Sonntag, 9. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1509

Ein interessantes Gefühl, wenn man heimlich der geplanten Schlussszene des Romanprojekts entgegensteuert und einem die Präsentation der jeweils bevorstehenden "Gedichte des Tages" wie ein Countdown vorkommt:


Wenn es in diesem Jahr zum 100. Jahrestag des Titanic-Untergangs eine Anthologie gegeben hätte, dann hätte Thomas Reichs "Spaziergang" darin einen Sonderplatz eingeräumt bekommen: Ist auch von Schiff und Untergang keine Rede, so ist doch eine Stimmung gegenwärtig, die irgendwie impliziert, es wird gleich etwas Anderes wirklich passieren, als der Autor tatsächlich beschreibt.
Ach ja ... "Lormen (6)" ... Irgendwann musste es ja passieren, dass die zwei, die sich da füreinander öffnen, sich auch eine erotische Ebene eröffnen ...





Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (169)



... Als ich schon fast fertig war mit meinen geistigen Vorbereitungen, fiel mir etwas Niederschmetterndes ein: In die Grundprogramme aller Robbis war standardmäßig eine Sperre integriert, die ihnen bedingungslos verbot, etwas zu tun, was Menschen schaden konnte. Ich hatte dies einfach aus dem Auge verloren, weil meine Robbis sich im Kampf mit den Saks bewährt hatten. So spitzfindig dies auch sein mochte, besonders nachdem sich inzwischen erwiesen hatte, dass Menschen und Saks sich ähnlich genug für eine genetische Vermischung waren, so eindeutig war, dass auch alle meine modifizierten Robbis diese Sperre enthielten. Sobald sie in diesen fremden Göttern also Menschen erkannten, wäre ein Kampfeinsatz ausgeschlossen. Weißt du, es gab vor meiner Zeit ganz intensive Diskussionen. Was ist, wenn ein Mensch anderen Schaden zugefügt hatte und Robbis zu dessen Ergreifung eingesetzt werden sollten? Wir hatten uns als Menschen letztlich entschieden, keine Ausnahmen zuzulassen. Die eingesetzten Robbis konnten sich notfalls für die sie anleitenden Menschen opfern, aber sie durften auch dann keinem Menschen etwas antun.
Stundenlang grübelte ich über den letzten Satz. Gab es keinen Weg, diese Sperre zu umgehen? Indem die Robbis etwas taten, wovon sie nicht wussten, dass es den Menschen schadete?
So sehr ich auch nachdachte: Solange es um die Menge des verfügbaren Wissens ging und logische Ketten, war jeder Standardrobbi den Menschen weit überlegen und einen vorsätzlich dummen Robbi hatte ich bisher noch nie repliziert.
Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit? Vielleicht. Aber mir fiel keine ein.
Ich versuchte mich noch an einer weiteren logischen Kette. Alle Raumfahrer waren angehalten, nicht in die gesellschaftliche Entwicklung von Intelligenzen einzugreifen, die ein deutlich niedrigeres Niveau als das menschliche hatten. Eine solche Entscheidung durfte nur die Versammlung aller interessierten Menschen mit Zugang zum Weltnetz treffen. Es war auszuschließen, dass ein anderer Mensch sich von hier aus ins irdische Kommunikationsnetz eingeloggt haben könnte.
Warum war ich mir eigentlich so sicher? Vorausgesetzt, die Götter gehörten zu meiner ehemaligen Besatzung, dann hatte im Raumschiff auf jeden Fall mehr funktioniert, als ich angenommen hatte, und länger. Mit anderen Worten: Mit Sicherheit konnte ich gar nichts sagen. ...

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