Dienstag, 24. April 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1369

Welche Gedichte des Tages haben wir eigentlich zuletzt übersehen? Klare Antwort: Die nachfolgenden.


Es ist wohl logisch, dass wenn es "Kurzgedichte (2)" gibt, es auch "Kurzgedichte (1)" geben muss. Ja, auch ein solches Angebot für Vampirfreunde stammt von Gunda Jaron.
Dagegen halte ich ein Gedicht auf der zur Jags erhobenen Faust hin, das "vogel frei" die Fans edler Vögel provoziert ...


Bei einem Roman in Fortsetzungen wäre es allerdings unangenehmer, wenn zwischendurch eine Folge vergessen worden wäre. Aber es geht ja planmäßig voran:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (32)


... So verging die Zeit. Aber wenn ich von allem so viel gehabt hätte wie eben von Zeit ... Du kannst dir vielleicht meine Freude ausmalen, als endlich wirklich zwei Roboter begannen, einen Raum aus dem Felsen zu schneiden – an einer Stelle, die nur über einen einen Meter breiten Pfad zugängig war. Dieser Pfad ließ sich leicht sperren. Nun brauchte ich „nur“ noch eine „Einfahrt“ für den Gleiter und ich konnte mir ein unsichtbares Schloss schaffen.
Zeit ... Allmählich verstand ich meine Scheu, diesen Menschen gegenüberzutreten. Es gab mehrere Gründe, das ahnst du sicherlich. Einer aber lag in Geschichten, die ich als wirklich junger Mensch gelesen hatte. Es gab immer wieder aufgewärmte Erzählungen über Menschen, die auf unnatürliche Weise zu ewiger Jugend gekommen waren. Auf der alten Erde waren sie mit einem Fluch belegt: Alle Partner, für die sie eine tiefe Empfindung entwickelten, alterten und starben neben ihnen her. Je nachdem, was die Autoren daraus machten, mussten die Helden sich ständig auf die Flucht begeben, damit nicht auffiel, dass sie nicht alterten, oder es endete anders tragisch. Auf der neuen Erde hatte jeder die Möglichkeit eines noch unvorstellbar langen Lebens. Wer also wollte, konnte Hunderte Jahre mit demselben Partner zusammenleben. Hier aber war ich der einzige meiner Art. „Meine Menschen“ hatten nur eine Lebenserwartung von vielleicht 50 Erdjahren – was nach Meinung des Computers weniger als 40 der Sakurjahre wären. Ich würde also ungeheuer schnell auffallen, wenn ich nicht sichtlich vergreiste.
Wie sollte ich damit umgehen?
Es war an einem der Abende, wo ich in einem Gemisch aus schwindender Empörung, unterdrückter Lust und wachsendem Neid zusah, wie in A die Kinder in den Schlaf gestreichelt wurden. A 14 besaß schon erste Ansätze fraulicher Anmut. Sie war mir aber nicht nur deshalb aufgefallen, sondern auch, weil sie die Berührungen besonders stark zu genießen schien. Warum ... Da packte mich ein Gedanke mit unbezwingbarer Gewalt. Das war es doch: Ein Mädchen in diesem Alter würde selbst sichtbar reifen und trotzdem noch viele Jahre jung bleiben. Ich würde beobachten, wie sie älter würde. Ihr aber fiele lange nicht auf, dass ihr Partner während all der Zeit unverändert jung bliebe – mit ihr, bei ihr, ihretwegen. Natürlich nur, wenn die Dorfgemeinschaft nicht zum Vergleich in der Nähe wäre.
Wann sollte ich einer solchen Idee die Tat folgen lassen? Plötzlich wurde mir die Unschuld jener Berührungen bewusst. Keines der Kinder war in einer Nische gewesen, alle lagen beieinander, glücklich so etwas zu empfangen, was bei meinesgleichen ein Gute-Nacht-Kuss gewesen wäre.
Eigentlich nahm ich ihnen schon mit dem Zusehen eben diese Unschuld – nur dass sie das ja nicht wussten. Ich schämte mich für meinen Gedanken.

Dabei ahnte ich noch nicht, was der folgende Tag meiner A 14 bringen würde …
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