Mittwoch, 4. April 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1349

.Nein, auch im Oster-Vorgefühl ändert sich das Prinzip nicht: Zuerst ein Blick auf künftige "Gedichte des Tages" und dann ein Stück des aktuell im Mailgefecht heranreifenden SF-Romanprojekts. Nun aber einmal beides einfach nacheinander:


Was gestern begann, geht heute in die 2. Runde: Slov ant Gali"verurteilt".
.Aber gehen wir nicht mit Riesenschritten auf Ostern zu? ZumindestBrunhild Hauschild hat sich des Themas mit dem nötigen Maß an wissenschaftlicher Genauigkeit angenommen: "Ei und Hase"...


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Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (12)

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 ... Als ich endlich in der „Flunder“ saß, fielen mir meine Kameraden ein. Nein. Die hatten es besser als ich. Wahrscheinlich waren sie längst tot – und wenn nicht, dann bekamen sie wenigstens nichts mit vom Sterben. Nur ich ... Ich gab mich meinen Ängsten hin. Wem sein normales Leben als endlos gegeben erscheint, der hat so seine Probleme damit, plötzlich sterben zu müssen und eine Zeit vor sich zu sehen, in der im Wesentlichen nichts Anderes zu tun war, als sich auf dieses Sterben einzustellen. Auch wenn es vielleicht Jahre dauerte. Aber Jahre in hoffnungsloser Ödnis. Denn jetzt rächte sich mein früherer Leichtsinn. Weil ich einen so ungewöhnlichen Kurs geflogen war, war nicht damit zu rechnen, dass in den bevorstehenden Jahren irgendein Raumflugzeug mein Schiff bemerken würde, da es ja keine bewussten Signale aussandte.
Nach langem Nachdenken entschied ich mich dafür, mich zu töten. Allerdings auf eine Weise, die wenigstens eine minimale Chance der Rettung ließ: Ich musste mit der Flunder in den freien Raum. Von dort konnte ich über den internen Rechner Notrufe streuen und, wenn das erfolglos geblieben war, mit dem Phot meine Qualen beenden. Das alles erforderte einen Kampfeinsatz, denn es funktionierte ja keine Schleuse nach draußen. Ich beschoss also die Innenwände. Fast wäre ich dabei zerschellt. Der Sog des Vakuums schleuderte mich gegen die Wand des Schotts, bevor das Fluchtloch groß genug geworden war. Doch der Ausbruch gelang. Er kostete mich 90 Prozent der Energiereserven der Flunder. Eigentlich war mein Schicksal besiegelt. Irgendwo im Kosmos in einer Landefähre. Nachher habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt, wie ich so irre hatte sein können. Aber nun stell dir vor, ich schalte die beiden Displays an: Zuerst ein Schock: Ich sah einen Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Und du kannst sicher sein, dass ich zumindest die Konstellation der Sterne oft genug studiert hatte. Jede Verschiebung zu den Sternbildern, wie sie von meiner Erde aus zu sehen gewesen waren, hätte ich beschreiben können. Meine Position musste sich in der Zwischenzeit um Millionen Lichtjahre verschoben haben ... um sehr viele zumindest. Vielleicht war ich in einer anderen Galaxis. Als erster Mensch. Niemand würde es erfahren. Ich konnte also jeden Kurs einprogrammieren. Er konnte nur ins Unbekannte führen. Inzwischen habe ich den Gedanken mit der anderen Galaxis zwar verworfen – aber eigentlich ist es egal, ob man Milliarden Lichtjahre von der Heimat entfernt oder nur auf der Rückseite des eigenen Mondes rettungslos einsam ist.
Ich verfiel in Panik. Ich klimperte auf der Hauptkonsole herum, als wollte ich eine Klaviersonate über meinen Tod komponieren. Dabei konnte ich mit Klavieren, das sind ganz herrliche Musikinstrumente mit schwarzen und weißen Tasten, überhaupt nicht umgehen. Und da ... Ich dachte, ich hätte Halluzinationen. Das Bild erinnerte sehr an das Bild meines heimischen Sonnensystems von einer Stelle etwa zwischen dem fünften und sechsten Planeten aufgenommen. Ich wollte den Zoom regulieren, hatte das ganze Bild verschoben, sah eine kleine Explosion, dachte sofort, das war das Raumschiff und jetzt hätte ich schon tot sein können, zitterte, suchte die vorige Einstellung wiederzufinden, klickte hin und her ... Und da hatte ich sie endlich wieder gefunden: Ein Stern im Zentrum, den ich sofort Sonne nannte wie meinen Heimatstern, und unterschiedlich hell schimmernde Punkte, die eigentlich nur Planeten sein konnten.
Du hättest dich kaputtgelacht. Ich führte laut Selbstgespräche. Ich musste einfach meine Stimme hören. Ich musste einfach hören, dass da jemand das aussprach, was ich hoffte, wirklich zu sehen. Und dann fiel mir die akustische Steuerung des Bordrechners ein. Sofort schaltete ich sie an.„Aktiviere Fernanalyse!“„Fernanalyse aktiv.“...

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