verfügten, dass wir fast überall selbst entscheiden konnten, welche Kontakte wir haben wollten. Ich ließ ihren Gefühlsausbruch über mich ergehen. Nicht, dass er mir unangenehm gewesen wäre, aber ich fürchtete, dass egal, was ich getan hätte, jede Reaktion falsch gewesen wäre. So wartete ich ihren Druck ab. Dann, als es so schien, als wäre sie wieder für Anderes offen, nahm ich erstmals in ihrer Gegenwart auf meiner Brücke Platz.
Dieser Platz gab mir Kraft. Hier war ich der Kapitän. Ich hatte den Überblick über alle Funktionen und der Computer führte das aus, was ich von ihm verlangte. Und da war noch etwas Anderes. Ich spürte Mahays Blicke. Diesmal aber wirkte ich garantiert in jeder Fingerbewegung sicher. Sie musste einfach staunen.
„Na, einen Computer brauche ich dir ja nicht mehr zu erklären.“
„Machen wir jetzt beide an deinem Computer unsere Hausaufgaben?“
„Nachher gleich. Ich wollte erstmal kurz ins Netz.“
„Ins Netz?“ Mahay hatte sich den Reservestuhl herangezogen.
„Ihr verwendet wohl so gut wie gar keine Technik, egal, ob die gut ist oder nicht. Das Kontaktnetz bietet mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann ich hier Filmprogramme abrufen, die auf einer der vielen Inseln eingestellt worden sind. Das ist ja nicht viel anders wie in der Schule, nur dass dort die Trainer die Programme vorgeben. Wichtiger sind im Moment die Kontaktprogramme. Ich bin jetzt ein paar Tage nicht mehr in den Systemen gewesen. Da hat sich vieles gestaut. Im Moment sollte ich ein Suchprogramm deaktivieren. Ich habe nämlich einen elektronischen Jäger installiert. Der hat wichtige Daten von mir und Wünsche, was ich gern machen würde. Normalerweise werden solche Programme gefahren, wenn man eine Arbeit sucht. Ich wollte möglichst bald ein Quali-Jahr machen.“ ...



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