Gunda Jaron
Was grundsätzlich zu klären wäre (2)
Zwangsweise
durfte ich ans Steuer, weil mein Liebster nach acht Stunden
Daueraufenthalt hinter demselben („Nein, Schatz, ist schon okay,
ich bin ÜBERHAUPT nicht müde“) doch irgendwann die Leitplanken
kreuzweise auf sich zukommen sah. Die Plätze wurden getauscht.
„Aber
verstell nicht wieder den Außenspiegel!“, mahnte er mich.
Ach,
woher denn, ist ja auch gar nicht notwendig bei fünfzehn Zentimetern
Größenunterschied ...
„Und
fahr anständig, damit ich ein bisschen schlafen kann!“
Er
stopfte sich ein Kissen zwischen Schädel und Seitenfenster und
schloss mit einem befriedigten Seufzen die Augen, selbstverständlich
erst, nachdem ich mich „anständig“ wieder in den fließenden
Verkehr eingefädelt hatte.
Alles
lief super. Die Kinder spielten auf dem Rücksitz einträchtig
Magnet-Memory, das Radio dudelte leise Phil Collins und ich summte
ferienselig mit. Der Tacho stand konstant auf 130 km/h, ebenso wie
bei meinem Vordermann, einem älteren Herrn mit grauem Filzhut auf
dem Kopf und Duftbäumchen am Rückspiegel des Diesels. Man sollte
eigentlich glauben, solche Figuren gäbe es mittlerweile nur noch in
der Bäckerzeitung als Comic der Woche. Vor uns kroch ein Tanklastzug
mit siebzig Sachen die Anhöhe hinauf. Ich setzte elegant zum
Überholen an. Dem Filzbehüteten fiel dasselbe ein, allerdings exakt
zwei Sekunden später als mir. Lässig zog er das Lenkrad nach links.
Überflüssig zu erwähnen, dass sich das Klischee um Hütchen
tragende Dieselfahrer auf den Punkt erfüllte, oder? Vorheriges
Blinken? Reiner Luxus ... Was also tat ich als verantwortungsbewusste
Fahrerin? Statt auf die Hupe zu drücken, voll draufzuhalten und der
Schlafmütze mal zu zeigen, wozu die Autokon-strukteure die
Stoßstange und der liebe Gott die Schimpf-wörter erfunden hat,
stieg ich auf die Bremse, weiß ich doch, dass Dellen im Kotflügel
nicht unbedingt zu einer positiven Grundstimmung beitragen. Schon gar
nicht im Urlaub.
Es
ruckte.
Mein
bis zu diesem Moment friedlich vor sich hin schlum-mernder Beifahrer
zuckte zusammen, fasste sich – dem Herzinfarkt nahe –
theatralisch an die Brust und verdrehte die Augen:
„Was
ist denn jetzt schon wieder los. Kannst du nicht EINMAL aufpassen?“ ...
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Fahrfehler bei den "Gedichten des Tages"? Aber nicht bei uns:
Zuerst das zweite Gedicht, zu dem mich Sebastian Deyas letztes Gefecht inspirierte. Dazu sollte man wissen, dass im Zuge der sogenannten Wiedervereinigung als Kompromiss zwischen Bundesadler (Pleitegeier), Hammer/Sichel/Ährenkranz und Schwerter zu Pflugscharen zwei gekreuzte Bananen auf dem Schwarz-rot-Doldenem im Gespräch waren: "Nicht wieder Chiquita!"
Dürfen Gedichte Anmaßungen äußern? Ich meine, ja, sie sollten die "ohne kreuzigung" tun dürfen ...
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