Sonntag, 19. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1488

Muss man in einem Literaturjournal an einem Hitzerekordtag darüber schreiben, dass es schwer ist, an einem Hitzerekordtag ein Literaturjournal zu schreiben? Das könnte dann auf ein Paradoxon hinauslaufen von der Art "Was hier steht, ist falsch."  Also wenn die Aussage stimmt, ... wenn sie aber nicht stimmt, ... Also was denn nun?
Besser ist also, ein Standardprogramm zu präsentieren mit den "Gedichten des Tages" zuerst und der nächsten Fortsetzung zum Romanprojekt und ohne Extras.
Aber ... um den Anfang zu löschen, ist es dann doch zu heiß ...


Kann es sein, dass Thomas Reich in "Das falsche Blut" Begriffe in einem Topf mischt, die dort nicht zusammen hineingehören? Er konnte doch nicht wissen, dass ich mit "Königskinder am Kochtopf" dieses Motiv für "beinahe Liebe" etwas schräg verwenden würde ...?!

Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (148)


... Ich konnte natürlich Robbis als oberste Verwalter, also Gouverneure einsetzen. Die würden genau so entscheiden, wie ich ihnen das vorgab. Sie konnten verhindern, dass die Bauern über die allgemeine Ausbeutung hinaus an der zusätzlichen Bereicherung irgendwelcher kleiner Unterherrscher für sinnlosen Luxus litten. Aber selbst das konnte nur teilweise funktionieren. Ich konnte ja nicht alle Bonzen ersetzen. Ich hatte insgesamt 50 Robbis zur Verfügung und im Reich gab es unter anderem schon allein 126 solche Fürstentümer wie meines.
Alles so lassen, wie es war? Entließe ich das stehende Heer, so würde sich ein Teil bei einem der Fürsten verdingen, der andere würde sich in Räuberbanden verwandeln. Beides keine Traumperspektive.

Es war furchtbar. Während ich ekelhafte Audienzen über mich ergehen ließ, in denen sich irgendwelche würdelosen Würdenträger zuerst vor mir auf den Boden warfen, dann ein Loblied sangen auf die gewaltige Macht, die ich über Schnee, Sturm und Steine hätte, dann meine Weisheit priesen, deren Unermesslichkeit sie zu begreifen nicht mächtig wären, um letztlich langsam mit ihren kleinen, lächerlichen Bitten vorzutreten, konnte ich mich oft kaum beherrschen. Ob es geholfen hätte, wenn ich die ersten alle achtkantig hinausgeworfen hätte, anstatt zuzustimmen, dass die Tuchmacher diesmal nur mit sieben Prozent besteuert würden? Das System einer Zentralgewalt machte es zumindest theoretisch möglich, die klugen Köpfe dieses Reiches zu entdecken und zu fördern.
Egal. Schon nach wenigen Tagen im Palast lief das Leben im Reich, wie es seit Generationen gelaufen war. Die Überlebenden meines Heeres genossen kleine Beförderungen. Der Einzige, dem die neue Situation absolut nicht behagte, war ich selbst. Mir war klar, dass meine Macht wesentlich kleiner war, als sie auf den ersten Blick schien. Ich besaß einfach kein echtes eigenes Machtmittel. Sobald etwas über die Replikatoren bekannt würde, wären sie Ziel von Diebstahl oder Zerstörung. Von den Robbis abgesehen, musste ich mich mit dem Großkonfutor abstimmen, der auch vorher die Fäden der Macht geknüpft hatte. Marutos hieß er und er war eine Mischung aus Geisterbeschwörer, Zeremonienmeister und Generalslenker. Lange verstand ich nicht, worauf sein Einfluss auf die Armeeführung beruhte. Bis ich die einfache Antwort fand. Drogen. Er verfügte offenbar über Kenntnisse zur Verarbeitung einer Pflanze, die den Trinkern des Sudes Glücksgefühle suggerierte. Ob diese Pflanze Ähnlichkeiten mit einer früher auf der Erde bekannten hatte, weiß ich nicht. Allerdings machte auch sie nach wiederholtem Genuss abhängig. Sie wurde bei allen Feierlichkeiten in niedriger Dosierung eingesetzt. Die Armeeführung war ausnahmslos abhängig. Leider traf das auch bald auf die durch mich beförderten Offiziere zu.
Die Erkenntnis stärkte nur meine Überzeugung, dass eine Überwachung des Palastes keine Verschwendung technischer Reserven war. ...

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