Dienstag, 26. Juli 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1096

am bett streiten
götter
in weiß

steiß dort 
wohin kopf gehört
man müsste es drehen
vernunft nach vorn 

endlich schneiden
meinen manche
lassen wir
der natur ihren lauf
andere

steiß kommt zuerst
zu spät
kein schrei leben
niemals

herumstehende
suchen 
nach schuld
die nicht mutter
geworden
weint sich
in langen schlaf

Ja, ich weiß: Obwohl als Kandidat für  Worträume 2.0 vorgesehen ist dieses Gedicht etwas böse. Aber nur ein Aufschrei "Nun tut doch endlich was, bevor es zu spät ist!" Das Testgedicht des Tages ("Biete Fünfzeiler - Suche Sinn (2)") ist etwas einfacher, aber auch nicht lieb.
Bliebe noch ein Gedicht, das von 2008 für den "Raum der Tiere" ( Harro  ) ... und schon folgt die Prosafortsetzung:

 "Uljanas New Home"


6. Fortsetzung
Tag 3
Am nächsten Tag hetzten wir, um mit dem Frühstück fertig zu werden. Von jeder Wand schien ein widerlicher Gestank auszugehen, ja selbst die Tische schienen ihn auszuströmen. Als ich mit Sarah, um wenigstens einmal frisch durchzuatmen, durch die Schleuse getreten war, begrüßten uns Strahlen eines diesmal verblüffend der Erdsonne ähnelnden Zentralgestirns. Kein Windzug. Ein Wetter, das selbst für eine Idylle zu idyllisch zu sein schien. Sarah brabbelte was von „Sogar diese Gräser auf der Wiese haben sich wieder aufgerichtet.“ Wenn wir nicht da gestanden hätten, wir hätten unsere eigene Landung nicht geglaubt. Wir sahen uns um. Alles sah unbeschreiblich friedlich aus. Aber Sarah presste sich an mich, als käme uns ein fürchterliches Monster entgegen. Ich weiß nicht, ob Angst das richtige Wort war für das, was sie zu empfinden schien, aber ich flüsterte ihr zu: „Ich weiß!“ Irgendwie unheimlich war mir auch.
Auch die anderen tröpfelten nach draußen. Nein. An Toben war nicht zu denken. Es fanden sich zwar fast dieselben Grüppchen zusammen wie am Vortag, aber sie standen dicht beieinander und wir sahen irgendwie aus wie bekiffte Schüler während der großen Hofpause, die zum ersten Mal in ihrem Leben sehnsüchtig auf das überfällige Stundenklingeln warten.
Neben mir raunte einer der Koom-Jungen seinem Nachbarn zu: „So hab ich mir das nicht vorgestellt.“ „Tja, Kodijo, da hätten wir auch zu Hause krepieren können.“ antwortete der. „...Aber nicht mit mir. Wenn hier der nächste Ausflug losgeht, bin ich dabei.“ „Ach was. Die ham doch alle Schiss.“ „Du etwa nicht?“ „Ich nicht.“ „Wolln wir alleine ...?“ „Willst du etwa?“ „Nö, wieso? Du?“ „Hab ich das gesagt?“
Ich musste unwillkürlich lächeln. Die beiden Jungen waren wohl gar nicht auf die Idee gekommen, dass Sarah und ich ihr Gespräch mithörten. „Wie bescheuert! Ich habs! ... Jenny!“
Jenny kam gespielt lässig näher. „Wo brennts denn?“
„Wir bauen hier draußen eine notdürftige Barackenstadt. Da haben alle was zu tun und es wächst erstmal Gras über die Sache. Oder weißt du was Besseres?“
„Komm, komm! Mit dem Psycho-Scheiß lass mich in Ruhe. Dafür bist du da. Aber die Idee klingt gut. Bewegung an frischer Luft. Ich kann diesen allgegenwärtigen Onkel Computer nicht ertragen. Bei George war wenigstens klar, dass er ein Arschloch ist, aber dieses Ding da meints ja wirklich immer nur gut. Dem darf man nicht mal böse sein ... Wow ... Moment! Aber er kann uns helfen: Super saubere Baupläne und dann ordentlich alle Teile aus dem Replikator spucken. Und wir richten uns hier draußen ein.“
„Worauf warten wir noch?“
Keiner von uns hatte jemals auch nur etwas Ähnliches wie eine größere Montage, ein Hausbau oder Ähnliches von nahem gesehen, mitgemacht sowieso nicht. Bald herrschte also ein heilloses Chaos. Die Replikatoren spuckten Runde für Runde auf ihre Tische, was nach der Gesamtlogik des Computers für den Bau von neun Holzhäusern erforderlich war. Zuerst die Baupläne. Onja hatte darauf bestanden, dass alle Häuser nach den gleichen Plänen gebaut werden sollten. Da reichte ein Satz Pläne. Dann aber folgten Hölzer. Große Balken, kleine Splinte. Jenny fand, dass Nageln doof sei, und wenn schon aus dem Replikator, dann könne man ja die Teile so geliefert bekommen, dass sie ohne Fugen ineinander passten. Alle Teile nicht länger als zwei Meter lang, damit man sie gut tragen konnte. Überm Boden Holzparkett. Unten drunter ein Fundament war eigentlich nicht nötig. Das wäre entweder schwere Arbeit oder wir hätten uns schwere Technik replizieren lassen müssen. Wozu das? Im schlimmsten Fall konnten wir ja immer ins Schiff zurück. „Falls es hier Unwetter geben sollte.“ Und nicht nur Jenny lachte bei der Vorstellung, denn das Schiff war selbst im ärgsten Hurrikan sicher.
So kamen halt die Teile in schneller Folge, und wer gerade vor einem der Replikatortische stand, griff so viele, wie er tragen konnte, schaffte sie nach draußen und legte sie ab, wo gerade Platz war. Es waren schon drei Stunden vergangen, da kam Henk auf die Idee, man sollte doch eine lange Strecke bilden mit den größten Teilen am einen und den kleinsten Teilen am anderen Ende. Die meisten lachten. Ohne, dass das irgendwer so angeordnet hatte, lagen schon alle möglichen Teile zwar zerstreut herum, doch die meisten gleichartigen zusammen. Es war echt günstig, dass die Regenwolken noch rechtzeitig vor dem Dunkelwerden aufzogen. So kam Jenny auf die Idee, mehrere riesige Planen replizieren zu lassen, Gewichte, sie seitlich zu beschweren, und Heringe und solch Zeug wie beim Zelten in früheren Zeiten. Die Planen waren gerade alle ausgelegt und beschwert, da setzte der Regen ein – es war sowieso schon so dunkel, dass wir nicht hätten weitermachen können. So war die Stimmung entspannt und nach so viel ungewohnter Beschäftigung an frischer Luft waren keine Einschlafpillen nötig. Also Schutzkleidung aus, Abendbrot, Duschen, Schluss.

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