Samstag, 1. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1501

Als kleiner Nachklang zum Weltfriedenstag - und sei es nur als testweiser Hinweis, dass der Kriegserfahrungen eigentlich genug sein müssten: "1618". Zumindest bei mir gibt es liebeshungrige "empfängnis" ...

Dies "nur", weil dieses Journal ja am Weltfriedenstag erscheint ...




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (161)


... Dafür arbeitete ich mich weiter an der Entwicklung einer modernen Landwirtschaft ab. Die war ungeheuer spannend. Herausfordernd. Gerade für mich. Ich hatte früher nichts davon verstanden, vielleicht gerade einmal das Wort Fruchtfolge gehört. Nun musste, nein, wollte ich den Kindern den Nutzen von Computern für die Optimierung der Versorgung von Lebewesen mit allem Notwendigen vorführen, konnte zeigen, dass Pflanzen Lebewesen waren und das wichtigste Prinzip der Ernährung eines intelligenten Wesens die Unterschiedlichkeit ist. Bei so viel Abwechslung würde jeder auf Speisen stoßen, die ihm mehr und welche, die ihm weniger schmeckten. Aber es darf doch nicht alles sein, nur den Bauch vollzubekommen. Sie sollten auch Genuss am Speisen empfinden. Irgendwie war mir schon klar, dass ich sie damit ihrem bisherigen Leben entfremdete. Aber auf der anderen Seite hatten diese Saks-Kinder in wenigen Wochen von mehr Genießbarem gehört als zig Generationen vor ihnen und sie würden bald durch eigenes Handeln über eine noch größere Auswahl an Essbarem verfügen.
Ein Erlebnis für sich waren die Haustiere. Bisher kannten die Kinder nur die Kalaks und die nur von weitem als Reit- und Lasttiere der Wohlhabenden, und die Schweine, an die sie sich als Schlachtvieh gewöhnt hatten. Nun bekam allmählich jedes Kind meiner Schule sein kleines Tier. Und zumindest theoretisch wussten die Kinder schon, wie sich diese Tiere vermehren würden. Begeistert erzählten sie mir Geschichten über eigene und von anderen gehörte Erlebnisse mit Lebewesen ihrer Wildnis. Gemeinsam versuchten wir herauszubekommen, was davon wahr und für uns verwendbar und was wahrscheinlich Produkt wilder Fantasie war.
Mit anderen Worten: Diese Kinder lernten denken, abstrahieren, ihre Welt immer bewusster erweitern.

Auch wenn die Objekte für diese Lernaktivitäten alle noch aus den Replikatoren stammten, würden sie bald eine neue Natur sein. Wenn diese Kinder erwachsen wären, wäre ein gebratenes Hähnchen für sie so selbstverständlich wie für mich – nur dass sie das Tier selbst noch lebend gekannt haben würden. Und alles neue Saatgut stammte dann von den eigenen Feldern.
Rein intuitiv hatte es bei den Saks schon Mehrfelderwirtschaft gegeben. Vergangene Generationen hatten bemerkt, dass der beständig wiederholte Getreideanbau auf demselben Feld den Ertrag minderte. Dass man woanders neu anfangen musste. Nun konnte ich die biochemischen Grundlagen erklären … und hatte dann Mühe, die Kinder davon abzuhalten, ihre Feldchen mit Dünger fett zu machen. ...



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