Donnerstag, 28. November 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1924






Versprochen: Mit jenen "Reflexionen", mit denen Fidel Castro jene Welt, die sie hören will, beglückt, hat die folgende Prosa nichts außer der Überschrift gemeinsam:

Thomas Staufenbiel

Reflexion

Schwarz-Weiß. Richtig, so waren die damals. Ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel. Und so klein, sieben mal zehn, maximum. Staunen, Erinnern. Da hilft kein Drehen und kein Wenden, hinten steht nur eine Jahreszahl.

Das dämmrige Licht des alten Dachbodens fällt auf eine staubige Kiste, die ich aus dem fast vergessenen Kleiderschrank herausgekramt habe. Allein der Weg dorthin, über enge Treppen, knarrende Dielen, vorbei an Spinnen-geweben und Vogelnestern, war beschwerlich. Doch früher oder später musste ich mich überwinden, auch diese letzten Winkel einer Inspektion zu unterziehen, ganz nach dem Motto: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.
Der unscheinbare Karton beherbergt wahre Schätze, Fotografien aus einer anderen Zeit. Mit jedem Bild rückt eine Minute, eine Stunde wieder ins Gedächtnis und sei es auch nur eine Erinnerung aus Hörensagen. Ich krame in meinen Geschichtskenntnissen:

Die roten Brüder hatten ihren Sputnik, die Amerikaner ihren Glauben an die erste Mondlandung - nun wurde es eng für die Außerirdischen. Der moderne Mensch kümmerte sich um moderne Dinge und pflegte überholte Ideale. Hinter den schicken Fassaden bröckelte der Putz und ließ prähistorischen Trieben freien Lauf. Der kleine Mann war jemand geworden, doch was nun? Die Augen der Welt schauten auf Berlin, doch der einzig wahre Berliner wurde im fernen Dallas seines Gehirns beraubt. Dieses klaffende Loch schien sich schleichend auf die neue Generation zu übertragen. Die Beatles trennten sich und gingen eigene Wege. Noch war nicht abzusehen, dass eine Wiedervereinigung in der Einfahrt zum Dakota House in New York vereitelt, weil auf deren Stufen John Lennon ermordet werden würde, und niemand wollte glauben, wie teuer Scheidungen werden können. Am Ende der Beatlemania setzte sich die Flower-Power-Bewegung mit Woodstock ein grandioses Denkmal. Gleichzeitig versank sie im Schlamm des unerwarteten Regens und spülte sich letztlich selbst mit einem Schuss Kommerz in den Abfluss der Geschichte.

So war die Zeit, über die der alte Karton wacht und die Fotografien berichten. Doch sie erzählen keine Geschichten aus der großen, weiten Welt, ihre Geschichten spielen in unserem Kleinstadtmilieu. ...

***

Vor die Vorfreude auf die nächste Ausgabe dieses Journals hat die innere Logik und die Tadition einen Blick auf die nächsten "Gedichte des Tages" gestellt:

Das "Codewort" der heutigen Gedichte des Tages lautet "Naivität". Ich möchte so gern den kleinen Jungen spielen, der dem Soldaten in Kampfstellung auf den Stahlhelm pinkelt ... oder dem Datensammelüberwachungsoberassistenten, dem jeder seinen virtuellen "Fingerabdruck" hinterlassen hat, der dies hier gerade gelesen hat. Egal. Gönnen wir uns die nicht zu anspruchsvollen Gedichte

.




.




.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower