Samstag, 1. Oktober 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1164

Oh weia! Es ist ja fast schon Tradition geworden, hier die vorgesehenen Gedichte des Tages "von übermorgen" vorzustellen. Das Problem ist nur: Dieser Montag wurde zum deutschen Feiertag erklärt. Mir ist da aber nicht feierlich. Ich greif da auf Texte zurück wie
   (Deutsche?) Vereinigung

oder 
 Wolfgang Reuters  
 Deutsche Eierei

Wahrscheinlich lohnt sich am meisten an Folgendes zu erinnern:


Exil im eigenen Land

   
Zu hause einst
trat ich
für meinen
traumvogel
in die pedale

schob ich
bergauf
ahnte ich
höher gelegene
mühen der ebene

heute
ersticke ich
in sonderangeboten
flüge
in traumvogelländle
dabei zu erwerben
glasperlen


Gut. Die Prosa ist immer noch derselbe Fortsetzungsroman. Inzwischen ist es die 53. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt"

Das konnte nur heißen, er verfolgt jemanden, und du warst der Einzige der noch gefehlt hat. Dein Glück, dass ich leidenschaftlich gern tauche und für aufdringliche Suffköppe bei solchen Ausflügen immer ein handliches Messerchen bei mir habe. Also jetzt nicht mehr. Das ist in Kantus stecken geblieben ...“
Ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen. „Also doch Lara ...“ murmelte ich und ihr „Hä?“ beantwortete ich mit meinem Anfangs-Vergleich, sie habe etwas von Lara Croft, aber ich hatte sie dann für zu zierlich gehalten.
„Man soll sich nicht vom Schein täuschen lassen.“
„Und was jetzt?“
„Weitermachen wie bisher. Zumindest nach außen. Ist doch klar. Was den beabsichtigten Mord angeht, so sagen wir die Wahrheit. Die lässt sich auch mit den Mitteln des Instituts nachprüfen. Wieder gibt es keinen Grund für einen Eingriff von draußen.“
„Aber du hast doch gesehen, dass alle unter einer Decke stehen. Mindestens bis zu Yong-Brown hoch. Die werden es wieder probieren.“
Romana strich mir mit so sanften Fingern übers Gesicht, dass ich alles, wirklich alles getan, was sie von mir verlangt hätte. Und sie sah mich an, als hätte ich ihr gerade das Leben gerettet und sie läge noch immer schwach und hilfsbedürftig vor mir – und nicht umgekehrt.
„Das glaube ich nicht. Die andern Neuen in deinem Team schienen nur von Kantus´ Logik so überzeugt, dass es ihnen einfach richtig vorkam. Solange du dich den Bienen nicht entgegenstellst, werden sie nichts gegen dich tun. Zumindest, solange sie nichts merken ...“
„Aber ... wir müssen doch ein Ziel haben, irgendwas, wie es d a n a c h aussehen soll ...“
Huoach! Dieser Blick! Wenn nur in der Art, wie mich Romana ansah nicht immer auch so etwas wie Mütterlichkeit ihrem kleinen Sohn gegenüber mitgeschwungen hätte! Obwohl ich mir sicher war, sie hatte klare Vorstellungen, zögerte sie. Schließlich murmelte sie: „Hast du denn ein Ziel?“
„Ich möchte, dass es wieder wird wie vorher.“
„Wie wie vorher?“
Mit diesen drei Worten hatte sie mich härter getroffen wie mit einem Vortrag von bestechender Brillanz. Am liebsten hätte ich gesagt, wie damals, als mein Vater noch lebte und seine Bienen hatte und also kein Grund bestand, über Gründe für ihr Verschwinden nachzudenken und zu forschen. Aber ich schwieg.
„Kein Danach ist so wie vorher. Selbst dann, wenn es so aussieht. Im günstigsten Fall ist man um eine Erfahrung reicher, welche Klippen man umschiffen muss. Aber meist lackierst du nur die Risse über. Nein.Wie vorher ist immer eine Illusion, solange es Zeit gibt. Aber du kannst versuchen, dass das Danach wenigstens nicht schlechter ist als das Davor. Es kann sein, dass wir in unserem Fall FN 3514 auslöschen müssen. Aber können wir das noch?“
Romana machte eine Pause. Ich konnte nichts dafür. Ich bin nur ein Mann und wenn ich an einen Gott geglaubt hätte, dann hätte ich ihn schon längst um einen Menschen angefleht, dem ich einfach bedingungslos vertrauen durfte. Und es war alles so romantisch und gerade hatte mir dieses zarte Wesen das Leben gerettet und ... Ach, es rutschte mir einfach so raus: ... 

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