Donnerstag, 20. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1520

Die "Gedichte des Tages" drehen sich heute nur um eines: um Geld und seine zu brechende Macht. Da könnte man glatt vergessen, dass heute die Vorstellung des Arbeitsstandes zum Romanprojekt endet, jenes utopische Romanprojekt, das inzwischen als erster Teil einer heranreifenden "Sakursaga" firmiert ...


ESM, virtuelles Geld, echtes Geld, Kapital ... Eigentlich müsste ich Sebastian Deya und Thomas Reich dankbar sein für die Anregungen sowohl formale als auch inhaltlicher Art. Auf jeden Fall ist also heute Tag des krank machenden Geldes. Da ist als mir schon FAST gelungen vorkommendes Testgedicht "Irrsinn" zu nennen, aber auch "Moneyjunkie" zehrt vom selben Grundgedanken. Wobei ... beide sind natürlich dem Gedanken geschuldet, mein K-Manuskript mit einem Titel "Gesundet vom Geld" oder "Geheilt vom Geld" zu versehen ....



Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (180)





... Sie konnte den Körper des Menschen doch nicht einfach den wilden Tieren überlassen! Aber selbst wenn … In der Dunkelheit den Weg durch die Grazzeln zu wagen, wäre glatter Selbstmord. Also warten.
Lujann blieb die Nacht wach. Zeit genug, Freds Worte hin und her zu wenden. Nein. Sie würde nicht so weitermachen wie er. Vielleicht, nein, wahrscheinlich würde sie diese Replikatoren sogar zerstören. Oder vielleicht so aufbewahren, dass sie im aller äußersten Notfall eingesetzt werden könnten. Vielleicht würde sie aber nichts weiter sagen. Wer um etwas nicht weiß, vermisst es nicht. Aber neugierig war sie. So, wie Fred seine Technik beschrieben hatte, gab es dort sicher genaue Aufzeichnungen über alle zurückliegenden und nun nicht erzählten Ereignisse. Es wäre umständlicher, die fehlende Zeit zu befragen, aber möglich. Was war noch alles passiert, was Fred nicht mehr zu erzählen geschafft hatte?

Doch. Die Aufgabe, die Fred sich gestellt hatte, war eigentlich interessant. Wie organisiert man ein glückliches Leben. Wie weit kann so etwas funktionieren? Warum?
Eigentlich musste sie sich vorwerfen, dass sie selbst nicht unschuldig war an Freds falschem Gottsein. Irgendwann hätten sich doch Zweifel einstellen müssen, dass in ihrer Welt etwas nicht stimmte. Dass da ein Geheimnis existierte, das sie hätte lüften können. Sie hatte nicht nur nicht gefragt … Sie hatte es nicht einmal bemerkt! Zur Strafe dafür würde sie mühsam Antworten auf die Fragen suchen müssen, die deshalb erst in den letzten Stunden aufgetaucht waren. Wenigstens wusste sie jetzt, dass sie ein Kleid nach Art der Erde trug. Nach Art der Erde, von der Fred gekommen war. Dessen Bewohner vielleicht ganz anders waren als Fred. Das gehörte zu den Geheimnissen, die sehr wahrscheinlich noch geklärt werden konnten. Entweder lebten noch einige von ihnen oder sie hatten zumindest vieles aus ihrer Vergangenheit an ihre Nachfahren weitergegeben. Bestimmt nicht erst, als sie in den letzten Zügen lagen. Da stand wohl eine abenteuerliche Suche bevor. Lujann glaubte anfangs, dass sie sich gedanklich verzettelt hatte. Dann aber wurde ihr bewusst: So etwas, wie es sich Fred vorgenommen hatte, war einfach unlösbar. Selbst er hatte nicht überall gleichzeitig sein können. Und wenn sie jetzt Freds Menschen suchen sollte, konnte sie nicht nebenbei die Stadt leiten. Und Chrust befreien. Dort herrschte also eine Maschine. Das musste geändert werden. Und es machte die Aufgabe nicht gerade einfacher, dass sie jetzt mehr Hintergründe kannte. Sie war einem solchen Gegner auf keinen Fall gewachsen. Viel Verantwortung für ein so kleines Stück Restleben wie ihres. Hoffentlich lebten noch andere Menschen.

Lujann versuchte sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn sie Fred nicht zufällig hätte davonhasten sehen. In dem kurzen Moment, in dem sich sich hatte entscheiden müssen, waren ihr mehrere Erklärungen für sein Verhalten eingefallen, und nur solche, bei denen es besser war, ihm zu folgen. Flucht?! Auf die Idee, Fred könnte geflüchtet sein, war sie nicht gekommen. Oder … Nein, ob etwas geschehen war … Oder war alles ganz einfach? Hatte sich Fred einfach nur schwer verletzt und das nicht zugeben wollen? Ein Gott verletzt sich nicht?
Wenigstens blieb es bei Geräuschen, Schatten und Bewegungen am Waldrand und Schemen, die die beiden Monde auf die Lichtung malten.
Dämmerung. Welch herrliches Wort! Endlich konnte Lujann sehen. Sie sah sich um, als hätte sie eine mit Albträumen überladene Nacht hinter sich. Einzig der reglose Körper neben ihr zeugte von der Wirklichkeit des vergangenen Tages.
Lujann fröstelte. Sie sprang etwas zu forsch auf. Nein. Diese Situation war nicht normal. Da durfte sie auf den Strauch mit den Stachelarmen zugehen, ohne sich umzuwenden. Nicht schlecht, die Erfindungen dieser Menschen. Lujann strich sich über ihr anschmiegsam weiches Kleid. Jetzt drehte sie sich doch um. Hinter ihr schien nichts Anderes zu sein als feindliches Gestrüpp. Fleisch fressende Tiere würden sich von einer anderen Seite jener Lichtung nähern. Aber das ging sie nichts mehr an. Wichtiger war, wie sie nachher ihrer Tochter erzählen sollte, dass gerade ein Gott namens Fred gestorben war.




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