Montag, 26. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1159

Heute beginnen wir mit den "Gedichten des Tages" von übermorgen. Ich biete ich diesmal als Test einen Haufenreim an: "Klassik für Gesamtschüler".

Dann gibt es den Blick nach 2008: ein kleiner riese malt…  

Und der Gast des Tages ist:

Meine Fehler durch den Scharfsinn deines Geistes zu betrachten,
öffnet meinem Irrtum die Einsicht.
Meine Wut durch die Worte deines Mundes zu hören,
wandelt meinen Trotz in Nachsicht.
Meine Angst in deinen traurigen Augen zu sehen,
verändert meine Feigheit in Stärke.
Meine Verständnislosigkeit durch die Verschlossenheit deiner Seele zu fühlen,
verzaubert meine Selbstsucht in Rücksicht.
Meine Ignoranz durch die Kälte deiner Gefühle zu spüren,
lässt meine Gleichgültigkeit zu Mitgefühl werden.
Mich in dir wieder zu erkennen,
macht mich liebend!


(Live zu erleben ist die Autorin im Cafe am Turm am 14.10., 19.00 Uhr in Königs Wusterhausen, Funkerberg 3)

Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  48. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:


Ich war froh, dass ich nicht als nächster dran war. Doch was dann kam, war extrem beunruhigend für mich. Die nächsten zwei Beiträge griffen Kantus´ Gedanken auf und baute sie aus. Wäre bei dem Vortrag und eigentlich schon die ganze Zeit mein Misstrauen nicht so allgegenwärtig gewesen, hätte ich es ja vielleicht selbst getan. So aber dachte ich an die Konsequenzen des sich herausschälenden Konzeptes. Wir würden eine Vielzahl von Monsterbienenvölkern erschaffen, immer im Gefühl, es mit Koma-Patienten zu tun zu haben. Wann aber die Töchterschwärme die für ihre Zwecke notwendige Stärke erreicht hätten, wussten wir nicht und würden wir eventuell erst in dem Augenblick bemerken, wenn sie uns erneut manipulierten – falls wir dann so etwas überhaupt noch bemerken würden.
In meinem Gehirn schwirrte es – soviel Witz muss sein – wie in einem Bienenschwarm. Bis zu dem Moment, an dem ich mit meiner Zusammenfassung dran wäre, musste ich eine Entscheidung getroffen haben. Wenn ich mich umsah, war klar, dass mein Team die schon getroffen hatte. Ich musste mich also eventuell gegen das gesamte Team durchsetzen.
Mein Problem: Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht Opfer einer Art Verfolgungswahn war. Meine Logik hatte mindestens zwei Ungereimtheiten bzw. ließ zwei Fragen offen. Die eine war ich selbst. Ich hatte von Anfang an bei den Monstern gearbeitet. Wenn sie als Feinde auftraten, die die sie umgebenden Menschen entweder manipulierten oder vernichteten – warum hatten sie es dann mit mir noch nicht getan? Die andere war das Ziel der Biester. Es war klar, dass sie nicht auf Dauer eingesperrt bleiben wollten.
Aber hätten sie nicht einfach einen von uns zu manipulieren brauchen, dass er sie rauslässt, und sie hätten erst einmal in ganz Amerika Platz, so viele Völker zu gründen wie sie lustig waren? Und irgendeinen Zusammenhang musste es mit den Anti-Araber-Bienen geben. Aber da hatte ich absolut keine Peilung. Doch dann kam mir eine Idee, was ich machen musste. Ich war zu klein für einen solchen Kampf. Yong-Brown nicht. Er hatte die ganze Forschungsreihe angeregt. Er konnte ihr eine neue Richtung geben.
Unauffällig sah ich auf die Uhr. Ja. Das ging. Bevor Patsy Buckinghouse als Letzte vor mir sprechen sollte, verkündete ich die Kaffeepause. Ich lief in Richtung Toiletten, aber dann an ihnen vorbei raus zwischen die Bäume. Ich empfinde noch immer diese Erleichterung, als ich mich umsah und niemanden entdeckte, der mir gefolgt war. Ich wählte Yong-Browns Alarmnummer, hörte seine Stimme, flüsterte in den Apparat, dass seine Anwesenheit sofort erforderlich sei und dass ich davon ausging, dass sich hier sonst so etwas wie eine Monsterbienen-Invasion anbahnte, und er wimmelte nicht ab, sondern versprach wirklich, sofort selbst zu uns rauszukommen ... Es war alles glatt gegangen! Gleich wäre ich meine Verantwortung los. In diesem Moment fiel mir dann auf, dass ich wirklich einen kräftigen Druck auf der Blase verspürte. Es bereitete mir ein animalisches Vergnügen, meinen Strahl gegen den nächstbesten Baum zu richten und dann entspannt die Hose zuzuknöpfen.
Als ich mich umdrehte, um wieder zum Partybungalow zu schlendern, als wäre alles in bester Ordnung, sah ich sie stehen, locker an den breitesten Baum der Nachbarschaft gelehnt mit einem spitzbübischen Lächeln.  

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