Mittwoch, 27. Juli 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1097

Rote Rosen
in farbloser Hand
ein Elfentraumgesicht
in einer Landschaft der Harmonie
Song of Joy
Postkarten
in bildschirmoptimierter Auflösung
ein Herz mit einem
Schlüssel darin und
die Umrisse einer Frau
endlich
Schrift:
Schau 
so glücklich bin ich
ohne dich
nur in meine Augen
schau nicht
die enthüllen solch Glück
als Lüge 
outet sich
der moderne Romeo 
im tagelang für
youtube produzierten
und dem DU
als Link
geschickten Video 

automatisch werden Mails
nur aus Links
als Spam gefiltert
Julias Balkon
bleibt leer 

Es folgt als vorerst letzter Test dieser Art  "Biete Fünfzeiler - Suche Sinn (3)"  und aus 2008   Hätte deutschland gesiegt  als Beispiel für ein Gedicht, an dem noch wesentlich nachgearbeitet wurde. Damit wechselt das Angebot zur Prosa:


"Uljanas New Home"

7. Fortsetzung

Tag 4
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne wieder. Also hieß es Planen weg, die letzten paar Teile holen und nun ging es ans Sortieren. Ein paar Mal schüttelte ich verwundert den Kopf. Es gab fast überhaupt keinen Streit, kaum einmal wurde jemand geärgert, aber es fanden sich schnell Gruppen zusammen, bei denen sich meistens drei andere um einen mit schnellem technischen Überblick scharten. Kein Fluchen, einfach Machen, viel Lachen. Der erste Fehler war schnell behoben. Jede Gruppe bekam ihren eigenen Bauplan. Was war das für ein Herumspringen: Jenny hatte den Computer angewiesen, jedes Teilchen (bzw. jeden Behälter für eine Art Teile) mit einer Nummer zu versehen und einer Markierung oben, unten, rechts, links. Henk hatte sich in den Bauleiter verwandelt, als er das Setzen der Eckpfeiler organisierte und den anderen erklärte, wie sie die exakten Abstände und Winkel bestimmen konnten. Wenigstens kannte die Koom Messgeräte. Es war alles eigentlich idyllisch. Niemand störte. Wenn nicht jemand aus Jux meckerte, meckerte niemand.

Tag 5
Am dritten Bautag sah es aus, als hätten sich die Bewohner der künftigen einzelnen Häuser zusammengerauft. Zwei gemischte Gruppen, dreimal eine nur aus Menschen und vier nur aus Koom. Ich war der Meinung, wir könnten uns ja alle nachher neu entscheiden; da hatten die meisten genickt und weiter gemacht. Als die ersten echten Unsicherheiten beim Bauen aufgetreten waren, berief Onja einen großen Rat ein, wie sie das nannte. Alle hockten sich im Kreis zusammen hin und Onja machte ihren Vorschlag: Es sollte nicht jeder sein eigenes Haus bauen, sondern wer in welches Haus einzöge, das sollte das Los nachher entscheiden, wenn wir mit allen Häusern fertig seien. Verschönert werden sollten dann die jeweiligen Bewohner ihr bezogenes Haus so, dass man es von den anderen unterscheiden könnte. Sie nehme doch an, dass alle damit einverstanden seien. So sei jeder für alle verantwortlich und zwar mit allen seinen Fähigkeiten. Wer weniger geschickt sei, würde nicht bestraft, aber das Los könne ja auch das selbst gebaute Haus treffen.
„Nein“, meldete sich Henk, „und ich bin auch dagegen, dass wir das abstimmen. Schließlich seid ihr immer noch 21 und wir nur 16.“
„Aber vielleicht kannst du auch die Koom für dich gewinnen?“ Ich sagte das, klang dabei aber selbst nicht überzeugt. Ich fand es ganz schön unverschämt, das Henk so sicher schien, dass die Menschen seiner Meinung sein mussten, weil wir Menschen waren, und das „immer noch“ war einfach geschmacklos. Klar hatte er das nicht so gemeint, aber raus gekommen war es, als wäre Komunos Tod ein für uns Menschen glückliches Ereignis, dem nur noch ein paar folgen mussten.
„Na, jeder hat seine eigene Bauweise und jedem ist was Anderes wichtig. Bei mir muss alles akkurat sein. Glatte Fluchten, Alles astrein. Ihr habt es vielleicht nicht bemerkt: Ich racker immer noch ne halbe Stunde länger als ihr. Dann ist es ungerecht, dass der Kindergarten die besten Häuser bekommen können soll, mit denen er nachher sowieso nichts anfangen kann. Und nicht dass ihr denkt, ich denk da nur an mich: Ich helfe allen, die meine Hilfe brauchen. Aber ich will wissen, dass man mein Haus als mein Haus erkennt.“
„Wen meint er denn mit Kindergarten?“, flüsterte Sarah neben mir Xu-Li zu. Die zuckte mit den Schultern. „Ich mag ihn auch nicht.“
„Henk,“ sagte Onja, „bei uns war es üblich, dass in einem solchen Fall alle Betroffenen das Wort bekommen, wenn vorher keine Einstimmigkeit vorliegt. Bist du damit einverstanden?“
„Da geht es eben los: 21 zu 16. Da kann ich machen, was ich will.“
„Was sagt dir eigentlich, dass alle Menschen auf deiner Seite sind?“ Ich stand auf. „Ich bin es jedenfalls nicht. Ich weiß zwar nicht, wie viel du wirklich besser bist als Baumeister als ich, aber ich möchte das nicht ewig vor Augen geführt bekommen. Du brauchst dir nicht so viel darauf einzubilden, dass du von Natur aus geschickter bist. Du bist dadurch kein besserer Mensch und im Moment bist du ...“
Ich stockte kurz und das ließ sich Jenny nicht entgehen: „... ein ganz schönes Arschloch“, beendete sie meinen Satz.
Einige lachten.
Koiana hatte das Wort ergriffen: „Wir werden hier wahrscheinlich zusammen leben, bis wir alle gestorben sind. Henk hat angeboten, uns allen zu helfen, wenn er fertig ist. Wenn er schneller und besser arbeitet als wir anderen, wird er die meisten Erfahrungen sammeln. Sein Haus ist der Test, unsere Häuser werden seine Meisterschaft sein. Jeder finde seinen Weg. Wir können beide gehen: Wer allein an seinem Haus gebaut haben will, der tut dies, wer für alle gleich gut gearbeitet haben will, tue dies.“ Sie setzte sich wieder.
So wurde es denn beschlossen. Die Häuser von Henks Gruppe und von Fritzis wurden nicht in den Lostopf eingeworfen.
Ich war nachher zu Onja gegangen. „Entschuldige.“ „Wofür?“ „Du wirst es noch schwer haben mit uns Menschen.“ „Ihr mit uns auch... bis...“ Okay“, Ich lachte, „bis keiner mehr bei uns und bei euch sagt. Aber ob wir das noch erleben?“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower