Samstag, 24. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1157

Heute wieder zuerst die Prosa. Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  46. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:

Sagen wir, wenn wir uns Menschen als einen der Endpunkte dieser Entwicklung betrachten, dann sind wir zwar gegenüber diesen Giganten klein, aber als Einzelwesen trotzdem von beachtlicher Größe. Für jede von der Natur als notwendig erachtete Funktion haben wir unser einzelnes Organ, in einigen Fällen noch ein zweites als Ersatz. Dieses Prinzip hat den Vorteil, dass wir hier zusammen sitzen und uns gegenseitig als Krönung der Schöpfung feiern können. Sie hat aber auch einen wesentlichen Nachteil. Nehmen wir an, ich zückte jetzt eine Pistole und feuerte sie auf die Brust unseres Chefs ab. Okay, eine solche Idee gehört zu den eher zweifelhaften Vorzügen unserer Evolution. Aber stellt euch vor: Die Zerstörung eines Bruchteils eines Promilles unseres Körpers ist ausreichend, um das weitere Funktionieren des gesamten Restkörpers zu beenden. Ein winziges Loch in der Brust und Milliarden anderen Zellen vom Gehirn abwärts werden alle wertlos. Welch Luxus der Natur!“
Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Kantus mit Loch in der Brust war sicher ein besonderer Luxus der Natur.
„ ... Und nun stellt euch Gehirn, Herz, Lunge usw. als eine nicht unerhebliche Zahl kleiner nicht fest miteinander verbundener Teilsysteme, sozusagen eigener Lebewesen vor! Um gemeinsam zu funktionieren, bedürften sie nur eines Systems äußeren Zusammenhalts. Kein stabiles mit tragendem Skelett und umhüllender Haut. Nein. Ein System der externen Kommunikation.
Wer sich mit der Evolution beschäftigt, stellt fest, dass die Insekten eine viel längere Geschichte aufweisen als die Masse aller Landlebewesen.
Von den Säugetieren ganz zu schweigen. Könnte das nicht schlicht daran liegen, dass diese Systeme stabiler, also weniger anpassungsbedürftig waren und sind? Schießt ruhig dieselbe Pistolenkugel in einen Bienenschwarm. Er funktioniert weiter.
Wir denken doch immer so, wie wir es verstehen. Wir halten uns für überlegen, weil wir als Einzelwesen Baumeister im Voraus genau ein Bild davon haben können, wie der Bau später einmal aussehen soll, und vergleichen uns überheblicherweise mit der einzelnen Termite oder der einzelnen Biene, die das natürlich nicht kann. Wenn wir aber fair wären, dann dürften wir die nur mit unseren Zellen oder kleinen Stücken von Herz, Lunge, Hintern, Gehirn oder so vergleichen. Die sind auch wenig vorausschauend. Was gibt uns das Recht zu dem Urteil, ein Insektenschwarm als Ganzes wäre es nicht, nur weil er so schwer vergleichbar ist mit einem ganzen Menschen – oder weil wir uns das nicht vorstellen können?
Wo liegen denn die Informationen dafür, dass wir entstehen, wie wir hier sind? Warum wird aus der Verschmelzung von Spermium und Eizelle ein fertiger Mensch bzw. noch weiter gehend eine Frau? Man muss sich doch wundern, wie die Startzelle zu einem gewaltigen Zellensystem heranreift, das mit den Eltern erkennbare Ähnlichkeiten hat. Man muss sich doch wundern, dass noch nach Abschluss eines Grundwachstums bei eben jener Frau Veränderungen eintreten, die sie dann körperlich vom Mädchen unterscheiden! Dafür gibt es doch nur eine Erklärung. Dem Datenträger befruchtete Zelle ist eine Art komprimiertes Metaprogramm eingebrannt.  

Weiter mit der Lyrik, sprich: den Gedichten des Tages vom 26.9..

Dort haben wir als Testgedicht  ist "Am Geburtstag" und von 2008  eros futurus  
Dazu kommt eine neue Autorin ((Live zu erleben ist die Autorin im Cafe am Turm am 14.10., 19.00 Uhr in Königs Wusterhausen, Funkerberg 3)):



Ganz wölfisch link im weißen Kleid
stellt er mit Volksverbundenheit
sein Schaffen und sein Heldentum
ins Sonnenlicht den eignen Ruhm.
Er spricht der netten Worte viel
nur mit dem heiß begehrtem Ziel
sein treues Wesen zu betonen,
um sich mit Reichtum zu belohnen.
Die Dummheit hat’s ihm abgekauft,
die Schafe sind ihm anvertraut.
Sie blöken nach, was er beschließt,
auch wenn er dafür Blut vergießt.
Als Lamm hat er sich präsentiert,
doch hat er Wünsche ignoriert
und sieht belustigt und in Ruh
der Schäfchenmassenschlachtung zu.
Die schreien laut in Angst und Pein
Du musst doch unser Retter sein!“
Das bin ich doch!“ lacht schallend er
und zielt bewusst mit dem Gewehr
auf fette, nette, runde Schäfchen.
Nach gutem Essen folgt ein Schläfchen.
Und wenn er aufwacht wäscht er schnell
sein blutbeschmiertes Schafswollfell,
das trocknend in der Sonne hängt
und weinend an den Schafsgott denkt.

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