Mittwoch, 14. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1147

Wir beginnen wie in den vergangenen Tagen mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman, mit der inzwischen  36. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - wieder mit einer Doppelseite:

Wir werden die Arbeiten zur Vermehrung dieser Bienen sogar noch forcieren. Wir brauchen mehrere, voneinander abgeschirmte Völker in verschiedenen Treibhäusern. Nur so können wir Wege zur gezielten Vernichtung unabhängig voneinander und ohne Zufälle testen.“
In hervorragender Laune näherten wir uns unserem Treibhaus. Wir schwärmten davon, mehrere Völker schaffen zu müssen, damit die ersten versuchsweise ins Freie könnten.
Wie gut auch immer unsere Laune bis dahin gewesen sein könnte. Nun liefen wir herum wie im Sektrausch. Nur ganz tief drinnen in mir nagte ein schrecklicher Verdacht: Was war, wenn auch das eine Manipulation der Bienen war? Wenn wir auf diese Weise nur eines erreichten: Dass es in Kürze mehr Völker von ihnen gäbe?

Lissy hatte planmäßig noch 12 Wochen bis zur Entbindung. In ihrem Zustand konnte ich sie keiner Gefahr aussetzen. Allein schon das Ausdiskutieren der Bedrohung konnte sie zu sehr aufregen. Vielleicht irrte ich mich, vielleicht gab es in meinen Überlegungen eine unerkannte Schwachstelle und alles war ganz einfach. Aber die Gedanken, über die ich mich so gern mit einem Vertrauten ausgetauscht hätte, führten immer wieder zu einer Auswahl von Schreckensbildern.
Variante 1. Paul hatte uns gerade zur beschleunigten Massenproduktion von Mörderbienen eingespannt. Wir Amerikaner führten einen biologischen Krieg gegen die Menschen aller missliebigen Staaten. Selbst wenn der Iran von der Verseuchung mit Arabern befreit war (wie Paul dies vielleicht ausgedrückt hätte), blieben noch genügend andere übrig.
Eine Ahnung hatte mich davon abgehalten, mein zufälliges Wissen preiszugeben. Paul schien mich auch nicht einweihen zu wollen.
Variante 2: Je mehr Bienenvölker wir zuließen und nachher versuchen würden, sie zu vernichten, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief ging, und wir ein Chaos freisetzten.
An Variante 3 mochte ich gar nicht denken: Zwingend auszuschließen war natürlich nicht, dass wir bereits jetzt von den Viechern gesteuert wurden und uns gerade dafür entschieden hatten, unser eigenes Ende zu organisieren.
„Du, Hinky ...“
Lissy hatte mich das erste Mal Hinky genannt, als sie mir eröffnete, dass sie mit mir schlafen wollte, damals, als ich noch unschuldig war, und auch sonst gebrauchte sie diesen Kosenamen immer dann, wenn sie etwas Besonderes von mir wollte.
„Ja, was denn, Schatz?“
„Ich wollte Paul und dich ja nicht unterbrechen, aber zum Schluss war ich dann doch enttäuscht von dir. Wenn nun irgendetwas daneben geht, ... Wir züchten unser eigenes Verderben. Also wenn ich Biene wäre, ich würde Rache üben, wenn mein Schwestervolk vergast worden wäre oder was auch immer. Wir nehmen doch selbst an, dass die uns beobachten ...“
„Ach reg dich nicht auf, Schatz! Wir packen das schon.“
Warum sagte ich so etwas? Gerade erhielt ich das Angebot, meine Sorgen mit einem geliebten Menschen zu teilen. Nur war das genau jener eine geliebte Mensch, von dem ich meine Sorgen fern halten wollte.


Die Gedichte des Tages vom 16.?
Da wären  " Frühling" und vom  16.9.2008

Hanna Fleiss: Soldatenfriedhof


Ganz aktuell aber ist



gebauschte sofakissen
goldrandtassen
sonntagskleider
bilder
im vergessenbuch
denen die tiefe fehlt
ins zeitlose hinausgefallen
verlieren
sich die töne dazu
tanzen
an durchsichtigen fäden
umfassen einander
versinken
und
meine Gedanken
beben
wie gefesselte Gespenster

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