Donnerstag, 6. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1169

Gestern gab es ein Missverständnis: Nicht von "übermorgen" sondern eben vom 8.10. waren die Gedichtangebote. Nun also haben wir Gelegenheit, auf morgen zu orientieren. Nach dem 3.10. der Tag der unverbesserlichen DDR-Nostalgiker. In diesem, allerdings auf die Zukunft ausgerichteten Sinn wurden Gedichte ausgewählt:

Slov ant Gali: Wahrheit ...


Slov ant Gali: Rückbau




Da ist der Fortsetzungsroman zum Ausgleich sehr unpolitisch.  Inzwischen sind wir bei der  58. Fortsetzung von Anna Roth"Das Bienenprojekt" angekommen

Nur eben mit der Fähigkeit, bei Bedarf die Funktion im Körper zu tauschen. … Ja, doch, wenn ich dem Schwarm einen Namen hätte geben sollen, wäre es ein Frauenname gewesen.
Wir sammelten Daten. In gewisser Hinsicht fingen wir an, unsere Maggy zu mögen, je mehr wir sie kannten. Wir spielten sogar mit ihr. Als nämlich Romana am Rande eines Gesprächs hatte fallen lassen „Es scheint, als verstünden die Bienen Englisch“, erklärte ich uns, sie hätten danach unheimlich angenehme Schaue erfasst. Das konnte doch aber nur heißen, dass die Bienen wollten, dass wir ihre Fähigkeit wahrnahmen. So warfen wir nur so mit Ausdrücken um uns, die die Wirkung eines Barbesuches haben sollten – und die Bienen gönnten uns die Wirkung.
Dabei stießen wir alle auf eine Beobachtung, die meine Hoffnung stärkten, dass dem Schwarm unserer Inneres noch verschlossen war: Bei Ironie versagte das Verständnis unserer Insekten völlig. Wenn einer von uns von „unseren lieben Bienen“ sprach, dann bekam er Hochgefühle zur Belohnung, mochte er die Silben noch so sehr gezogen haben, dass sich alle Anderen kaum das Lachen verkneifen konnten.

Endlich war es so weit: Das Treibhaus umstanden sechs Generatoren, die mit je einer Sekunde Verzögerung ihren Dienst aufnahmen. Jedes Mal deutete sich ein Sog zur neuen Seite an. Als alle Generatoren liefen verhielten sich die Bienen wie orientierungslose Diskobesucher im Rausch des Lärms. Sie tanzten … nicht überdurchschnittlich harmonisch. Und dann kam der Moment, wo wir den Generatorton hinter dem geöffneten Schlauch Richtung Nachbar-Treibhaus leicht verstärkten. Wunderbar …
Die ersten Bienen, die der Geräuschquelle am nächsten flogen, lösten sich vom Schwarm. Kaum war dies geschehen nahm die Sogwirkung stark zu. Als schätzungsweise das geplante Siebtel des Volkes im Schlauch war, regelten wir die Leistung wieder herunter. Erst nur bei dem Generator, dann bei allen gleich. Glücklich lagen wir einander in den Armen.
Natürlich verriet ich meinen Kollegen nicht, welche Idee mich zwischendurch beschäftigt hatte. Da war mir nämlich durch den Kopf gegangen, dass das alles wesentlich leichter hätte gehen können. Wenn die Bienen uns verstanden, hätten wir ihnen unsere Absicht ja nur zu erklären brauchen. Vielleicht wäre das gewünschte Teil auf unser Wort hin in sein neues Reich hinüber gewechselt. Vielleicht sogar effektiver, weil der Schwarm selbst entschieden hätte, wie viele Bienen mit welcher Aufgabe den Grundstock hätten bilden sollen. Ich ließ mir die verschiedensten Gründe einfallen, warum wir dies nicht wenigstens versucht hatten beziehungsweise, warum die Bienen uns diese Methode nicht nahe gebracht hatten. Boshafte wie wohlmeinende. Letztlich die vernünftige: Auf diese Weise hätten wir eine gewisse Gleichberechtigung der Partner akzeptiert. So, wie wir es wirklich gemacht hatten, waren die Bienen Versuchstiere geblieben.

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