Donnerstag, 8. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1141

Wir beginnen wie in den vergangenen Tagen mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman, mit der inzwischen  30. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - wieder mit einer Doppelseite:

Dort konnten, dort mussten sie unabhängig voneinander auf etwas Verdächtiges gestoßen sein. Soweit war ich vorher auch schon. Deshalb hatte ich ja mein Traineeprogramm gestartet. Jetzt aber kamen mir vage Ahnungen, was sie gefunden haben konnten, und mir war klar, wer der Gegner war, mit dem ich mich anzulegen begann, und dass ich weder auf Schonung noch auf Verbündete hoffen konnte. Vielleicht hatten sie mich längst anvisiert. Der Trick mit Gregs Chip mochte einen Professor Yong-Brown als Chef unter normalen Institutsabläufen vorübergehend außer Gefacht setzen, aber unseren verschiedenen Geheimdiensten gegenüber machte er nur auf mich aufmerksam. Ich tippte einfach auf die CIA. Ein Coup solcher Größe fiel in deren Ressort. Und irgendwie wunderte ich mich nicht über mich selbst: Erstmals hatte ich meine eigene Handlung mit einem militärischen Ausdruck belegt, etwas, was ich normalerweise verabscheute.
Mir fehlte einfach das Zeug zum Helden. Am nächsten Morgen hatte ich entschieden, mich still zu verhalten und so weiter zu machen wie bisher. Vielleicht durfte ich weiter ein kleiner Wissenschaftler bleiben. Aber wie? Jedes Mal, wenn ich nach dieser Nacht den Mund aufmachte, ging mir durch den Kopf, ich könnte gerade einen CIA-Agenten vor mir haben, und der könnte meine Worte nach verschlüsselter Feindpropaganda durchleuchten. Oder wenn Paul etwas Nebensächliches sagte, stellte ich mir die Frage, ob er mich vielleicht gerade testen oder provozieren könnte. Ich wusste, so etwas konnte schnell zur Paranoia werden ... oder war es vielleicht schon geworden. Aber was sollte ich tun?
Vielleicht war es gerade diese Überreiztheit, die mir eine eigentlich unmögliche Beobachtung unterschob. Konnte das sein? Wenn ja, dann sprengte das alle bisherigen Forschungsansätze. Egal, ob mich das verdächtig machen konnte, ich musste diesen Verdacht wenigstens als unsinnig ausschließen, und der hatte glücklicherweise nichts mit Computer und CIA zu tun.
Als erstes lud ich mein kleines Team, also Lissy, Esther und Paul, zu einer Wanderung durch den Park ein. Das war ungewöhnlich und brachte mir verdutzte Blicke ein. Aber mein jungenhafter Gesichtsausdruck – ich weiß sehr gut, dass man mir ansieht, wenn ich unbedingt eine spannende Entdeckung los werden will – überzeugte die drei sofort. In diesem Moment war mir völlig egal, sollte an einem eine Wanze haften. Ich war überzeugt, die mögliche Entdeckung stünde den Wünschen unserer heimlichen Auftraggeber nicht entgegen.
Nach etwa einem Kilometer geraden Wegs weg von unserem Arbeitskomplex platzte es aus mir heraus: „Na, wie fühlt ihr euch?“
„Gut. Wie sonst? Hast du uns hierher gelotst, nur um uns das zu fragen?“
Mein kleines Vergnügen, dass ich jetzt vielleicht wirklich mehr wusste als die Anderen, verbesserte meine Stimmung, und hier muss ich sagen leider, sehr.
„In gewisser Hinsicht ja. Ihr seid vielleicht nicht genau ...“
„Na, Sam, so hab ich dich ja noch gar nicht erlebt. Aber gut. Hier duftet es nach grün und ein bisschen modrig.
Es ist angenehm, einmal nichts Anderes als ferne Vögel zu hören und nichts zu sehen, was man untersuchen, beschreiben, einordnen muss. Wir machen eine außerplanmäßige Pause. Du freust dich auf etwas. Wenn du etwas Geeignetes dabei hättest, dächte ich, wir setzten uns irgendwo hin zu einem Picknick. Das alles fasse ich zusammen: Ich fühle mich gut und in Erwartungshaltung oder ich fühle mich wohl, weil ich in Erwartungshaltung bin. Hm ... Mehr fällt mir nicht ein. War nun das dabei, was du hören wolltest?“
Irgendwie war ich enttäuscht. Ich hatte mich von einer fixen Idee verleiten lassen. Oder Esther hatte einfach Recht. So wie ich die Situation organisiert hatte, konnte das gewünschte Ergebnis nicht eintreten.
„Nein. Ich habe vielleicht etwas falsch gemacht. Ich will euch aber nicht beeinflussen. Ich schlage euch deshalb hier eine kleine Versuchsreihe vor. Wenn wir wieder zurück sind, gehen wir als erstes ins Depot und holen uns freie Enzos. Das heißt, ihr holt die und ich schreibe einen kleinen Text, so etwas wie eine Theaterszene. Nein, am besten gebt ihr mir heute frei, damit der Text lang genug werden kann. Wir spielen den mit verteilten Rollen morgen. Dabei ist wichtig, dass wir auf bestimmten Wegen spazieren gehen, die ich auch aufschreiben werde. Alles klar?!“
Es gehört zu den Privilegien eines Chefs – und sei es der Chef einer so kleinen Truppe – mit einem bestimmten Unterton „Alles klar?!“ fragen zu dürfen und als Antwort ein Ja zu bekommen, ohne dass einer wirklich etwas verstanden hatte. Also bekam ich die gewünschte Antwort ...
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Innerhalb der "Gedichte des Tages" von übermorgen einmal ein "Testgedicht":
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Es mag dem Wurm das tausenderste Beinchen wachsen.
Der Lüfte freie Welt bleibt für ihn unerreicht.
Erst Flügel könnten ihn erheben,
Auch wenn ein jeder kaum dem andern gleicht.
Mich rühren eher die der Papillione
Als die von Stahl mit Bordkanone.

Manch Mensch mag Tolles noch erfinden,
Doch auch wenn noch so Schönes er erdenkt
Man wird es gegen uns missbrauchen.
Weils Andres ist, was unsre Wege lenkt.
Geh´n wir geführt am Strick der Kapitale
Gibt’s Erdenleben bald zum letzten Male  


Die beiden weiteren Gedichte sind "Leben um" und aus 2008 " dann scheint die sonn ohn unterlass"





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