Donnerstag, 15. November 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1576


Thomas Reich segelt immer haarscharf an der Klippe der lyrischen Bildhaftigkeit entlang. Da passiert es gelegentlich, dass er zu sehr mit dem Hammer zuschlägt, meinetwegen mit "Hammer und Nagel", wo vielleicht ein zart gedrehter Schraubenzieher wirkungsvoller gewesen wäre.
Insoweit warne ich: Man sollte in meinem "Im neuen Babylon" nicht nach einem Holzhammer suchen - ich wollte eher mit Gedanken spielen ...



Thomas Reich als Gast bei den "Gedichten des Tages" - kein Grund zur Beunruhigung ... das ist bei einer Schülerin Marie Kutasi als "nicht zum Unterricht erschienen" schon etwas Anderes ...

Slov ant Gali: Stochern im Nebel (37)


... Am nächsten Morgen hatte Sonja Zarge in der 10 b Deutsch. Unsere beiden Plätze waren frei. „… Weiß einer von euch, wo sie stecken?“ Niemand wollte etwas gehört haben. Eines war der Zarge ja klar: Vor den Tropfen abhauen und mich nicht abmelden, das passte nicht zu mir...
Am Nachmittag stopfte sie ihren Wochenendeinkauf ins E-Car. Was hatte ich auf der Rückfahrt gesagt? „…dann kommt es auf ein paar Tage früher oder später auch nicht an. Dann sterben wir sowieso bald.“ Immer wieder ratterten die Sätze durch ihr Gehirn. Hanna und Nanette waren längst eingeschlafen, da griff sie zum Videofon.
Ausgerechnet mein Vater, auf den ich schon seit Jahren nicht mehr hörte, wollte eine Strafpredigt halten, kaum, dass sich die Zarge vorgestellt hatte. „Was haben Sie nur angestellt? Nennen Sie das aufpassen? Müssen Sie das nicht als Lehrerin? Wenn Marie was passiert, … Ich mach Sie fertig! Sorgfaltspflicht – haben Sie schon mal was davon gehört? …“
Sonja kam kaum zu Wort. Nachher ärgerte sie sich besonders, dass sie sich auch noch zu rechtfertigen versucht hatte. Sie habe uns schließlich in unseren Wohnungen verschwinden sehen. Was hätte sie denn noch machen sollen? Ein Kindermädchen anstellen? Doch eines wusste sie nun sicher: Wir waren nicht zu Hause.
Sonja grübelte, ob sie alles unternommen hatte, um unseren Ausflug zu den Tropfen zu verhindern. Jens´ Mail fiel ihr wieder ein. Hatte der nicht geschrieben, er sei bei der Polizei in Berlin? Er wohnte nicht einmal weit entfernt. Sie rief ihn an. Er war sofort am Videophon und freute sich.
… „Entschuldige, Jens, aber ich rufe nicht einfach so an. Ich hab Mist gebaut. Zwei von meinen Schülern, Mädchen aus der Zehnten, wollten unbedingt die geheimnisvollen Tropfen mit eigenen Augen sehen, und ich hab es nicht verhindert. Jetzt sind sie unterwegs, ich weiß nicht, wie und wo. Eben von Eberswalde nach Berlin.“
„Na, vielleicht machst du dir zu viel Sorgen. Überall sind Sperren. Auf allen Straßen. Die Züge werden auch kontrolliert … Da kommt keine Maus durch. Bestimmt haben sie sie längst zurückgeschickt. So ein idiotischer Einfall aber auch. Das ist kein Massenevent. Begreifen die das nicht?“ Jens’ Stimme verriet, dass er der Angelegenheit keine größere Bedeutung zumaß.
„Da kennst du Marie Kutasi aber nicht. Was die sich in den Kopf setzt, das zieht sie auch durch. Bitte, ich möchte nicht schuld sein, wenn den beiden was passiert!“ ...




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower