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Der lebende See (2)
.Dann war da die Vorstellung, ich sei ein Fisch mit glühenden Schuppen, versunken in Schmerz. Riesige Facettenaugen, die mich anstarrten, mich nach etwas zu fragen schienen, wovor mich die immer wieder schnell einsetzende Bewusstlosigkeit schützte.
Irgendwann
hatte ich endlich das Gefühl, ich wachte aus diesen Albträumen auf.
Ich merkte, ich lag weich und hatte wirklich geschlafen und nun war
es Zeit, richtig aufzuwachen.
Angst.
Nur nicht die Augen öffnen. Warum nur war ich so sicher, ich wäre
erblindet? Diese Blitze, die Hitze, das war so furchtbar echt. Und
etwas stimmte mit meiner Haut nicht. Sie juckte etwas und … sie
musste verbrannt sein! Noch immer mit fest geschlossenen Augen begann
ich Finger zu bewegen, die Füße, die Arme, die Knie anzuwinkeln.
Hatte ich vielleicht alles nur geträumt? Keine der Bewegungen
bereitete mir Schmerzen. Es war nur komisch an der Haut. Als wäre
ich in ein Nachthemd aus Seilen eingewickelt.
In
diesem Moment drangen Lichtstrahlen durch die geschlossenen Lider.
Ganz kurz nur. Danach hatte ich den Eindruck, es wäre jemand neben
mir. Genauer, es schienen zwei Jemande zu sein. Warum schwiegen sie
mich an? Ich würde den Augenblick nicht endlos dehnen können und
die Augen öffnen müssen.
Tat
es und schloss sie sofort wieder. Mich begafften keine Menschen. Das
waren … Menschenähnliche? Sagt man so? Ich sah zwei Köpfe vor
mir, also eigentlich die Gesichter. Wenn ich mich nicht täuschte,
dann standen zwei Wesen neben mir im Raum, beide insgesamt deutlich
kleiner und zierlicher als Menschen. Ihre Köpfe aber …
… Ich blinzelte,
hoffentlich unauffällig. Das Gesicht unmittelbar vor mir konnte
sogar das eines Mädchens sein. Zumindest hatten die Züge etwas
Weiches. Es war im Prinzip alles da, was auch in einem
Menschengesicht zu finden gewesen wäre. Nur war alles etwas zu groß
geraten und wurde beherrscht von eben jenen Facettenaugen, die mir im
Albtraum begegnet waren. Dagegen wären Froschaugen als schön
durchgegangen. Wie kam ich eigentlich auf Facetten? Sicher war nur,
dass sie nichts Menschlich-Schönes an sich hatten.
Dann kam der nächste
Schock. Jenes Wesen, das ich für ein Mädchen hielt, gab Geräusche
von sich. Es klang wie ein an- und abschwellendes Summen. Ich
glaubte, lauter Ens und Ems aneinandergefügt zu hören. Das weiter
hinten sitzende Wesen summte dem Mädchen etwas zu, woraufhin es noch
betonter modulierte. Und endlich begriff ich: Das Mädchen hatte
gesprochen und sprach schon wieder! In einer Sprache, die ich
verstand! Nur mit einem extrem fremden Klang. „Ich bin Wroohn. Du
brauchst dich nicht zu fürchten. Wir Schla meinen es gut mit dir.
Der See gab dir dein Leben wieder.“
Als sie noch einmal mit
diesen Sätzen von vorn begann, murmelte ich: „Ich verstehe dich.
Ich bin Jonathan, John, ein Mensch. Danke!“ Aber ich begriff nicht,
wieso ich einfach so eine fremde Sprache beherrschte. Dass es nicht
meine auf der Erde gelernte, sondern die hiesige war, war mir
bewusst. Es war beängstigend. Woher kannte ich die?
So wurde ich aufgenommen
in die Gemeinde der Schla, wurde einer der ihren.
Das Schwerste war die
Gewöhnung an ihre allgegenwärtige Hässlichkeit. ...
***
Unauffällig die "Gedichte des Tages", wenn man ignoriert, dass es diesmal Gästetexte sind:
Heute sind zwei Gäste an der Reihe. Da ist zum einen Gunda Jaron, die "Die Freundin ..." mitbringt, und zum anderes Roger Suffo, der eine sehr eigene Auffassung vom Leben hat, wenn er ruft "spring doch"!.
...
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