Dienstag, 18. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1518

Im Romanprojekt zum ersten Teil der Sakur-Saga endet die eigentliche Erzählung des "Gottes" Fred und ... aber das wird erst morgen und übermorgen verraten. Verraten wird dagegen, was morgen als "Gedichte des Tages" vorgestellt wird:

So eine Stopfgans hat etwas für sich: Es geht immer noch etwas hinein. Danke Thomas auch für die Anregung zum zweiten "Gegengedicht": "Stopfganspastete vom Oberdeck". Bei all diesem literarischen Würgfressen hätte ich fast vergessen, dass das Träumergericht noch eine Nachspeise ermöglichte: "Träumer-Rattenschwanz-Strophe" ...



Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (178)






... Schließlich entschied ich mich wenigstens für eine Nummer 1. Das sollte mein biologisches Geschlecht sein. Meine Fähigkeit, Vater zu werden und zu sein, würde mit meiner Verwandlung in einen alten Mann nachlassen. Also sollte ich, was immer ich dabei erreichen wollte, die Vermehrung zuerst angehen. Das hätte auch einen nicht unwesentlichen Vorzug: Hier ließ sich Nützliches mit dem Angenehmen verbinden. Da ich zumindest für meine 15 Frauen so etwas wie der Hausarzt war, konnte ich mir leicht einen Überblick verschaffen, welche wann die höchste Empfängniswahrscheinlichkeit hatte. Dann würde ich sie beschenken. Schamoui war dabei die ideale Partnerin. Auch wenn mir das mitunter unheimlich war, sie zeigte immer Verständnis, und ich konnte ihr die wahren Ziele meiner erotischen Wechselspiele offen erklären. Also dass ich mit möglichst vielen jungen Frauen Kinder haben wollte. Sie empfahl mir sogar, ich solle Ausschau halten, ob es nicht über die 15 hinaus noch mehr Mädchen gäbe, denen ich meinen Nachwuchswunsch nahebringen konnte. Ich würde also für die großen Mädchen, die den Tropfentag feiern wollten, so etwas wie eine Reihenuntersuchung einführen.
Für Schamoui hatte ich schon eine Aufgabe, die ihr wie auf den Leib geschneidert war: Sie wäre ideal, einer, also genauer: meiner Krabbelkindergruppe als oberste Betreuerin vorzustehen. Die Kinderbetreuung so zu gestalten, wie sie auf der Erde natürlich war, würde am leichtesten sein. Die Saks-Kinder waren an große, sich laufend verändernde Familien-Gruppen gewöhnt. Die würden meine Kinder auch haben.
Dann sollte ich allmählich die durch die Kinder bewirtschaftete Landfläche vergrößern. Richtiger gesagt: Ich nahm mir vor, Siedlungen zu schaffen, in denen die heranreifenden Kinder den Kern bildeten, aber auch Erwachsene aufgenommen werden konnten. So als Großelterngeneration. Als Helfer.
Die Idee verdarb ich mir selbst. Allmählich lösten sich die traditionellen Dorfgemeinschaften auf. Ein Teil suchte Sicherheit als Rentner in der Stadt, manchmal auch ähnlich, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der größere Teil wanderte allerdings aus und machte so Platz für das sich ausdehnende Stadt-Land-Gemisch.
Die Gründung moderner Siedlungen war schwieriger als gedacht. Nach der klassischen Lehre der Wetterentstehung hätte es auf diesem Planeten wesentlich weniger und vor allem weniger heftige Stürme geben dürfen. Aber es gab sie nun mal. Sie waren in Frühjahr und Herbst so verheerend, dass es sinnvoll war, die Stadt als Schutz noch mehr auszubauen. Sie lag so dicht an dem Gebirgsmassiv, dass sie den Stürmen wenig Angriffsfläche bot.
Verstehst du: Ich wurde immer sicherer, ein normales, gut geplantes Leben vor mir zu haben. Aber ich hatte Angst. Bisher war immer dann, wenn die Gefahren gerade abgewendet schienen, eine neue aufgetaucht.
Du kennst doch dieses Gefühl, du hast mit deinem Baby gespielt, dein Partner wendet dir alle seine Zärtlichkeit zu und dennoch spürst du, dass es Wesen gibt, die dir schaden können und wollen, dass dein Leben in Gefahr ist. Du weißt es irgendwie … aber es ist so unwirklich, so weit weg. Es kommt nicht an dich heran, du lässt es nicht an dich heran. Und dann plötzlich …



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