Freitag, 27. Mai 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1036

Gegen den neuen Titel hat keiner protestiert ... wenn auch niemand hurra gebrüllt. Also schau ich in die "Gedichte des Tages" von morgen:

Hast

Ach, du denkst, dass du mich kennst?
Dass du dich da nicht verrennst.
Denn ich lieg in keinem Grab,
halt mich selber noch in Trab.
Lass den, der ich grad gewesen,
lachend hinter mir verwesen.
Fang den nächsten Anlauf an,
hoff ich kann.
Bin so oft schon hingefallen,
sah mich auch als Korken knallen,
sag zu jedem Fettnapf du,
doch geb trotzdem keine Ruh.
Lüg mir meine Wahrheit jung,
finde nie Befriedigung,
renne rum im Hamsterrad,
dafür ist die Strecke grad.
Ob ich voller Liebe bin?
Die sei doch des Lebens Sinn?
Bleib Sekunden lang still stehn,
doch dann will ich weiter gehn.
Sonst scheint meines Lebens Zweck
nicht erfüllt, bin ich dann weg.


So kann man nicht an die Sache herangehen? Stimmt wahrscheinlich. Das ist ja auch NUR ein Gedicht - so wie "Tweet 21" von Sebastian Deya und  natürlich liebe vom 28.5.2011.

ls Prosabeitrag darf ich diesmal die Geschichte von Anna Roth aus "Dreizehn und eine Liebesgeschichte" 1. Fortsetzung zu "42 oder der Hauch von Kokos":


Mein Foto finde sie niedlich, und ich hätte so ein spitzbübisches Lächeln drauf.  Ich sei ein ganz Netter, der es aber wohl faustdick hinter den abstehenden Ohren habe. 
Abgesehen von der Unterstellung, ich hätte abstehende Ohren, nahm ich das als Kompliment und ihre Bemerkung,  sie traue sich gar nicht, mir ihr Bild zu schicken,  als Androhung eines Schreckschraubengesichts. Aber dann...
Es war mein Geburtstag.  Ich hatte ihn am Anfang als Rätsel mitgeteilt. Sie war nicht darauf eingegangen, als hätte sie es nicht verstanden oder fände es doof.  Nun aber schickte sie mir einen Kalender als Überraschung: Zwölf und noch einmal Nadine.
Sie hat es mir später verraten. Angefertigt hatte sie das Ding für den früheren Fast-Vater ihres Fast-Kindes. Zwei Motive faszinierten mich besonders: Das spezielle zum Geburtstag, auf dem sie mich "italienisch" anlächelte, und das für den August, bei dem sie auf einem Stein lag. Von diesem Stein unterschied sie, dass dieser unten vom Wasser verhüllt wurde, gemeinsam war ihnen, dass sie blank poliert in die Sonne leuchteten. Felsen haben nie Schamhaare, aber für ein Mädchen, das mir noch nie begegnet war, erschien mir diese Offenlegung reichlich mutig.
Oder auch nicht ...

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