Thomas Staufenbiel
Welt(en)weiser (2)..
... Nun
will ich es jetzt nicht falsch verstanden wissen, ich habe nichts
gegen die Besuche von Klaus. Ganz im Gegenteil, sie lenken mich von
den Alltäglichkeiten eines geregelten Lebens zwischen
Büroarbeitsplatz und Supermarktbesuchen ab. Wir sitzen dann zumeist
jeder auf seinem Sofa, sinnieren vor uns hin oder philosophieren das
Universum in die richtigen Bahnen.
Ein
guter Tropfen darf dabei nicht fehlen, denn wie sagt mein lieber
Klaus so gern: „In vino veritas.“ Wohl wahr, und sei es auch nur
unsere Wahrheit, denn bevor Klaus zu später Stunde den Heimweg
antritt, sind wir uns immer einig – sei es nun dem Wein geschuldet
oder unserer ausgezeichneten Laune – wie man sich nur einig sein
kann unter guten Hobby-philosophen.
Klaus
hat es, wie auch ich selbst, im Leben zu etwas gebracht. Er ist nicht
ungebildet, hat einen ausgezeichneten Ge-schmack, doch als Beamter
leider einen für ihn ebenso unpassenden wie genialen Job. Wen
wundert es da, dass er nach Stunden der Erbsenzählerei gern auf ein
gutes Wort und den Sinn im Wein zu mir kommt.
Da
ich hier sitze und Klaus ansehe, drängt es mich nun, etwas zu sagen.
Ich rücke mich auf meinem Sofa zurecht, den Zeigefinger im Anschlag.
Doch meine Weltanschauung gerät ins Wanken, denn ich habe mir den
Gin großzügig und pur nachgeschenkt. Klaus scheint sich recht wohl
zu fühlen, jetzt wo er mir zweimal gegenüber auf dem Sofa zu sitzen
scheint und sich selbst den Rücken stärken kann. Und doch scheue
ich mich nicht, den Mund zu öffnen.
Ich
will Großes sagen, etwa ein „I have a dream“ oder „Ich bin ain
Beerliner“. Ich erschrecke zutiefst bei der Erkenntnis - und werde
auch wieder etwas klarer – dass die beiden Urheber dieser
treffenden Aussagen längst in Heimaterde vermodert sind. Erschossen,
ihrer Ideale wegen. Philosophie ist eine nicht ungefährliche Sache.
Der Schock sitzt tief und lässt den zweiten Klaus verblassen.
Ich
schaue zum verbliebenen hinüber. Er sitzt in üblicher Pose, in
reiner Spock-Manier, die Fingerspitzen der linken Hand an denen der
rechten, geradeaus blickend, ins Leere. Spock, vielleicht lag es an
seiner außerirdischen, vulkanischen Herkunft, hatte nach solchen
Momenten des Nachdenkens die faszinierendsten Einfälle.
„Große
Ideen brauchen Zeit zum Reifen“, sagt Klaus plötzlich. Resigniert
schließe ich den Mund und lasse den Zeigefinger sinken. Ja, denke
ich, der Spock. ...
.***
Etwas weniger weise folgen die Links zu den "Gedichten des Tages" (aber die riechen sehr nach "Weltuntergang" ...):
Die ersten vier Strophen wären vielleicht noch wohlmeinend geduldet worden, wären die beiden "Resümee-Verse" nicht danach gekommen. So lässt "Es Schillert noch kein Frieden" nur eine unerlaubte Deutung zu ...
Aber es muss ja nicht unbedingt Krieg sein, was das Ende der Menschheit bewirkt. Es gibt auch manch andere "Lösung". (Muss man erklären, was "schweres Wasser" ist?)
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