Mittwoch, 11. April 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1356

Schon gestern galt: Nichts Überraschendes bei den geplanten "Gedichten des Tages". Diesmal sehen die folgendermaßen aus:


Erkennt man in dem Titelwort noch die beiden, aus denen es "konstruiert worden ist? Manchmal erreicht man ja, indem man etwas anders sagt, dass der Leser neu nachdenkt ... "Rettungskatastrophe"
So. Dies also ist das letzte Stück eines Urgedichts, dass ein eigenständiges "Leben" versucht: "späte verbrüderung"


Insoweit auch nichts "Neues, weil die einfache "Fortsetzung" des begonnenen utopischen Romanprojekts bei der Prosa:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (19)


... Alle Aufzeichnungs- und Analysegeräte waren aktiviert. Normalerweise können in einer Flunder neben dem Piloten vier Besatzungsmitglieder arbeiten. Die sitzen an ihren Terminals und bewerten zeitnah die eingehenden Daten. Ich hätte natürlich den Autopiloten aktivieren und zwischen den Systemplätzen hin und her wandern können, sozusagen eine eigene Mannschaft simulieren, aber ich wünschte mir das Gefühl, so zu fliegen, als wäre der Gleiter eine Verlängerung meiner Arme und Beine, eine Verbesserung meiner Augen, als wäre ich ein Supervogel auf diesem Ur-Planeten. Und die Kapazität der Datenspeicher war gewaltig. Wenn es nach denen gegangen wäre, hätte ich etwa 30 Tage ununterbrochen fliegen können – und mir nachher anschauen, was für Biowerte am Morgen des 16. Tages in einem bestimmten Planquadrat festgestellt wurden ... in Wahrscheinlichkeitswerten und als Film mit Bild und Ton. Mir konnte nichts entgehen, und wenn es etwas gab, das ich im Überfluss besaß, dann war das Zeit. Ich war so übermütig; ich hätte am liebsten die Kugel ein paar Mal gedreht. Aber das hätte mir den Blick auf diesen Wald unter mir verdorben.
Ich flog in ungefähr 200 Meter Höhe. So konnte ich im Baumteppich unter mir die einzelnen Farnwipfel erkennen. Die Ebene vor mir war, soweit ich sehen konnte, dicht mit diesen Kokosfarnen bewachsen. Gelegentlich tauchten Vögel über den Wipfeln auf. Andere Tiere waren mit bloßem Auge nicht auszumachen. Ich freute mich ehrlich darauf, den Flug später am Bioscan zu wiederholen. Ich hatte einmal den Scan eines Flugs über das Amazonasreservat gesehen. Der Film zeigte sogar einzelne Affen, die von Baum zu Baum hangelten. Es gibt nämlich auf der Erde Gebiete, da haben wir künstlich versucht, die ursprünglichen Lebensbedingungen zu erhalten oder weitgehend wieder herzustellen. Das brauchte man hier nicht. Die Scan-Methode hat allerdings einen Haken: Der Computer vergleicht die Werte mit bekannten Lebewesen und holographiert die dann bei ausreichender Ähnlichkeit. Was würde er machen, wenn die Lebewesen ganz andere waren als auf der Erde oder überhaupt nicht als Lebewesen erkennbar?
Egal. Ich hatte mich entschieden: Ich lebte und die Bedingungen auf diesem Planeten standen einem langen weiteren Leben anscheinend nicht im Wege – es konnte also nur darum gehen, eben dieses Leben so gut zu gestalten wie möglich. Deshalb brauchte ich als erstes meinen Rückzugsplatz.
Dieser Urwald kam dafür nicht in Frage. Aber am Horizont waren Bergspitzen zu erahnen. Dort wäre bestimmt eine Stelle, von dem aus man weit übers Land sehen konnte und der nicht für beliebige Großlebewesen leichter erreichbar war als für mich.
Der ganze Flug war bisher ein Traum. Eine Idylle, in der noch nichts Störendes aufgetaucht war. Als ich mir das gerade vergegenwärtigte, passierte es. ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower