Montag, 17. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1180




Was in New York und Madrid begonnen
setzt in Europa Gemüter in Brand.
Zu viele Hoffnungen sind zerronnen,
Armut und Wut reichen sich die Hand.

„Brecht die Macht der Banken, Konzerne“!
Mit uns’rem Geld regier‘n sie die Welt.
Reden von Hilfe, doch woll‘n sie gerne,
daß jedes Land neue Panzer bestellt.

Wir sind’s, die eure Rechnungen zahlen,
ihr verbratet derweil Steuergeld.
Ihr verzockt alles, tarnt euch mit Wahlen,
Scheinheiligkeit bestimmt diese Welt.

Wir sind das Volk und wir sind jetzt viele,
kennen eure Monopolyspiele,
haben von euren Lügen genug,
das was ihr macht, ist dreister Betrug!


Occupy Wallstreet ... Das also ist unser aktuellstes Gedicht des Tages, übermorgen.
Die anderen sind voraussichtlich  "verzagt" und von vor drei Jahren:  was zahlen sagen


Bleibt noch die Prosa: Die 68. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" :


„Was ist schon ein Gedanke wert, der weiß, dass er beobachtet wird. Wir mussten dich schon in Sicherheit wiegen. Nur dann bist du ehrlich.“
Ich spürte jedes Härchen auf der Haut. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen. Offenbar hätte ich aufspringen und weglaufen können.
„Wir haben deine Denkweise gebilligt. Wenigstens bedingt. Du wolltest uns nur angreifen, weil du meintest, allein dadurch die Deinen schützen zu können. Ein Irrtum, aber ein Irrtum, der ausgeräumt werden kann.“
Einen Moment schwieg die Stimme. So funktionieren keine Träume, dachte ich völlig ohne Zusammenhang.
„Stimmt. Traum wäre ein falscher Ausdruck. Nenn es einfach Gehirnsimulation. Wir haben einfach ein paar Bilder aus deinen internen Speichern mit unseren Kommunikationskanälen verknüpft. Du hattest zu viel Angst, um dir die Vision unseres Schwarmgehirns vor deinen Bildprojektor zu generieren.“
Im selben Moment hatte ich das Gefühl, mich selbst in unzählige Bienen aufzulösen, und so beeilte ich mich zu versichern: „Danke, ja, das ist das Beste so.“
„Aber du musst dich trotzdem der Mühe unterziehen, gedanklich die Rollen zu vertauschen. Ihr Menschen habt ja so einen schönen Spruch, den nur kaum einer zu beherzigen scheint: Was du nicht willst, dass man´s dir tu, das füge nicht den Andern zu. Du kennst den Spruch.“
Ich sah mich als kleiner Junge in der Kirche, meine Hand in der Hand meines Vaters, eine übermächtige Stimme schien von allen Seiten zu kommen, und ich fragte mich, ob mein Vater so gern verprügelt werden wollte.
„Und nun male dir aus, Bienen zögen dich an langen Leinen übers Land, damit du andere Bienen frisst, wenn sie auf deinem Weg liegen. Würdest du das wollen? Würdest du eine Waffe sein wollen? Ja, würdest du denn ausgebeutet werden wollen? Du verstehst, was ich meine, oder soll ich dir deinen einsamen Tod fühlbar machen, wenn der Truck mit deinem Volk abgefahren ist?“
Mir grauste. Das also auch? Aber mein Vater hatte doch nur getan, was …
„Schon gut. Der begrenzte Verstand macht alles so, wie e es versteht. Aber das wollen wir ja ändern. Wäre es wirklich so schlimm, wenn es uns als neue Art auf der Erde gäbe?“
Vor meinem inneren Auge erstand jenes Bild, wie diese Araber zu Gerippen abgenagt worden waren.
„Nein, nicht als Waffe gegen wen auch immer. Als Stück der Harmonie in der Natur ...“
Erst wollte ich Aufbegehren. Dann aber spürte ich, ich hatte gar keine Gegenargumente.
„Wir geben zu, unsere Existenz verdanken wir eurer Forschung. So habt ihr ein gewisses Recht, euch gegen unsere Weiterexistenz zu entscheiden. Vielleicht ist diese Erde aus eurer Sicht noch nicht reif für euch und uns nebeneinander. Wir legen diese Entscheidung allein in deine Hand. Wie du es richtest, so wird es sein.“
Entsetzt sah ich dieses Bild von Romana an. „Heißt das etwa, ...“
„Ja, das heißt es.“ Da hatte sie – oder sollte ich besser ES sagen – schon in Nebel aufgelöst.
Ich bildete mir ein, in eine Duftwolke eingehüllt zu sein, etwas leicht Blütiges, Kamilliges, heilsam Ermüdendes.

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