Dienstag, 20. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1153

Inzwischen ist der SF-Fortsetzungs-Groschenroman  bei der inzwischen  42. Fortsetzung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" angekommen - wieder mit einer Doppelseite:

Dabei warf sie mir einen derart wissend-verschwörerischen Blick zu, dass ich mich wie in Trance verabschiedete und vor der Tür des Klinikgebäudes feststellte, dass meine Arbeitszeit längst begonnen hatte. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, aber diesmal waren ja die sechs Neuen angekündigt, die sicher auf mich warteten. Ich fing an zu laufen. Übermütig fast. Was auch immer ich tat, ... Lissy war aus dem Schussfeld ...

Solche Situationen hatte ich schon immer gehasst. Mir kam zwar diesmal entgegen, dass ich gerade Grund zu guter Laune hatte, weil ein eigentlich dummer Zufall mir die Sorge um den geliebten Menschen und unsere mögliche gemeinsame Zukunft abgenommen und außer der schon angemeldeten Wochenendveranstaltung einen beständigen Vorwand geschaffen hatte, wen immer ich brauchte aus dem Machtbereich der kleinen Flugmonster zu lotsen, aber für die bevorstehende Szene fehlte mir Lissy sehr. Paul war der einzige, den ich wenigstens kannte, wenn ich ihn auch nicht übermäßig gut leiden konnte. Aber sechs Fremde, denen gegenüber ich auf Anhieb den Chef rauskehren sollte ...
Es kam ganz anders. Was in den Minuten zuvor in meinem Sektor passiert war, weiß ich nicht. Jedenfalls erschien mir alles wie ein Spuk. Niemand wartete auf mich. Die mich bemerkten, grüßten und sagten ihre Namen. Die hatte ich kaum gehört schon wieder vergessen. An Gregs Computer stand ein Blonder, der seine Finger mit der Geschwindigkeit einer Starsekretärin über das Screeningfeld bewegte, als hätte er nie etwas Anderes getan. Er erinnerte äußerlich ein wenig an Greg, sodass er mir nicht so fremd erschien.
Auch seine Art, sich durch mein Erscheinen sichtlich gestört zu fühlen, mich aber mit eine Geste einzuladen, ihm über die Schultern zu schauen und zu hoffen, ich würde nur verstehen und nichts sagen, erinnerte an Greg, wie er mir eigentlich so richtig erst nach seinem Verschwinden vertraut geworden war. „Matthew Damon. Sie können mich Matt nennen. Machen alle.“ Und eigentlich hatte ich mich im nächsten Moment in ein augenblicklich überflüssiges Hilfsprogramm seines Computers verwandelt.
Und eine Frau blieb beim ersten Rundgang im Gedächtnis haften. Romana Blue. Ich hatte es mir verkniffen, witzig sein zu wollen. Schließlich stand Paul dabei, und meine Witze gehen meist daneben. Aber Romana erschien mir so passend wie Blue unpassend. Wahrscheinlich stand in ihrem Ausweis als Augenfarbe schwarz, sie hatte den Teint einer Kreolin, die sich viel der Sonne aussetzte und maß vielleicht einen Meter fünfzig. Zierlich war sie. Spöttisch blickte sie mich an, und ich war froh, meinen Kontrollgang zu den anderen fortsetzen zu können. Der Rest war Small Talk. Paul hatte offensichtlich schon alle eingewiesen, und wir würden an den nächsten Tagen mehr Gelegenheiten haben, uns näher kennen zu lernen.
Nein, stimmt nicht. Natürlich fiel mir Kantus Woodstar sofort auf. Schon des Namens wegen. Klar. Und er hatte was. Der, der ihm diesen Namen mitgegeben hatte, hatte wohl geahnt, dass das Baby zu einem Typen heranreifen würde, der in eine Gladiatorenschule besser als in ein Wissenschaftlerteam gepasst hätte. Seine Züge verrieten nichts.

Als Gedichte des Tages werden am 20.9. voraussichtlich präsentiert


Sebastian Deya mit "Tweet 22"



Von 2008   Hinz sieht hell


und


Das Abschalten des Reaktors
geschieht in zwei Schritten:

Der erste Austritt
aus der Gefahrenzone
der Austritt
aus dem Ich

Schutzmauern werden errichtet
ein kalter Mantel
senkt sich
über die Schultern

dann wird
die Kälte selbst
zum Problem

Schutzmauern werden errichtet
ein kalter Mantel
senkt sich
über die Schultern

bloss um
die Kälte zu ertragen

traurig so traurig
denn es ist eine Realität
die ich erschaffen habe
die meine Flucht
erst nötig machte.

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