Dienstag, 25. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1525

1525. Das ist nicht nur die erreichte Zahl der Literaturjournale - es ist auch ein deutsches Schicksalsjahr, in dem die aufständischen Bauern geschlagen wurden, womit der jahrhundertelange Ausstieg "Deutschlands" aus der Weltgeschichte Wirklichkeit wurde.
Die Gedichte des Tages morgen haben damit nichts zu tun - sie drehen sich ausschließlich um die Liebe .... und die utopische Erzählung hängt auch nur entfernt mit Bauern, garantiert aber nicht mit Aufständischen zusammen ...


Es heißt, Frauen dürfe man bei bestimmten Dingen eben nicht beim Wort nehmen. Das hatte wohl der lyrische Er nicht beherzigt und "sie" "Im siebten Jahr beim Wort genommen" ... Die Strafe folgte auf dem Fuß ...
Aber zum Ausgleich ein Produkt "Goldener Hochzeit", in dem sich die Partner outen, dass sie nicht dichten können ...

Slov ant Gali: Der lebende See (5)


... Wäre ich immer nur mit Wroohn zusammen und dabei nur guter Freund geblieben, hätte ich das wahre Geheimnis der Schla wahrscheinlich nie erfahren …
Es war drei Tage vor dem Fest der ewigen Wiederkehr. Ich hatte es verstanden als so etwas wie eine Sonnenwendfeier, obwohl ich niemanden beobachtet hatte, der einen solchen Tag hätte festlegen können. Es wurde, wie mir schien, angebaut oder geerntet, was gerade da war, nicht nach vorausschauenden Daten.
Wroohn schien besonders aufgeregt. Einen ganzen Abend zwang sie mich zum Zusehen. Erst nackt. Gut. Das war ich inzwischen gewöhnt. Ein zierliches Mädchen mit großem Kopf. Dann aber zog sie Umhänge über. Ich sollte entscheiden, in welchem sie am besten aussähe, richtiger: in welchem ich ihr am besten gefiele. War das schrecklich! Vielleicht 15 Umhänge, die wohlmeinend auch Kleider genannt werden konnten, führte sie vor … aber eigentlich erkannte ich nur bei dreien überhaupt Unterschiede. Also mir kam es so vor, als streifte sie das gerade abgestreifte Kleid wieder neu über. Wenigstens sang sie dabei und ihr Gesang bedurfte keiner Eingewöhnung, ihn schön zu nennen.
„Also ich habe mir das so gedacht“, zwitscherte sie zwischendurch, „wir haben doch jetzt lange miteinander getestet, dass der Vorschlag des lebenden Sees, als Partner zusammen zu sein, von der wissenden Weisheit tiefen Gefühls getragen war. Wollen wir nicht beim großen Fest unsere Bereitschaft verkünden, der Erhaltung unserer Gemeinde in kommende Generationen zu dienen?“
Da schien es nun doch zu sein, wovor ich mich so gefürchtet hatte. Ich sollte dafür sorgen, dass Wroohn schwanger würde. Etwas blumig formuliert, aber ja wohl unmissverständlich. Mir entglitten die Gesichtszüge.
Wroohni kannte mich inzwischen gut genug. Sie ließ ihre Hand von mir ab, sah mir fest ins Gesicht … und begann zu lachen. „Ach nein! Nicht das. Es gibt würdige Schla-Frauen, die den Mut zu mehreren Babys haben und manche Mutter nimmt das Wasser zurück. Willst du mit mir Kinder großziehen, auch wenn sie nicht in mir gewachsen sind? Ich möchte dem Wasser sagen, ich will!“
So viele Gedanken tanzten einen unbekannten Tanz, traten sich gegenseitig auf die Füße. Hatte ich bisher immer die Überzeugung bewahrt, dass ich Mensch war und alles, was hier geschah, ein Zwischenspiel vor der baldigen Rückkehr zu meinesgleichen, dass ich also bald schon eine richtige Frau in den Arm nehmen würde und mehr mit ihr wäre als nur ein guter Freund, so hieß, hier JA zu sagen, Teil dieser Welt zu werden. Letztlich entschied die Scham. Ich brachte einfach nicht fertig, Wroohn, die mich so vorbehaltlos angenommen hatte, abzuweisen. Ich sprang plötzlich in die Senkrechte, hob sie auf meinen rechten Arm und küsste sie mit einer Lust, die ich irgendwann einst richtigen Menschenfrauen gegenüber gezeigt hatte.
Ich hatte ihr also mein Ja-Wort gegeben. Nun würde ich dem lebenden See der Legende begegnen, Vielleicht der Landeplatz eines fremdartigen Raumschiffs, viele Jahrhunderte, vielleicht gar Jahrtausende alt. Ich war nun angesteckt von Wroohns Aufregung. Na gut, meine Kleidersorgen beschränkten sich auf die Länge meines Umhanges. Wer weiß, wie die Schla auf männliche Veränderungen in der Öffentlichkeit reagierten. Hatte ich Wroohn zwar schon oft nackt gesehen und wusste demzufolge, dass sie einen Körper wie eine zierliche Menschenfrau hatte – und es lag ja nahe, dass, was ähnlich aussah, auch ähnlich funktionierte, so wusste ich insgesamt doch wenig. Bei den Schla-Männern schien jedenfalls einiges anders zu sein. Da war es bestimmt besser, nicht noch mehr aufzufallen als sowieso schon. ...




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