Thomas
Staufenbiel
Reflexion (2)
... Jeder
kennt jeden, Gerüchte oder andere Neuigkeiten verbreiten sich mit
einer Geschwindigkeit, die jedes Lauffeuer vor Neid erblassen ließe.
Je kleiner die Stadt - und ich rede ja erst gar nicht vom Dorf -
desto deutlicher der persönliche Status. Entweder man gehört dazu
oder eben nicht.
Meine
Mutter, die bereits ihr ganzes Leben in diesem idyllischen Städtchen
verbracht hatte, gehörte wohl dazu. Davon zeugten Bekannt- wie
Verwandtschaften und ähnliche Verzwickungen, aus denen es sich nur
schwer lösen lässt, wenn die Zeit gekommen scheint. Man sprach
gemeinsam über die ewige Jugend und versuchte dabei zu vergessen,
dass auch hier der graue Alltag längst bittere Realität geworden
war. So wurde die Nachkriegsjugendzeit zur blühenden Idylle,
Erkundungstouren in zerbombte Ruinen zum Freizeitwahn und Blindgänger
ignoriert. Bis letztlich allen klar wurde, sie lebten in einem
geordneten Alltag und der forderte seine Pflicht und Schuldigkeit.
Mein Vater gehörte wohl nicht zu dieser Kleinstadt. Als
Zugewanderter aus dem schönen Harzvorland blieb ihm als Heimat nur
die Kaserne der Armee oder die Flucht in diverse Fernstudien und
andere Arbeitskreise. Wenn er doch einmal zu Hause war, hörte er
seine geliebten Schallplatten und ließ der Illusion den Vortritt.
Doch dann gab es Alarm und die Truppe rückte für Tage oder Wochen
zu unheimlich heimlichen Übungen aus. Wieder verbrachte er die
Nächte in regendichten Mannschaftszelten und lauschte den Tropfen,
die durch die Nähte in die darunter aufgestellten Blechschüsseln
fielen. Die Tage gehörten ganz dem Schlamm und Dreck einheimischer
Wälder, denn wozu hat der Mensch zwei Beine, wenn er auf dem Bauch
kriechen kann. Als Vorbild diente hier sicherlich die Schlange.
Wollte die Armee auch nichts mit dem Sündenfall zu tun haben, so
stand sie ihm doch listig gegenüber.
In
unserem Kleinstadtmilieu lief also alles in geordneten Bahnen. Und
doch, zwischen dem Grau der Neubauten blitzte der Schutt der letzten
Kriegstage allgegenwärtig hervor. Die Alten ergingen sich in
endlosen Monologen über ihr Leben, so als ob sie noch immer Steine
klopfen würden. Die Jungen lebten unbeschwert in den Tag, den manch
einer ihrer Eltern bereits verfluchte. Die Wochenendidylle fand im
(Wer hat den schönsten)-‚Strebergarten‘ statt und endete nicht
selten im Delirium. Die kleine Kneipe in unserer Straße fand
ausgesprochen guten Zulauf, und so kam es oft vor, dass der Wirt erst
in den frühen Morgenstunden das Licht löschte. Dann wurde es
dunkel. Hatte sich damit etwas verändert? ...
Weiter HIER:
***
"Galaktische Gedichte" wäre doch ein guter Titel, oder? "
(Dabeisein ist alles)" passte jedenfalls gut unter diese Überschrift. Egal. Ich bin dann mal weg zur Steuerschulung. Denn "Vor dem Finanzamt ist (fast) jeder gleich"
..
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