Dienstag, 4. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1167

Ein weiteres Gemisch aus Lyrik und Prosa.
Beginnen wir mit den Gedichten des Tages von übermorgen. Da wäre zuerst einmal Sebastian Deya "Gemeinsam. Einsam. Gemeinsam".
Dazu kommt aus 2008 mein Gedicht   gandhiverschnitte
Das dritte Gedicht ist dann




Kain
gab den Apfel zurück
mit einem Maschinengewehr
in Händen
eroberte er
das gelobte Land
und erschlug
Eva
Niemand soll
erkennen


Wer das ertragen hat, darf den Prosatext weiter lesen. Inzwischen sind wir bei der  56. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" angekommen

Was sprach dagegen, wenn der Manipulationsmechanismus, welcher auch immer das sein mochte, menschliche Gehirne im Schlaf beeinflusste. Die Beiträge bei der Debatte hatten gewirkt wie unter Hypnose eingepflanzt. Das wäre ein Grund, auch eigenen gedanklichen Sprüngen zu misstrauen. Allerdings … wie handelt ein Mensch unter Hypnose, der weiß, dass er unter Hypnose handelt? Kann er das ausschalten?
Ich war froh, lauter solch verwirrenden Gedanken in Ruhe umwälzen zu können. Mir stand ein ganzer Nachmittag ohne Mitarbeiter im Wald bei den Bungalows zur Verfügung. Ich wanderte allein um den See herum. Das einzige, was irgendwie kribbelnd war, war die Vorstellung, von Romana bewacht zu werden. Ich hoffte zumindest, dass ich ihr wichtig genug war für einen solchen Job. Mein kleine Pirat streckte sich in der Vorstellung, eine der Bienen spritzte ihr Gift ein und Romana behandelte die Stelle. Wie soll sich ein Mann in solcher Situation an einen der Bäume stellen? Ich vermochte meine Scheu zu überwinden. Ein hoher Strahl. Ein Abwarten. Nichts. Nirgendwo tauchte ein spitzbübisches Grinsen aus dem Unterholz auf. Etwas enttäuscht schloss ich die Gürtelschnalle. Immer noch nichts. Schade. Also noch einmal zurück zur eigenen Strategie. Konnte ich herausfinden, ob diese Insekten meine Hintergedanken auslesen konnten … ohne einen Verdacht zu erwecken, wenn sie es nicht konnten? Schon wieder so eine blöde Spielsituation. Wie hatte ich einmal gelesen? Wer sich besonders unauffällig benimmt, ist dadurch verdächtig. Wann wäre ich dann unverdächtig gewesen?

Manchmal sind es Zufälle, die den einzelnen Lebensweg bestimmen, sogar sogenannte dumme Zufälle. Jedenfalls erfuhr ich später, dass ich bei meiner Eremitenepisode tatsächlich von Romana bewacht wurde. Sie gab sogar zu, dass sie der Gedanke gereizt hatte, wieder vor mir zu stehen und meine erotische Befangenheit auszukosten. Hätte sie das getan, ich hätte bei dieser Gelegenheit mein Inneres nach außen gekehrt, mich mit meinen Zweifeln ihr ausgeliefert. Und bei dieser verspäteten Klärung behauptete sie, sie hätte mein Vertrauen gerechtfertigt, mich nicht verraten sondern beraten. Wer´s glaubt … Sie gehörte zum System, spielte dessen Spiel.
Eigentlich müßige Überlegungen: In diesen entscheidenden Stunden war ich allein. Und ich fand, dass ich irgendwie auf der ganzen Welt allein war. Gelegentlich loderte Neid auf all denen gegenüber, die zu Gemeinschaften gehörten, in denen sie sich verstecken konnten, wenn sie sich ihrer Verantwortung nicht gewachsen fühlten.
Verdammt … ich war nicht für eine Rolle in einem Thriller gemacht. Ich war Wissenschaftler und ein etwas absonderlicher noch dazu. Mir blieb also nur eine Stärke: Logik in der Ausdauer. Es galt also nüchtern zu analysieren. Da musste ich bereits eine Hypothese allen anderen Überlegungen zugrunde legen, deren Richtigkeit ich nie, mindestens aber zu spät würde überprüfen können: Ich musste davon ausgehen, dass ich hier draußen eigene Gedanken dachte und nicht manipuliert wurde. Wenn den Bienen auch Hypnosemanipulationen gelangen, hätte ich ja auch weiter entfernt vom Institut mir selbst nicht trauen können.

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