Freitag, 30. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1163

Zuerst die Lyrik des Tages. Diesmal ist es wieder der Blick auf die "Gedichte des Tages" von übermorgen - und das wiederum ist ein Ausblick auf die Oktoberfeiertage:


auf befestigtem weg
verstarb
ein fetter frosch
an altersschwäche

baumstümpfe träumen
von irgendwann
aufsprießenden
trieben

im haus an der hauptstraße
liegt eine pyramide
abgewetzter koffer 
 im schaufenster

wenn es wärmer wird
erzählt ein
hier gebliebener
dann wird alles
lebendig
bis wieder nebelstümpfe
winterschlaf
fröscheln


Dazu kommt ein "Testgedicht" ( " geldlos" ) und eines vom 2.10.2008 (  vom Königsfloh )

Es folgt - wie üblich - ein Stück Prosa: Da geht es mit dem Fortsetzungsroman weiter. Inzwischen ist es die 52. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt"

„Bin ich tot?“
Die Frage war mindestens für die vorangegangenen zehn Jahre so ziemlich das Witzigste, was ich von mir gegeben hatte. Davor überschlugen sich wilde Bilder. Irgendetwas hatte versucht, mir die Zunge aus den Rachen zu ziehen und dann war mir der Magen an der Lunge vorbei geflogen oder umgekehrt und aus beiden hatte ich Flüssigkeiten und Luft gebellt und mehrmals hatte mich etwas gerollt, gebogen, gedrückt und gerieben, hatte mich gebissen und ... ach, was weiß ich.
„Seh ich etwa aus wie ein Engel?“
„Auf jeden Fall.“
„Na, dann hast du hoffentlich nichts dagegen, wenn ich erstmal meine Flügel auswringe.“ Und bevor ich – wie auch immer – hätte antworten können, zerrte Romana ihre Tunika über den Kopf und wrang einen kleinen See aus dem hellen Stück. Ich wollte mich etwas aufrichten, um ihr dabei besser zusehen zu können, da drehte sich alles und ihr Bild war verschwunden.
„Na, kommst du wieder zu dir?“
Diesmal war ich vorsichtiger, nickte nur andeutungsweise.
„Dann kannst du mir ja behilflich sein, wenn ich dich anziehe. Wir wollen doch nicht, dass wegen Unterkühlung was zurückbleibt.“
Nun wurde mir bewusst, warum mich so durchdringend fröstelte. Meine Sachen waren nur notdürftig über mich gelegt. Ehe ich mich wehren konnte, hatte mich Romana in die Hosen gestopft wie ein Baby in einen Strampler.
Ich wusste nicht so recht, was mir am peinlichsten war – die Art, wie sie mich behandelte, oder der Eindruck, dass sie mich im Augenblick so behandelte, wie es meinem Zustand entsprach. Ich hätte mich lieber etwas männlicher gezeigt. Sie aber redete unbefangen weiter: „Du weißt hoffentlich noch, was passiert ist? Ich möchte dein Wissen nur ergänzen. Klar? ... Gut. Also Paul hat dich umgebracht. Er konnte es nicht ertragen, dass du ihm als jungscher Spund als Chef vorgesetzt worden warst. Für Esther hat er zuerst alles mitgemacht. Aber als dann Esther tot war, wollte er nicht mehr. Nachdem er dich ertränkt hatte, ist er unbemerkt wieder zurück, hat sich hingelegt und da ist ihm bewusst geworden, was er im Suff gerade angerichtet hat. Da hat er sich japanisch gerichtet. Harakiri.“
Ich konnte Romana gerade noch unterbrechen mit „Was soll ´n der Quatsch?“, da war sie schon weiter am Reden. „So in etwa steht es in seinem Abschiedsbrief neben seinem Bett. Den hätte man normalerweise erst Morgen früh bemerkt. Da wären mehrere Probleme auf einmal gelöst gewesen. Ergebnis: Erst einmal wäre Kantus der kommissarische Teamchef geworden. Und dass diesmal gar nicht erst lange Polizei auf das Institutsgelände gekommen wäre, versteht sich wohl von selbst. Wozu auch, wo alles klar war.
Mir stank die ganze Show hier draußen von Anfang an. Ich hab mich also bei der Party rausgehalten und festgestellt, dass drei Teilnehmer fehlten, während die Damen und Herren vom Begleitservice die Animation übernommen hatten. Da habe ich gesucht. Erst Paul gefunden und dann festgestellt, dass Kantus Katze gespielt hat.  

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